Best Of Spinal Tap im Schuh-Plattler (1)
Auch in dieser Kolumne hat Rob Reiners "Spinal Tap"-Film Spuren hinterlassen. Vier Jahre lang zählte die Frage "Was war dein größter Spinal Tap-Moment bisher?" zu meiner "5 Fragen an ..."-Rubrik. Dazu hatte eigentlich jeder etwas zu sagen, mit Ausnahme von MC Fitti ("Was is das denn? Spinat auf jeden Fall den mit dem Blubb oder frischen vom Markt"), aber gut, wer kennt heute noch MC Fitti? Die nun folgenden Antworten sind im Zeitraum der Jahre 2011-2015 in dieser Kolumne erschienen.
Was war dein größter Spinal Tap-Moment bisher?
Laurent (Phoenix): Als wir das Mischpult gekauft haben, das Michael Jackson für "Thriller" verwendete, weil die Regler bis 11 gehen.
Karl Schumann (Kraftklub): Da erinnere ich mich sofort an einen Gig in Kolumbien. Da haben wir in irgendeinem Hardrock-Cafe vor sechs Leuten gespielt. Die saßen alle an ihren Tischen und wollten eigentlich nur in Ruhe ihre Burger essen. Naja, und dann kamen wir ... und die waren total genervt und angepisst, haben geflucht und geschimpft. Felix ist dann durch den Laden gerannt und hat sogar auf den Tischen getanzt. Aber die Leute waren leider nicht mehr zu besänftigen.
Christopher Wolstenholme (Muse): In einer Band zu spielen. Aber im Ernst: Wir waren ganz am Anfang mal mit Bush auf Tour. Während dieser Tour erreichte uns plötzlich die Nachricht, dass wir einen NME-Award gewonnen hatten. Die Award-Show sollte an einem unserer Off-Days stattfinden. Alle waren total aufgeregt, vor allem die Plattenfirma ist total ausgerastet. Man sponsorte uns einen Privatjet, um nach England zur Verleihung zu fliegen. Es gab Champagner und wir fühlten uns wie die geilste Band der Welt. Als wir dann wieder zurück fliegen sollten, ging am Flughafen plötzlich der Sprit in Flammen auf. Wir standen also da in der Kälte rum, froren uns den Arsch ab und guckten der Feuerwehr auf der Rollbahn zu. Wir konnten nicht mal in ein Hotel, da die Plattenfirma die ganze Kohle für den Jet ausgegeben hatte. Das war schon übel peinlich. Eben fühlten wir uns noch wie die dickste Combo auf Erden und im nächsten Moment standen wir total durchgefroren am Flughafen und keiner hatte eine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Das war mit Abstand der peinlichste Moment für mich.
Francesco (Die Höchste Eisenbahn): Ich hab mal auf einem komischen Festival in Stralsund Udo Lindenberg getroffen. Und zwar am Catering-Buffet. Ich hab ihn erst nicht gesehen und er hat zu mir von hinten den Satz gesagt: "Kannst du mir mal 'ne Scheibe von dem Braten abschneiden?" Das war krass. Ich hab in dem Moment plötzlich alle Lieder gehört, die er je gesungen hat. Das war alles komprimiert in diesem Schweinebraten-Satz. Das hat mich total beeindruckt.
René (Slut): Mit Pelzig auf dem Seewiesenfestival in Österreich. Total besoffen auf der Bühne. Mit Lederjacke an. Der Bühnenboden war voller Bier. Ich rutschte aus und spielte auf dem Rücken rutschend weiter Gitarre, was dem Publikum gut gefiel und mit noch mehr Bier auf der Bühne goutiert wurde. In der selben Nacht habe ich mir an der Bus-Tür noch die Oberlippe entzweit, nachdem ich auf einer Bierflasche ausgerutscht bin. Ich wurde erst am nächsten Morgen von zwei gutaussehenden Frauen zum Arzt gebracht und durfte anschließend zwei Wochen nicht lachen, was zu einigen Schwierigkeiten beim Empfang im Bandbus geführt hat, weil natürlich alle Dreiecke gelacht haben. Naja, wenig Spinal Tap. Aber dafür lustig.
Erik Bodin (Little Dragon): Als wir Håkan auf dem Weg in die USA an der kanadischen Grenze vergessen haben.
Max (Die Nerven): Kevin hat sich immer noch nicht aufgelöst.
Thomas (Ex-Ira): Nicht 1:1 aus dem Drehbuch, aber wir hatten 2006 auf Tour in der Nacht vor einem Konzert in München den Super-GAU: Magen-Darm, kollektiv - zeitgleicher Symptom-Befall bei 4 von 5 Bandmitgliedern. Es war die Hölle, aber da wir eh schon in der Stadt waren (jung, hungrig & punkrock) haben wir den Gig mit Not-Kotzkübeln auf der Bühne und dezent grünlichem Teint im Gesicht durchgezogen.
Alfredo Hernandez (Ex-QOTSA): Ich war mal auf einem Konzert von einer Coverband und anschließend wurde ich deren Sängerin mit den Worten vorgestellt: "Das ist Alfredo, der mal bei Queens Of The Stone Age getrommelt hat". Sie sagte, sie liebe QOTSA und fing dann an, mir einen kompletten Queens-Song vorzusingen. Ein Song, auf dem ich noch nicht einmal gespielt habe. Von einem jüngeren Album. Sie hörte nicht auf. Hat das Ding komplett durchgesungen. Es war peinlich. Ich habe mich für sie geschämt.
Josh Homme (QOTSA: So unzählig viele, dass ich jetzt keinen herauspicken könnte. Wir können froh sein, dass Stonehenge noch nicht dabei war.
Romy (The xx): Wir haben für unsere Liveshow mal ein riesiges leuchtendes "X" bestellt. Als es ankam, hatte es leider die falsche Form und wir mussten es wieder zurückschicken. Da haben wir festgestellt, das wir solche extravaganten Sachen nicht brauchen.
Bobby (Primal Scream): Als ich in Kopenhagen auf die Bühne kam und das Publikum mit den Worten "Good evening, Stockholm" begrüßte. Noch während ich "Stock" ausgesprochen habe, bemerkte ich den Fehler und drehte mich vom Mikrofon weg. Und das Schlimmste: Ich war komplett nüchtern. Was soll ich sagen: Sie haben mich niedergemacht.
David (Pixies): Wir haben uns schon ziemlich oft in großen Konzerthallen verlaufen.
Frank Turner: 2010 habe ich zwei Stadion-Gigs mit Green Day in England gespielt. Eines davon war in Manchester vor 60.000 Leuten, mein erstes Konzert in einem Stadion. Die Jungs hatten eine ziemlich große Bühne aufgefahren mit einer langen Rampe in der Mitte, die ins Publikum führt. Mir sagte aber keiner vorher, dass wir diese Rampe nicht benutzen dürfen. Naja, auf jeden Fall rannte ich während eines Solos die Rampe runter und stand plötzlich mitten im Song ohne Sound da - und das vor 60.000 Leuten, die mich kopfschüttelnd anstarrten. Man hatte mich während des Sprints einfach ausgestöpselt. Das war ziemlich peinlich.
Sune (The Raveonettes): Als ich aus Versehen meinem Manager eine Liebes-Mail geschickt habe.
Chris (Pet Shop Boys): Das war in Wimbledon. Wir haben uns backstage auf dem Weg zur Bühne verlaufen. Die Pfeile zeigten immer nach links, aber irgendwann standen wir in der Damengarderobe, und dann sind wir meilenweit durch Korridore gelaufen und wurden immer nervöser. Wir kamen einfach nicht raus.
Neil (Pet Shop Boys): Wenn du jemals in einer Band getourt hast, hast du alle diese Momente schon mal gelebt. Grauenhaft. Ich kann den Film kaum gucken.
1 Kommentar
Viele echt gelungen, manche eher nicht so und die von Josh Homme quasi lame and boring af wie zu vieles seiner Band seit "Lullabies...".
Absolut hervorstechend auf dieser Seite ganz klar die Story von Francesco (die högschde Eisenbahn)! Das hat locker Strunksches Maß an anekdotischer Qualität. Gäbe es neben so was wie "Fraktus" noch eine weitere unpeinliche, im deutschsprachigen Musikmarkt angesiedelte Hommage an Spinal Tap, dann hätte es dafür definitiv diese Szene in der Breitwandversion gebraucht und zwar ganz ohne seinen Kopffilm dazu.