Der Landkreis Halberstadt hat ein Konzert des Liedermachers Konstantin Wecker unter dem Motto "Nazis raus aus dieser Stadt" untersagt. Zuvor hatte die NPD indirekt mit Randale gedroht.

Halberstadt (sar) - Der Landkreis Halberstadt hat ein Konzert des Liedermachers Konstantin Wecker untersagt. Hintergrund waren offenbar die Proteste der rechtsextremen NPD gegen die Veranstaltung unter dem Motto "Nazis raus aus dieser Stadt". Unter diesem Slogan wollte der Liedermacher Konstantin Wecker mit der Band Strom & Wasser im Rahmen einer Tournee durch Ostdeutschland in einem Gymnasium in Halberstadt in Sachsen-Anhalt auftreten. Die NPD hatte laut tagesschau.de argumentiert, dass vor der Landtagswahl am 26. März Wahlkampf in öffentlichen Gebäuden verboten sei.

Außerdem verstoße es gegen die Auflage, dass in schulischen Einrichtungen keine kommerziellen Veranstaltungen durchgeführt werden dürften. Wecker jedoch verzichtet auf der Anti-Nazi-Tournee ohnehin auf eine Gage.

Der Kreisvorsitzende der NPD, Matthias Heyden, hatte in einem Brief an die Stadtverwaltung noch handfestere 'Argumente' gegen den Wecker-Auftritt angekündigt. Die NPD werde, falls das Konzert stattfinde, "aktiv an der Veranstaltung teilnehmen". Außerdem werde man künftig zahlreiche Termine zu "nationalen Themen" organisieren, sollte die Stadt nicht einlenken. Selbiges bezog die NPD auch auf den angekündigten Kabarettisten Serdar Somuncu, der in Halberstadt sein Programm "Hitler Kebab" aufführen wollte.

In seinem Vorbericht zur Antifa-Tour 2006 auf Konstantin Weckers Webseite beschreibt der Liedermacher Heinz Ratz ein Gespräch mit dem stellvertretenden Bürgermeister Hase. Dieser äußerte zwar sein Bedauern darüber, dass die Veranstaltung nun nicht stattfinden könne, er trage jedoch die Verantwortung für die Sicherheit der Bürger. Außerdem sei die NPD eine demokratische Partei, und man solle auch Verständnis dafür haben, dass sich die Stadt und ihre Anwohner nicht "von einem Konzert vergewaltigen lassen wollten".

Auch in anderen ostdeutschen Städten begegnete man dem Engagement gegen Nazis skeptisch bis ablehnend, wie Weckers Webseite etwa aus Hoyerswerda berichtet: "Der Leiter der Kulturfabrik, ein Mann, der sich immerhin verantwortlich zeigt für Liedermacherförderung, erklärte gegenüber Konstantin Weckers Management, unter dem Motto könne er keine Veranstaltung zulassen, da es in Hoyerswerda gar keine Nazis mehr gäbe. Die Stadt hätte so viel gegen sie unternommen. Nun seien keine mehr da, daher sei auch das Motto der Veranstaltung komplett deplaziert. Auf einen Kompromissversuch, die Veranstaltung mit 'Nazis, raus aus unseren Köpfen' zu betiteln, reagierte er mit der Behauptung, sie seien auch nicht mehr in den Köpfen."

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stefen J. Kramer kommentierte die Halberstädter Konzertabsage in einer Presseerklärung: "Die Absage ist eine Bankrotterklärung der Politik vor der NPD". Die Entscheidung sei beschämend. Damit würden "alle zivilgesellschaftlichen Initiativen und das Engagement von Liedermacher Konstantin Wecker gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit - für die die NPD steht - verhöhnt". Auch Weckers Manager Manfred Berghard sprach von einem "erschreckenden Vorgang". Es sei "beschämend, wenn es Rechtsradikalen gelingt, ein solches Konzert zu verhindern", sagte Berghard zur dpa. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

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