Bei einem kostenlosen Konzert der Rolling Stones an der Copacabana in Rio de Janeiro versammelten sich mehr als 1,2 Millionen Zuschauer. Damit brachen die Rocker ihren persönlichen Publikumsrekord.

Rio de Janeiro (bin) - Auf ihre alten Tage durften die Rolling Stones am Samstagabend erleben, dass Rio nicht nur super Karneval feiert, sondern auch beim Rock'n'Roll die Nase ganz weit vorne hat. Zu ihrem kostenlosen Konzert an der Copacabana erschienen mehr als 1,2 Millionen Fans und verschafften den Stones damit die größte Zuhörerschaft in ihrer Bandgeschichte. Nicht nur der Strand platzte aus allen Nähten, auch die Hotels mit Meerblick quollen über - viele Menschen, die keinen Platz vor der Bühne fanden, fieberten von den zahlreichen Balkonen aus mit. Ganz Einfallsreiche mieteten sich einen schwimmenden Ausguck und verfolgten das Konzert von Booten aus.

Selbst die drückende Hitze von 35°C am Abend hielt die Rocker nicht ab, über die eigens angefertigte Brücke von ihrem Hotel direkt auf die sechzig Meter lange Bühne zu stürmen. Über die acht großen Videoleinwände und Lautsprecher konnten auch die hinteren Reihen mitverfolgen, wie Mick Jagger die Einheimischen und die vielen angereisten Fans stilecht auf Portugiesisch willkommen hieß. Nach dem Opener "It's Only Rock'n'Roll" folgte ein Set aus weiteren 19 Songs, darunter auch die Klassiker "Honky Tonk Woman" und "Satisfaction". Spätestens als Jagger mit einem weißen Rio de Janeiro-Shirt über die Bühnenbretter flitzte, brach das Publikum den übereinstimmenden Berichten zufolge in grenzenlose Begeisterung aus.

Eine Live-Übertragung des brasilianischen Senders Globo lockte weitere Millionen Zuschauer vor den Fernsehschirm. Auch 200 Kinos in den USA präsentierten das Spektakel. Wer den Flieger nach Rio verpasst hat oder einfach über eine zu kleine Satellitenschüssel verfügt, darf das Konzert demnächst daheim genießen: Etwa 50 Kameras nahmen die Show auch aus der Luft oder vom Wasser aus auf und sammelten Material für eine bald erscheinende DVD.

Trotz der Zuschauermassen verlief das Konzert ohne nennenswerte Zwischenfälle, dafür sorgten 2.700 Polizisten und 480 Feuerwehrleute. Die Sanitäter behandelten etwa 300 Menschen wegen Überhitzung und übermäßigem Alkoholkonsum. Sechs Zuschauer verletzten sich leicht, als der Ast eines Baumes, auf dem sie saßen, abbrach und mit ihnen zu Boden fiel. Nur die Müllabfuhr wird in den nächsten Tagen noch mit den Hinterlassenschaften der Konzertgäste zu kämpfen haben: Nach der zweistündigen Rockshow blieben rekordverdächtige 220 Tonnen Müll am Strand und Umgebung lieben.

Die Rolling Stones sorgten für einen Konzertabend voller Superlativen - einen Eintrag ins Guinness Buch schafften sie trotzdem nicht. Den Rekord für das größte Publikum hält derzeit immer noch Rod Stewart, der im Jahr 1994 am gleichen Strand vor 3,5 Millionen Menschen spielte. Allerdings fiel sein Konzert mit Silvester zusammen, was ihm sicherlich viele unfreiwillige Zuschauer bescherte.

Ganze 4,6 Millionen Dollar kostete die Veranstaltung des denkwürdigen Events. Diese trugen nicht etwa die Rockveteranen selbst, sondern zwei große Mobilfunkunternehmen. Auch die Karnevalsstadt übernahm einen Teil des Betrags.

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