Heute Abend ist Premiere, der Popliterat versucht sich als Fernsehgastgeber. Was genau passieren soll, weiß allerdings niemand.

Berlin (tei) - 22 Uhr, MTV - es geht los. Popliterat Benjamin von Stuckrad-Barre hat eine eigene Fernsehsendung. Der MTV-Lesezirkel soll vorerst 12 Mal live aus einem Kreuzberger Studio gesendet werden. So viel ist klar, viel mehr allerdings nicht. Selbst die Produktionsfirma vom Lesezirkel tappt laut der Tageszeitung taz im Dunkeln: "Benjamin von Stuckrad-Barre will die Pressearbeit erst machen, kurz bevor die Sendung startet oder während die Sendung gestartet ist". Der 26-jährige Jung-Literat wird sich wohl in erster Linie selbst inszenieren.

Wie der Name Lesezirkel jedoch schon erahnen lässt, soll es auch noch um gedruckte Buchstaben gehen. "Neuigkeiten und Seltsamkeiten aus der bunten Welt deutscher Printerzeugnisse werden präsentiert", ist zumindest von MTV zu erfahren. Schriftsteller sollen ein Lese-Forum bekommen, sonst soll auf der Grundlage von aktuellen Zeitungen und Zeitschriften von Zeit bis Bravo nett geplaudert werden - der geneigte Zeitungsleser, der wieder kaum zum Zeitungslesen kam, darf also hoffen, das Wichtigste der letzten Woche nachgereicht zu bekommen.

Zu erstem Ruhm gelangte Stuckrad-Barre mit seinem 1998 erschienenen Buch "Soloalbum" - zuvor verdingte sich der notorische Dampfplauderer auch schon mal als Gag-Schreiber für die Harald Schmidt-Show. In seinen Nachfolge-Werken "Livealbum" und "Remix" wird auch die Musikbranche immer wieder gründlich durchleuchtet. Die Fortsetzung seiner Karriere als TV-Talk-Master überrascht jedoch wenig. Die taz glaubt derweil bereits zu wissen, wo Stuckrad-Barres Reise hingehen soll: "Nach Marcel Reich-Ranickis entschiedener Abdankung gilt es das Amt des Fernseh-Literators mit Unfehlbarkeitsanspruch neu zu besetzen".

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