15 Jahre nach "Zum Glück In Die Zukunft" kündigt der Rostocker den Abschluss seiner Alben-Trilogie an. Die Single "Babylonia" grüßt aus der emotionalen Twilight-Zone.
Rostock / Berlin (dani) - Fünfzehn Jahre hat Marterias "Zum Glück In Die Zukunft" inzwischen auf dem Buckel. Das etwas unrunde Jubiläum feierte der Rostocker vergangene Woche in seiner Heimatstadt mit einem kurzfristig angekündigten Gratiskonzert am Strand. Wer hätte ahnen können, dass dieser Flashback in die Vergangenheit nur der Auftakt für Zukünftiges sein würde? Na, so ungefähr jede*r und sämtliche dazugehörigen Mütter. Es kam, wie erwartet: Am Ende der Show kündigte Marteria ein neues Album mit altbekanntem Titel an: "Zum Glück In Die Zukunft III" erscheint am 27. März. Eine erste Single gibt es inzwischen, "Babylonia", bitteschön:
Ja, man merkt durchaus, dass das als Teil einer Trilogie konzipiert wurde. Wie schon bei "Zum Glück In Die Zukunft" und "Zum Glück In Die Zukunft II", setzt Marteria wieder auf eine Produktion der Krauts. Textlich gibt es ebenfalls die eine oder andere Bezugnahme. Statt "von Level zu Level bis der Endboss kommt" springt Marteria hier eben "von Bubble zu Bubble". Auch darüber hinaus bieten reichlich Zitate und Querverweise entsprechend viel Vertrautes: Sängerin Inèz aus der Hook kennen wir zum Beispiel spätestens seit Peter Fox' "Zukunft Pink", das Videosetting aus "Jumanji", und die alten Jengaklötzchen könnte man wirklich auch mal wieder aus dem Schrank holen.
Zutreffend diffus
Doch ... worum geht es in diesem Song eigentlich? Marteria bleibt relativ diffus, bringt damit aber bizarrerweise ein weit verbreitetes Gefühl ziemlich genau auf den Punkt. Die Welt geht vor die Hunde, man sollte sich engagieren, möchte sich aber nur wegducken und im hyggeligen Privaten einigeln. Wer kennt es nicht? Angesichts vielfältiger Krisen, bedrohlicher Entwicklungen und dem nicht abreißen wollenden Strom beängstigender Nachrichten fühlen doch wahrscheinlich viele auf der einen Seite den Drang, irgendetwas tun, wenigstens protestieren zu müssen. Andererseits sitzen fast genau so viele erstarrt da wie die Kaninchen im Scheinwerferlicht des heranrasenden Autos und wünschen sich verzweifelt eine Pause an einem Ort, weit weg von alldem, um dort für immer zu bleiben, wenigstens kurz, ja? Oder eben solange, bis die Katastrophe uns überrollt.
Auch wenn das alles natürlich viel vages Buzzword-Gelabere ist, das Marteria da mit gewohnt regloser Stimme und wie immer nahezu völlig bar jeder erkennbaren Mimik droppt, erwischt er mich diesmal doch irgendwie. Die emotionale Twilight-Zone, die er da beschreibt, kenn' ich einfach zu gut. Trotzdem: "Doch hast du schon mal Nebel von hinten gelesen?" Marten, bitte! Jedes verdammte Grundschulkind hat das getan. Ich hoffe nicht, dass das Tiefgang suggerieren sollte. Ein bisschen origineller darf es gerne noch werden.
5 Kommentare
Musik, zu der man zünftig seine Alte würgen kann.
Musik, die den Strom, den sie verschlungen hat nicht wert ist.
Meh
Sich selbst dienen(Berg ab) oder der Einheit(Berg auf). Der ewige Konflikt des menschlichen Erlebnisses. What a time to be alive. Ein Ende ist zugleich ein Anfang -Ouroboros.
Von daher: buckle up, its gonna get bumpy.
Marteria ist genau so ein One-Trick-Pony wie MC Fitti. Er releast seit Jahren einfach immer und immer wieder das selbe Lied. Sein einziger Vorteil gegenüber Fitti, den er auch konsequent auskostet, ist, dass sein Gesicht etwas ansehnlicher ist als das der fleischgewordenen Konfettikanone.