Polyton 2023: Von Künstlern für Künstler
Der neue Berliner Polyton-Musikpreis wollte nun alles anders machen: Nicht mehr kommerzieller Erfolg stehe im Vordergrund, hieß es, sondern die Kunst, handelt es sich doch um eine Auszeichnung von Musikschaffenden für Musikschaffende. Als Ausrichter fungiert auch kein phlegmatischer Verband mehr, sondern die Akademie für Populäre Musik, der 50 Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Stilrichtungen angehören, etwa Judith Holofernes, Shirin David, RIN, Herbert Grönemeyer oder Johannes Oerding.
So etwas gibt es eigentlich schon mit dem Preis für Popkultur, der übrigens am 23. November verliehen wird und aufgrund von ausgebliebenen Spendengeldern vom Theater des Westens ins wiedereröffnete Kino Colosseum verschoben werden musste. Die Polyton-Verleihung startete dagegen gleich als viertägige Eventreihe mit Think Tank-Sitzungen, Lesungen und Keynotes zu Themen wie "Dekarbonisierung der Digitalen Musikbranche" oder "Antidiskriminierung über die Popmusik als Verstärker". Am Samstag wurden Künstlerinnen, Künstler und Kollektive dann in acht Kategorien ausgezeichnet. Weil auch der Staat hier mit ordentlich Subventionen als Förderer auftritt, hielt Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Eröffnungsrede. Ungeschickt: In derselben Woche verbreitete sich die Nachricht, dass das seit Jahren vom Land Berlin geförderte XJazz-Festival vor dem Aus steht - die Fördergelder für 2024 wurden gekappt.
Beim Polyton krempelte man das Echo-Konzept weitgehend um und ließ etwa keine Dankesreden von glücklichen Gewinnern mehr zu. Stattdessen interpretierten Tänzer*innen die geehrten Werke. Ins Netz übertragen wurde die Veranstaltung nicht, obwohl es auch Liveauftritte gab. Herbert Grönemeyer präsentierte sein neues Lied "Kaltes Berlin", auch Bosse, Layla, Ebow und Paula Hartmann waren vor Ort. Letztere holte sich mit Céline auch einen Preis ab in der Kategorie "Text" mit dem Song "3 Sekunden" und verwies etwa Tristan Brusch ("Am Wahn") und Shirin David ("Lächel doch mal") auf die Plätze.
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