Italienisch-Unterricht live mit Francesco Wilking, Sven Regener, Tobias Bamborschke u.a.
Berlin (dp) - Diese komische Zeit zwischen Weihnachten und Silvester, in der Besinnlichkeit und Langeweile regieren, ist eigentlich prädestiniert für Konzerte. Und so folgen gestern Abend zahlreiche Musikfans dem Ruf der Crucchi Gang und tummeln sich in der vollgepackten Columbiahalle, um 'Una sera d'inverno con la Crucchi Gang' zu erleben.
Crucchi - was?
Die Crucchi Gang, das sind Francesco Wilking (Die Höchste Eisenbahn, Tele) und seine Bigband, die sich ganz der italienischen Sprache verschrieben haben. Die Gang übersetzt deutsche Klassiker ins Italienische oder covert Songs italienischer Künstler.
Zur Feier des Tages hat sich Wilking zudem namhafte Musiker:innen eingeladen, um live noch ein wenig mehr Schwung reinzubringen. Während Tristan Brusch und Matze Rohde krankheitsbedingt absagen mussten, freuen sich die Fans über die fantastische Lina Mary, Dota Kehr, Moritz Krämer, Tobias Bamborschke und Element Of Crime-Legende Sven Regener.
Der Move des Italienisch-Lehrers
Wilking und Band lassen sich an diesem Abend nicht lumpen und verzaubern das Publikum mit sanften Italo-Pop-Klängen, die auch Hits wie Joachim Witts "Goldener Reiter" (heute Abend: "Cavaliere d'Argento") oder Von Wegen Lisbeths "Meine Kneipe" gut zu Gesicht stehen. Francesco zieht den Move als Italienisch-Lehrer auch fast das komplette Konzert über durch. Er moderiert sehr viel auf Italienisch und präsentiert einen feinen norditalienischen Akzent.
Apropos Akzent: Natürlich differiert das Sprachniveau der eingeladenen Musiker:innen zwischen 'Tourist an der Adria' bis zu 'am Verhandlungstisch mit dem Paten'. Nur Sven Regener, der klingt auf Italienisch genauso wie auf Deutsch.
Regener: das Highlight, Maly: die Beste
Regener ist natürlich der absolute Star des Abends und hat auch sichtlich Bock. Nicht nur bei seinem Einzelauftritt in der zweiten Hälfte des Sets, sondern auch beim gemeinsamen Abschlusssong "Azzurro". Er wirft die Arme in die Luft, schunkelt, freut sich und reißt das Publikum mit in den Sog seiner guten Laune. Laune hatten aber auch die Anderen. Mit Abstand die beste gesangliche Leistung des Abends gebührt Lina Maly, die im Duett mit Francesco zu Wir Sind Helden (Nur Ein Wort) richtig aufdreht.
Die etwas nervöse Dota Kehr meistert ihren Auftritt ebenfalls mit Bravour. Der Zuschlag in Sachen Coolness geht allerdings an Tobias Bamborschke von Isolation Berlin: Mit seiner nonchalanten Art, der roten Lederjacke und ordentlichem Italienisch ist er die Überraschung des Abends.
Moritz Krämer dagegen liest seinen Text ab: "Francesco hat erst vor drei Monaten Bescheid gesagt! In so kurzer Zeit kann ich diese Fantasiesprache echt nicht auswendig lernen!" Den Fans kümmert es wenig, schließlich geht hier kein Sprachwettbewerb über die Bühne, sondern ein freundliches Miteinander inklusive Anekdoten, guter Musik, lachenden Gesichtern und einer Menge Schmalz. Ob es nun die Coverversionen sind oder italienische Hits wie Giovanottis "Ti Sposerò", Lucio Battistis "Ee Penso A Te" oder die bedeutungsschwere Ballade "Rimini" von Fabrizio De André - alles klingt schön und sehr sanft.
Mit Hoffnung ins neue Jahr
Am Ende des regulären Sets packt die Crucchi Gang noch den Gassenhauer "Bungalow" von den unfassbaren Bilderbuch aus, bevor als letzte Zugabe der Klassiker "Gute Nacht, Freunde!" ("Buona Notte Amici") das Berliner Publikum in die Kälte scheucht - aber auch mit Hoffnung nach vorne blicken lässt.
Von Désirée Pezzetta.
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