In einem Werbeclip singt ein Cash-Imitator. Die Erben der Country-Legende sprechen von "Diebstahl".
Nashville (mis) - Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten stößt man immer mal wieder auf Rechtsfälle, die diese Beschreibung Amerikas offenbar sehr wörtlich nehmen. So hat die Erbgemeinschaft von Johnny Cash am Dienstag im US-Bundesstaat Tennessee eine Klage gegen Coca-Cola eingereicht, weil der Getränkekonzern in der musikalischen Untermalung eines Werbespots eine Stimme verwendet, die dem berühmten Countrysänger sehr ähneln soll. Die Nachahmung von "einer der legendärsten und unverwechselbarsten Stimmen der Musikgeschichte" in einer landesweiten Werbekampagne sei schlicht "zur Bereicherung" eingesetzt worden, befinden die Nachlassverwalter.
Es sei weder um Erlaubnis gefragt noch eine Entschädigungzahlung in Erwägung gezogen worden. Somit profitiere Coca-Cola "von dem bescheidenen Mann und Künstler, der den guten Ruf geschaffen hat", zitiert der britische Independent weiter aus der Klage. Die Kläger fordern die Einstellung des Werbespots sowie eine nicht näher bezifferte Entschädigung. Der Werbespot mit dem Titel "Fan Work Is Thirsty Work" wurde für die laufende College-Footballsaison produziert und wird seit August ausgestrahlt.
Da Cash nachweislich eine der legendärsten und unverwechselbarsten Stimmen der Musikgeschichte hatte, ist es nicht frei von Ironie, dass das Johnny Cash Estate glaubt, man könne diesen Werbespot-Sänger mit dem Original verwechseln. Gleichzeitig ist es relativ offensichtlich, dass Coca-Cola im Sinn hatte, dem berühmten, federnden Bariton des 2003 verstorbenen Sängers nahezukommen. Für Cashs Erben ist die Sache klar: "Die Stimme eines Künstlers zu stehlen, ist Diebstahl. Es ist Diebstahl seiner Integrität, seiner Identität und seiner Menschlichkeit." Weiter behaupten sie, das Unternehmen habe über eine Werbeagentur einen Johnny-Cash-Imitator engagiert. Laut Anklage habe dieser in einem Social-Media-Post zugegeben, dass das Ziel gewesen sei, "vom guten Ruf der Stimme Johnny Cashs zu profitieren."
Große Hoffnungen machen sich die Erben vor allem aufgrund eines fast 40 Jahre alten Präzedenzfalls. 1988 klagte Bette Midler erfolgreich gegen den Automobilhersteller Ford, der zwei Jahre zuvor in einem TV-Spot die Stimme einer Sängerin einsetzte, die Midlers Stimme scheinbar perfekt nachahmte.











2 Kommentare
"sei schlicht "zur Bereicherung" eingesetzt worden"
Oh, die Ironie
"Da Cash nachweislich eine der legendärsten und unverwechselbarsten Stimmen der Musikgeschichte hatte"
Hierzu müsste es ja dann einen amtlichen Bescheid geben. Ggf. reicht auch der Personalausweis per postum.