"Die Zukunft ist da", freut sich der anonyme Urheber des KI-Hits und gießt neues Öl ins Feuer der Urheberrechts-Debatte.
Los Angeles (jmb) - Der am letzten Wochenende aufgetauchte Song "Heart On My Sleeve" klingt nach einer Kollaboration zwischen Drake und The Weeknd. Eine Piano-Hookline trifft auf einen satten Hip Hop-Beat, die unverwechselbaren Stimmen der beiden kanadischen Sänger tragen einen Text mit Bezügen zu Justin Bieber und Selena Gomez vor. Problem: Die beiden Musiker haben mit dem Track nichts zu tun. Sowohl der Gesang als auch Melodie und Text sollen mit einer Künstlichen Intelligenz generiert worden sein. Ein TikTok-User mit dem Namen ghostwriter977 postete den knapp einminütigen Song am Samstag auf der App. Innerhalb kürzester Zeit ging der Track viral, sehr zum Ärgernis der Universal Music Group, die darin einen groben Verstoß gegen das Urheberrecht sieht. Der Song wurde daraufhin von allen Streaming-Plattformen entfernt.
In einem weiteren TikTok-Video postete ghostwriter977 einen Tweet, der über den Erfolg des Songs berichtet, verbunden mit dem Schriftzug: "Here to turn the industry upside down". In der Beschreibung des Videos kommentierte er: "Ich war jahrelang ein Ghostwriter und arbeitete fast für umsonst, nur damit die großen Labels davon profitieren. Die Zukunft ist da." Die Identität des Users ist bisher unbekannt. Als Profilbild verwendet er ein Gespenst, das eine Sonnenbrille trägt. Wie der ORF vermutet, könnte es sich dabei um einen Medienstunt des US-amerikanischen Tech-Startups Laylo handeln.
Young Guru, Musikproduzent von Jay-Z, reagierte in einem Instagram-Post Ende März bereits auf eine andere KI-Kreation im Stil des Rappers. Mit seinem Kommentar bringt er die Sorgen der Musikindustrie im Bezug auf KI-generierte Songs zum Ausdruck: "Einerseits bin ich mir darüber im Klaren, dass man die Technologie nicht aufhalten kann. Wenn der Geist einmal aus der Flasche ist, kann man ihn nicht wieder hineinstecken. Auf der anderen Seite müssen wir die Rechte der Künstler schützen. Nicht nur die Künstler, sondern jeden in der Gesellschaft. Niemand sollte deinen Namen, dein Bild und dein Konterfei ohne Erlaubnis verwenden können."
Letzte Woche äußerte sich Drake bereits kritisch zu einer KI-Version, in der eine ihm nachempfundene Stimme über den Ice Spice-Song "Munch" gelegt wurde. In einer Instagram-Story kommentierte der Kanadier, dies sei der "Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt."
2 Kommentare mit einer Antwort
Tja, wie hieß es oben im Artikel: "Der Geist ist aus der Flasche. Es ist unmöglich, ihn wieder zurückzustecken."
Fühle mich an die Anfangszeiten des Musikdownloads erinnert, da waren die Labels ähnlich empört und machtlos zugleich...
Nun sollte man fairerweise aber auch anmerken, dass Künstler wie Drake, mit ihrer generischen Scheißmusik. es einer AI auch sehr leicht gemacht Tracks in diesem Stil zu generieren.
Jaja... auch eine AI für Rezensionen wird niemals verhindern, dass ...