Am heutigen Samstag startet in den Münchner Kammerspielen das "Festival vom unsichtbaren Menschen", ein sechswöchiges Festival des Kölner Indiepop-Künstlers PeterLicht.

München (mma) - PeterLicht hat sich bekanntlich noch nie mit der bloßen Musikerexistenz zufrieden gegeben. Zwischen den Album-Releases ging der Kölner, der im echten Leben eventuell Meinrad Jungblut heißt, regelmäßig auf große Lesetouren mit Sammlungen von Geschichten, Gedichten, Tagebuchfetzen, Slogans, Songtexten und Zeichnungen. Auch anlässlich der jüngsten Langspieler gewordenen Schönheit trat Licht mit neuem Buchmaterial z.B. auf der Literaturmesse lit.cologne auf.

Der großen Bühneninszenierung widmete sich der "unsichtbare", weil unfotografierte Künstler ebenfalls bereits mehrfach: Das unter seiner Regie entstandene "Karoshi. Tod durch Überarbeitung" feierte 2003 Premiere, "Wir werden siegen! Und das ist erst der Anfang" 2006. Nun sucht der Kölner erneut das Theater - diesmal gleich mit einem eigenen Festival.

Festival vom unsichtbaren Menschen (24.1. - 8.3.)

In den Münchner Kammerspielen startet am heutigen Samstag das "Festival vom unsichtbaren Menschen" mit einer Live-Darbietung des aktuellen Albums "Melancholie Und Gesellschaft". Bis zum 8. März werden in der Folge die (gesellschafts-)prägenden Themen, die Licht in seinen Werken verarbeitet, in kleinen und größeren Performances bearbeitet, wobei die Theaterpremiere des zentralen Stücks "Räume räumen" am 31.1. stattfindet.

Entstanden ist das Bühnenstück unter der Regie von Licht und Choreografin Esther Struck, angekündigt sind leere Räume, die mit Möbeln vollgeräumt, besungen und besprochen werden: "Sie werden Ordnung schaffen, sie werden Ordnung verlieren. Sie werden weiter machen. Auch dann, wenn sie längst verschwunden sind, nach oben, ins Freie."

Von Kapitalismus, Individualität und Freiheit

Die Einleitung zum "Festival vom unsichtbaren Menschen", das neben "Räume räumen" aus Lesungen, Tanzperformances und Predigten besteht, liest sich wie folgt:

Liebe Leute,

Gemeinsam sind wir, ja was eigentlich? Ein Ameisenhaufen? Ein Gedankenexperiment? Keine Meise ist Einzelwesen, sondern freilaufende Faser des Ganzen. Worum es geht: Meine Träume, meine Meinungen checken. Sind das meine? Oder ist es ein allgemeiner Traum, der sich in mir träumt? Der große Schlaf. Das Lied, das sich singt. Der Mensch ist unsichtbar. Das System mit seinen eigenen Gesetzen. Und das, was ist, passt immer ins System. Gibt es einen individuellen Menschen? Oder ist Individualität ein Marketingtool? Der ideale Teilnehmer am Warenkreislauf: Der Einzigartige. Der individuelle Depp, der sich auskleidet mit dem Laminat vom Tage (Laminat du Jour). Auskacheln. ('Das möchte ich jetzt auch noch haben.')

Aber was sonst. Schlafen? Unsichtbar sein? Nöööh. Meine Träume sind Deine. Der gemeinsame Schlaf. Der Traum. Berufe tauschen, Identitäten tauschen. Der Mensch ist unsichtbar. Wir geistern durch unsere Träume. Wir tauchen dann und wann auf. Wir sagen etwas daher. Jemand sagt unsere Gedanken auf. Einzigartiges Ich. Kulturleistung: Wegnicken. Wegsehen. Einnicken. Die Frage, was kommt nach der Selbstverwirklichung? Der manchmal aufkeimende Verdacht, dass 'Selbstverwirklichung' ein anderes Wort ist für Depression.

Weiterlesen

PeterLicht MP3-Verlosung und Castingaufruf

PeterLichts "Melancholie Und Gesellschaft" erscheint im September. Wir bieten euch 300 Gratis-Downloads des Album-Highlights "Trennungslied". Eine Mail an peterlicht@laut.de genügt.

laut.de-Porträt Peter Licht

PeterLicht ist und bleibt für das Gros der Indiepop-Connaisseure dieses Landes auf dem Sonnendeck. Die entspannte elektroakustische Sommerflirrerei seiner …

1 Kommentar