Tausende Freiwillige aus aller Welt agieren hinter den Kulissen von Europas zweitgrößtem Festival - egal ob Kinderärztin, Student oder Banker.
Roskilde (mab) - "Get the Orange Feeling" - was genau sich hinter diesem Motto verbirgt, kann wohl niemand besser erklären, als die zahlreichen Freiwilligen, die jedes Jahr eines der größten europäischen Festivals verwirklichen. Ohne deren Hilfe wäre das Non-Profit-Spektakel Roskilde wohl nicht möglich. Insgesamt 31.000 Menschen jeden Alters bereiten rund 100.000 zahlenden Gaesten ein einzigartiges Kulturerlebnis.
"Nur 65 Leute arbeiten Vollzeit für das Festival", berichtet Marianne, die selbst eine von gut 800 sogenannten Roskilde-Enthusiasten ist, die das ganze Jahr über aktiv sind. "Ich opfere allein vier meiner sechs Wochen Urlaub für das hier. Was ich insgesamt an Zeit darin investiere, weiß ich nicht. Eine ganze Menge jedenfalls!" Die Dänin ist seit den Neunzigern als Booker Teil der Roskilde-Familie. Eigentlich arbeitet sie als Kinderärztin.
Roskilde an der Uni
Doch die Freiwilligen kommen nicht nur aus Dänemark. Eine Gruppe Amerikaner ist das beste Beispiel. "Wir studieren das Roskilde Festival in einem Kurs. Unser Professor ist seit fast 20 Jahren Roskilde-Enthusiast", erzählen sie. Dabei ist Dänemark ja nicht gerade der nächste Weg. "In den Staaten gibt es nichts Vergleichbares. Wir haben zwar auch große Festivals, aber die sind alle kommerziell. Das Roskilde-Konzept ist einzigartig. Auch die Fans helfen mit. Schaut euch nur mal Dream City oder die Art Zone an: Die Leute machen sich monatelang Gedanken, wie sie etwas Besonderes nur für diesen Anlass schaffen können."
Als Dank für das Engagement der Tausenden Helfer ist während der gesamten Festivaldauer ein achtköpfiges Team unterwegs, dessen einzige Aufgabe darin besteht, zu umarmen. "Das ist ganz schön anstrengend", lacht Mette, eine der "Hugger". Sie ist mit ihrer Cousine im Duo unterwegs. Umarmungen kann man übrigens auch buchen. "Gestern hatten wir einen Parkeinweiser, der sich total gefreut hat, dass jemand an ihn gedacht hat. Es ist schön, den Leuten etwas für ihre Hilfe zurückgeben zu können."
"Niemand macht es wegen der Freikarte"
Doch auch ohne Umarmungen sind die Helfer mit voller Überzeugung am Werk. "Am Anfang war es schon ein wenig komisch, als du hier allein ankamst und niemanden kanntest", verrät Monica, eine der Amerikanerinnen. "Aber wenn du dich ein bisschen öffnest, schließt du schnell Freundschaften. Alle sind aus Überzeugung hier. Du triffst hier keinen einzigen, der es nur wegen der Freikarte macht."
Das Festival und seine Besucher profitieren immens von der Arbeit der Freiwilligen. Auch die Organisation leidet keineswegs darunter. Im Gegenteil. Oft hat man das Gefühl, dass alles deutlich reibungsloser verläuft als bei vielen anderen Festivals dieser Größenordnung. Egal ob Ordner, Security oder Food-Verkäufer - jeder ist motiviert, freundlich und hilfsbereit. Und natürlich haben auch die Helfer ihre Freizeit. Freiwilligenbändchen entdeckt man bei Seeed, Rolling Stones, Rob Zombie und Outkast fast ebenso häufig wie die der "normalen" Festivalgänger. Kein Wunder: Immerhin machen die Helfer rund ein Viertel der gesamten Besucherzahl aus.
Alle Informationen zum Volunteer-Programm Roskildes findet ihr auf der offiziellen Homepage.
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