Metallica und Lou Reed vorm Altar, Geburtstagsgrüße an die Pixies und der 5-Fragen-Check mit den Vodafone-Stars Bag Raiders.

Inside The Shit (mis) - Nicht nur weil unser Chef entgegen allen Nowitzness-Regeln derzeit im VfL Wolfsburg-Trikot das Bild der Deutschen in den USA suboptimiert, lohnt mal wieder ein Blick rüber ins Land des Babynators: Die Bay Area-Thrasher von Metallica und der grantelige New York-Poet Lou Reed machten dort nämlich gemeinsame Sache.

"Eine Hochzeit des Himmels", stammelte der 69-Jährige hernach und verlor sich in Gefühlsregungen, die man ihm nicht einmal bei seinen eigenen zwei Eheschließungen zugetraut hätte. Für Metallica übernahm selbstverständlich Lars Ulrich, Ehrendoktor der Dampfplauderei, den Job des Pressesprechers: "Ich glaube, wir haben uns noch nie so frei gefühlt." Echt? Nicht mal bei "St. Anger", diesem von einem gescheiten Drumming-Sound freiesten aller je veröffentlichten Rock-Alben?

Lars Ulrich sieht nirgendwo Grenzen

Einmal in Fahrt, hört ein echter Ulrich natürlich nicht auf, schließlich hat er 1980 Dänemark nicht verlassen, um weiterhin von allen übersehen zu werden: "Es gibt im Moment keine Grenze, die wir nicht überschreiten könnten." Wie immer bei Ulrich darf man das durchaus als Drohung aufassen.

Bleiben wir in der Vergangenheit: Damals, als wir alle wie Michael Ballack noch Altpapier und Flaschen sammelten, um unser Taschengeld aufzubessern, hatte J. Mascis noch eine schwarze Metal-Mähne, die nicht nur Lars Ulrich vor Neid noch blasser machte. Mit Lou Barlow gründete er Dinosaur Jr., nahm wegweisende Platten auf, verkrachte sich danach furchtbar, versöhnte sich wieder und nimmt nun erneut wegweisende Platten auf.

Lou Barlow disst die Pixies

Weil Barlow mit Sebadoh ein zweites Pferd im Stall hat, sang er im Zuge des Re-Releases von "Bakesale" ein Loblied auf die Dinosaur-Album-Reunion: "Ich finde, J ist mit der Reunion die schwere Route gefahren. Anstatt wie die Pixies zehn Jahre lang nur die alten Songs zu spielen, machten wir das zwei Jahre lang und legten dann wieder im Studio los."

Hier muss man den Pixies natürlich zugute halten, dass sie allüberall vor den Bühnen der Welt bis heute mit offenen Armen und Boygroup-Kreischen empfangen werden, also genau so, wie es sich Anvil seit ca. 30 Jahren so sehnlichst wünschen. Vielleicht klappts ja jetzt mit dem neuen Album. Apropos Boygroup: Die Red Hot Chili Peppers haben den Integrationsprozess von Josh Klinghoffer erfolgreich abgeschlossen. Nach der öffentlichen Liebeserklärung in Form des Albumtitels "I'm With You" stellen die California-Giants den Frusciante-Nachfolger von Oktober bis Dezember in Deutschland, Österreich und der Schweiz offiziell vor.

Happy Birthday: "Here Comes Your Man" (1989)

Und bevor irgend jemand hier auf falsche Ideen kommt: Ich habe natürlich noch all meine Sinne beisammen und gehöre folglich zur Hardcore-Anhängerschaft der Pixies. Unvergessen, wie die Band um den kleinen dicken Francis auf dem Southside 2004 plötzlich auf der Bühne stand und ein schier beatleeskes Hit-Programm vom Stapel ließ. Unter anderem auch das hier:

Vor ziemlich genau 22 Jahren erschien dieses zeitlose Indie Rock-Juwel, das sein Dasein seither im Schatten der Kult gewordenen Songs "Monkey Gone To Heaven" und "Where Is My Mind" fristet. Vielleicht lags am Video, in dem die Band alberne Zerrspiegel-Gags reißt und dadurch ein wenig das nette Plädoyer gegen Playback-Auftritte verdeckt. Klassiker.

5 Fragen an ... Bag Raiders

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Welche Platte hast du dir zuletzt gekauft?

Chris Stracey: Die EP "Everybody Needs A Theme Tune" von Julio Bashmore.

Zitiere eine Zeile deines Lieblingssongs.

"Now where I come from / We don't give a damn / We do whatever we please / It ain't about no downtown / Nowhere bound / Narrow-minded drag / It's all about being free" (Prince, "Uptown").

Dein wertvollster materieller Besitz?

Meine Synthesizer. Ich habe einen Yamaha CS-80, der mir sehr viel bedeutet.

Wovon bist du abhängig?

Größtenteils von essensbezogenen Dingen: Schokolade, Chili und cheesy R&B.

Welche Berühmtheit, die du persönlich getroffen hast, machte einen großen Eindruck auf dich?

Kanye West. Ich stehe total auf seine Musik und war total euphorisch als ich ihn traf, es war fast schon peinlich. Es war aber weniger mein Fehler: Ich war geblendet von seinen Diamantzähnen.

Am 1. Juli erscheint das selbstbetitelte Bag Raiders-Debüt mit dem Vodafone-Hit "Way Back Home".

Lieblingssong der Woche:

Keine Ahnung, ob es mit Kollegin Fromms kürzlicher Meilenstein-Abhandlung von Marvin Gayes "What's Going On" zu tun hat, oder ob ich mich im Alter ganz einfach dem Soul hin öffne. Aber was ein gewisser Jonathan Jeremiah mit seinem Song "Happiness" am Wochenende in mir auslöste, ist nur noch mit meiner jüngsten Begeisterung für den Gaye-Groover "Inner City Blues (Make Me Wanna Holler)" zu vergleichen.

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Dass auf der vorliegenden Maxi noch ein zart schiebender 6-Minuten-Remix des Metro Area-Spezis Morgan Geist vertreten ist, sollte als Fingerzeig in Richtung aller Elektrohuber genügen, dass hier scheinbar ein echter Gefühlschecker am Werk ist. Am 5. August erscheint JJs Longplayer-Debüt "A Solitary Man".

Michael Schuh hört Musik, beobachtet Kollegen und schreibt dann drüber. Personen, Orte und Handlung sind definitiv nicht erfunden. Weitere Anregungen und Indiskretionen bitte an den Schuhplattler michel@laut.de.

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