Man hat es nicht leicht als egomaner Rapstar. Zwar steht der eigene Name oft ganz oben in den Charts, die Kiddies kennen jeden Reim auswendig. Doch es gibt eben auch Leute, die einem ans Bein pinkeln wollen. Underground-Headz, denen der Style zu kommerziell daher kommt, von kritischen Journalisten ganz zu schweigen. Wenn dann noch die Vorstellungen des Majorlabels mit den eigenen Idealen kombiniert werden müssen, sitzt man vollends zwischen allen Stühlen. In diese Zwickmühle ist nun Samy Deluxe geraten.

Hamburg (stj) - Irgendwie fing alles mit dem großen Erfolg der Hamburger Hip Hop-Szene an. Das ironische Spielen und Benutzen der Medien (z.B."Liebeslied" von Absolute Beginner) konnten und wollten viele Headz nicht ganz nachvollziehen. So kam es in der Folgezeit zu vermehrten Diss-Attacken gegen die Beginner (Der Klan), Deichkind (Kool Savas) und auch Samy Deluxe (Azad, MOR). Während sich aber die kleinen Streitereien von den Beginnern und Deichkind als normales Battle-Getue erwiesen, zieht der Beef um Mr. Deluxe immer weitere Kreise. Doch anstatt die Dinge zu entschärfen, legt der selbsternannte "Wickeda MC" fleißig neue Bricketts ins lodernde Feuer.

Schon früher fiel Samy mit unorthodoxen Aussagen auf. So bezeichnete er beim Splash '99 einen Ordner als Hitler und verglich den Style der deutschen Hip Hop-Jugend mit dem der Nazis. Eine Meinung, die auch andere Rapacts wie Tefla & Jaleel ("faschistoide Abgrenzungen anderen Szenen gegenüber") und DJ Tomekk ("uniformierter als die Nazis") teilen. Doch apropos Tomekk, genau diesen hat sich Samy vor kurzem als Opfer ausgesucht, als er sich auf die Seite DJ Desues in der Desue/Tomekk-Auseinandersetzung stellt. Tomekk soll Desue vor Jahren einen Beat für seinen Jay-Z Remix geklaut haben. Sam nahm mit D-Flame und Desue einen Battletrack gegen Tomekk auf und disste ihn u.a. bei der Echoverleihung auf unterstem Niveau. Das Dumme ist nur, dass keiner so recht weiß, was Samy mit dieser Sache überhaupt zu tun hat. Komischerweise passierte dies alles auch noch kurz vor Veröffentlichung seines neuen Albums. Eine Tatsache, die das Fass des größten deutschen Hip Hop-Mags Juice zum Überlaufen brachte.

Das Magazin widmet dem Rapper jetzt einen Artikel unter dem Titel "S.O.S.-Sell Out Samy", in dem erstaunliche Sachen ans Tageslicht kommen. Dass sich Samy vom Bandnamen Dynamite getrennt hat, da er nach eigenen Aussagen ohnehin die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht, dürfte mittlerweile bekannt sein. Auch sein Wechsel vom Indie Buback zu einem Majorlabel ist kein Geheimnis. Doch die Anschuldigungen der Juice ob einer Titel-Erpressung seitens Samy lassen seine Person in einem ganz neuen Licht oder besser Dunkel erscheinen. So interviewte die Juice vor einem halben Jahr Samy, Eißfeldt und MC Rene als Gruppe. Samy wollte aber lieber alleine die Frontpage zieren. Andernfalls würde er seinen Beitrack zur "Juice Masterblaster I Compilation" wieder zurück ziehen, schreibt das Mag. Da Samy sich bis jetzt nicht dazu geäußert hat, bleibt sein einziger Kommentar der Diss auf seiner neuen Platte: "Ich hab ein Juice-Abo, nur falls mir das Klopapier ausgeht, du hast schon kapiert, ich scheiß darauf, was da drin oder drauf steht."

Ob die Juice zu kleinlich reagiert hat oder Samy Deluxe der Erfolg wirklich zu Kopf gestiegen ist, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird sein, wie die neue Platte von den Fans beurteilt wird (Besprechung folgt). Getreu dem Motto: "Alles was zählt, ist auf'm Platz". Zweierlei hat Samy aber schon jetzt erreicht. Erstens ist er seinem Idol Jay-Z in puncto Arroganz und Superstar-Status näher als jemals zuvor, und zweitens kann die Plattenfirma mit so viel Werbung durchaus zufrieden sein. Denn bekanntlich ist "schlechte Publicity besser als gar keine". Don't believe the Hype.

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