Möchtegern-Rockstars dürfen sich freuen: Finnische Informatikstudenten bringen die Luftgitarre nun mit einem speziellen Computerprogramm zum Klingen.
Helsinki (bin) - Laute Rockmusik verursacht bei manchem sonderbare Begleiterscheinungen. Auf Konzerten, Festivals - ja, sogar vor dem eigenen Spiegel - leiden die Betroffenen, wenn ihre Lieblingsmusik gespielt wird, unter Zuckungen, gestikulieren wild mit den Händen, verrenken ihr Rückgrat oder schneiden Grimassen. Kurz, sie spielen Luftgitarre! Aufgrund der zumeist zusammenhanglosen Fuchtelei sind sie nicht nur für Umstehende unhübsch anzuschauen, sondern tragen auch wenig zu ihrer eigenen Befriedigung bei. Denn wie sollten sie ihren Idolen auch gebührend huldigen, wenn sie ihrem Pseudo-Instrument keinen einzigen echten Klang entlocken können?
Findige finnische Informatikstudenten haben diesen Widerspruch nun aufgelöst: Die Skandinavier entwickelten eine Software, die Bewegungen von Luftgitarristen mit Hilfe einer Kamera und orangenen Gummihandschuhen in Töne umsetzt. Die Installation "Virtual Air Guitar" steht bis Ende März 2006 im Heureka Wissenschaftszentrum in Helsinki zum Test bereit. Das Abrocken in der technischen Anlage lockt jeden Monat 5.000 Experimentierfreudige in die finnische Hauptstadt.
Seinen Anfang nahm das verrückte Projekt, als ein Professor der Technischen Universität Helsinki die Aufgabe stellte, ein virtuelles Instrument zu entwickeln. Wahrscheinlich schwirrte den Studenten Aki Kanerva, Juha Laitinen and Teemu Mäki-Patola der Gedanke an die traditionsreichen finnischen Luftgitarrenwettbewerbe durch die Hinterköpfe, als sie sich an die Arbeit machten. Ihr Ziel: Auch musisch Unbegabten den Spaß am Spielen und Schaffen von Musik näher zu bringen. Diese Aufgabe meisterten die Studis mit Bravour, denn ganz nach dem Motto "All you need is a pair of orange gloves and rock'n'roll attitude ..." lässt sich die virtuelle Luftgitarre von jedem in etwa zehn Sekunden erlernen.
Das System ist soweit ausgereift, dass auch Gitarrentechniken wie das Bending oder Sliding vom Computer erkannt werden. Als nächstes Projekt steht die "Air Band" auf der To-Do-Liste der Studenten. Ein virtuelles Schlagzeug gibt es immerhin auch schon. Wer mehr über die klingende Luftgitarre und deren Erfinder erfahren will oder das vielversprechende Bandexperiment sponsoren möchte, besucht die schicke Homepage der Finnen. An einer Version für den heimischen Computer wird natürlich auch schon gebastelt!
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