Im Prozess um Rapstar Puff Daddy wurden gestern in New York die Abschluss-Plädoyers gehalten. Mit Spannung erwarten die Beobachter das Votum der Geschworenen, das schon Ende der Woche erfolgen könnte. Sollte der Rapstar hinter schwedischen Gardinen verschwinden, stehen seinem Hip Hop-Imperium schwere Zeiten bevor.
New York (ebi) - Puff Daddy wird derzeit selten mit lachendem Gesicht angetroffen. Bei der Aussicht, für 15 Jahre ins Gefängnis zu wandern, ist das kein Wunder. Gestern hielten Staatsanwaltschaft und Verteidigung im Prozess gegen den Rapstar ihre Abschluss-Plädoyers. Vor knapp einem Jahr war Sean Combs nach einer Schießerei in einem New Yorker Nachtclub festgenommen worden. Ob der Rapstar selbst geschossen hat, ist unklar. Er wurde dennoch wegen "unerlaubten Waffenbesitzes" und "versuchter Bestechung" angeklagt. Auf der Anklagebank des Manhattan Supreme Court sitzen auch sein Leibwächter Anthony Jones sowie Rapper "Shyne" (LAUT berichtete).
Der Urteilsspruch der zwölf Geschworenen wird Ende der Woche erwartet. Zuvor hatte Puff Daddys Anwalt für die Unschuld des Rappers plädiert. Lautstark stellte Benjamin Brafman die Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugen Natania Reuben, Julius Jones und Puffys Fahrer Wardel Fenderson in Frage. Der Anwalt sieht seinen Mandanten als unschuldiges Opfer von "bösen Menschen", die an sein Geld heran wollen. Er sprach von Verschwörung, Lüge und widersprüchlichen Anklagepunkten. Mit dem seit dem Mord-Prozess gegen O.J. Simpson berühmten Zitat "If it doesn't make sense, you must find for the defense", ging der Anwalt nochmal auf's Ganze.
Im Falle eines Schuldspruchs könnte der Rapstar bis zu 15 Jahre von der Bildfläche verschwinden. Für sein Entertainment-Imperium wäre dies mehr als ein empfindlicher Schlag. Der Rap-Mogul hat in den vergangenen Jahren ein florierendes und weit verzweigtes Unternehmen geschaffen. Kern des Hip Hop-Imperiums ist das Label Bad Boy Records mit einem jährlichen Umsatz von 100 Millionen US-Dollar (gut ein Drittel des Gesamtumsatzes). Neben einem Aufnahmestudio gehören auch eine Restaurantkette für karibische Küche (Justin's Restaurant) zu Combs' Imperium. Desweiteren ist der Bad Boy im Modegeschäft, dem Film-Biz und einer ganzen Reihe anderer Branchen aktiv. Probleme mit der Street Credibility hat Combs dabei weniger. Immerhin stammen 80 Prozent seiner Kunden aus den "Suburbs".
Puff Daddys Angestellte beten derzeit täglich für einen guten Ausgang des Prozesses. Denn der Rapper gilt als unersetzbare kreative Keimzelle des Hip Hop-Unternehmens. Finanzchef Derek Ferguson attestiert seinem Boss ein feines Gespür für kommende Trends. Auch bei Bad Boy Records hält Combs die Fäden von der Songauswahl bis zum Marketingkonzept in der Hand. Sollte Puff Daddy jetzt tatsächlich hinter Gitter wandern, beschwören manche Musik-Biz-Insider das "Death Row Records-Syndrom" herauf. Label-Boss Suge Knight musste aus dem Gefängnis heraus zusehen, wie sein Unternehmen immer mehr den Bach hinunter ging. Ob es im Falle Puff Daddys soweit kommt, hängt nicht zuletzt vom Urteil der zwölf New Yorker Geschworenen ab.
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