Für sein neues Album "One Pig" verfolgt der Experimental-Elektroniker Matthew Herbert mit Mikro und Kamera das Leben eines Hausschweins von der Geburt bis zum Gang auf die Schlachtbank.

London (mma) - Gar nicht lange her, da warb die durchaus umstrittene Tierrechte-Organisation PETA mit Tourplakaten für den Kampf gegen den Robbenfang. Darauf collagierte man Konzerte der archetypischen (und imaginären) Heavy Metal-Band The Canadians, die gerade genüsslich besagte Meeressäuger abschlachtete.

Matthew Herberts neuestes Projekt klingt nicht minder schwer nach PETA-Aktionismus. Für sein kommendes Konzeptalbum "One Pig" plant der Microhouse-Pionier das Leben eines gemeinen Hausschweins akustisch festzuhalten: von der Geburt über den Tod bis hin zur industriellen Weiterverarbeitung.

Für das Unterfangen hat Herbert eigens einen Blog zum Mitverfolgen eingerichtet: "2010 werde ich ein Album veröffentlichen, das komplett aus Geräuschen aus dem Lebenslauf eines Schweins besteht. Ich werde bei seiner Geburt da sein, während seines Lebens, zugegen bei seinem Tod und während des Schlachtprozesses."

Fell fürs Drumkit, Borsten zu Zahnbürsten

"Der Körper wird dann Köchen überreicht werden. Es wird ein Festbankett geben, vielleicht auch ein Paar Schuhe und möglicherweise ein Fell fürs Schlagzeug und eine Zahnbürste aus den Borsten und Tinte aus seinem Blut. All das wird aufgenommen und in Musik verwandelt werden."

Vor den morbiden Aufnahmen beim Schlachter gruselt es selbst die Fleischesser in der Redaktion schon jetzt, während auf der im Mai installierten Webseite aktuell erst mal die Geburt per Video protokolliert wird. Bleibt die Frage, wie weit Herbert seine Musique concrète im kommenden Jahr tatsächlich realisieren wird, oder ob sich das Projekt letztlich doch als zynischer Kommentar in PETA-Kooperation entpuppt.

Sounds aus dem Clubklo

Weniger bizarr – jedenfalls im Kontext des experimentierfreudigen Produzenten – wirkt sein zweites Vorhaben für 2010 namens "One Club". Für den 30. September 2009 ruft Matthew Herbert im Vorfeld zwecks Materialbeschaffung dazu auf, in den Frankfurter Technoclub Robert Johnson zu kommen, um dort aktiv zu einer weiteren Soundcollage beizutragen: "Der Club wird mit Mikrofonen ausstaffiert sein, sowohl draußen wie drinnen und auf der Toilette, um jedes Geräusch festzuhalten."

Schließlich nur eine kleine Randnotiz und kaum Diskussionsstoff liefert der dritte anstehende Longplayer: "One One", eine "ruhige Songsammlung", basiert nicht auf Field Recordings, sondern nur auf Herberts Stimme und diversen Instrumenten. Wie unspektakulär ...

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