Best Of Spinal Tap im Schuh-Plattler (2)
Auch die folgenden Antworten sämtlicher Künstlerinnen und Künstler sind im Zeitraum der Jahre 2011-2015 in dieser Kolumne erschienen.
Was war dein größter Spinal Tap-Moment bisher?
Lemmy (Motörhead): Das war auf der letzten Heaven & Hell-Tour, als Phil Campbell als Mexikaner verkleidet auf einem Pferd auf die Bühne geritten kam. Es war die Tour mit meinem guten Freund Ronnie James Dio, der leider verstorben ist.
Brody Dalle: Mein Gott, keine Ahnung. Ich habe mit 13 meine erste Band gegründet. Das ist jetzt gefühlte 100 Jahre her. Seitdem sind mir 1000 verrückte Dinge passiert. Ich müsste erstmal richtig ausschlafen, um zu überlegen, was denn der mit Abstand abgefahrendste Moment bisher war. Wir können ja mal telefonieren, okay?
Bela B: Ich hatte für eine Tour mal eine Hub-Konstruktion unter meinem Schlagzeug. Die fuhr dann das Ding am Ende des Konzertes immer unter die Hallendecke. Ich sollte dann bei einem ganz bestimmten Pyro-Effekt in Deckung gehen, um diesen typischen Spinal Tap-Moment "Der Schlagzeuger ist explodiert" nachzustellen. Den Gag hat aber keiner verstanden. Dafür habe ich mir jeden Abend beim Runterspringen vom Schlagzeug-Set fast die Knöchel gebrochen.
Holly Johnson: Frankie Goes To Hollywood.
Arnim (Beatsteaks): Da fällt mir ne coole Bernd-Geschichte ein: Wir standen irgendwo in nem Catering-Bereich und Bernd war ziemlich mies drauf. Wir schlendern also an den gedeckten Tischen vorbei, als uns plötzlich der Koch entdeckt und sich total freut, dass die Beatsteaks bei ihm vorbeischaun. Bernd steht also vor dem Koch und brubbelt vor sich hin: "Wat gibbet heute?" Der Koch lächelt und antwortet: "Also hier hätten wir beispielsweise eine gehaltvolle Minestrone". Bernd hebt seinen Kopf und zischt: "Auf die Minestrone scheiss ich". Wir standen dahinter und konnten nicht mehr vor Lachen. Ein Moment für die Ewigkeit.
Jungle: Als wir im März für unser erstes US-Konzert nach New York geflogen sind und bemerkten, dass unser gesamtes Equipment nicht funktioniert, weil der Strom in Amerika eine andere Netzspannung hat als in England. Nachdem wir das bemerkten sind wir 30 Minuten wie die Verrückten durch Brooklyn gerannt, um die richtigen Adapter zu finden.
Dennis Lyxzen (Refused): Bei einem Noise Conspiracy-Konzert wollte ich besonders cool sein und bin auf das Podest des Drummers gesprungen, um mich dort an eine Rückwand zu lehnen. Wie sich herausstellte, war das aber keine Rückwand, sondern ein Vorhang. Ich fiel zwei Meter runter und schlitzte komplett meine Hose auf. Das war leider ungefähr beim zweiten Song unseres Sets, also habe ich meine Hose mit Gaffa-Tape zusammengeklebt und weiter gings.
Aydo Abay: Ich habe mal ein ganzes Lied vom Klo aus gesungen, weil ich massive Magenprobleme hatte. Mein Ausstieg bei Blackmail war auch großes Kino.
Bonaparte: Die meisten Sachen aus diesem Film treten ja wirklich im Leben eines Rock’n’Roll-Musikers auf. Jedenfalls gibt es das Sich-Unter-Der-Bühne-Verirren immer wieder. Das letzte Mal hatte ich das auch mit King Khan, als wir in der Volksbühne Berlin unter der Bühne John Waters, den großen genialen Filmemacher, suchten und uns in den Gängen verliefen. Man findet auch die Bühne oft nicht, bis man irgendwann irgendwo rauskommt. Klassiker.
Marcus Wiebusch: Spinal Tap-Moment? Kein Kommentar! Kein Kommentar!
E (Eels): Zum Glück haben wir nicht so viele davon. Mein größter Spinal Tap-Moment dürfte gewesen sein, als uns Spinal Tap den Brit Award überreichten. Ich und Spinal Tap, das ist doch ein Spinal Tap-Moment.
Eva (Hundreds): Ich bin während des Konzerts samt Mikro hinter der Bühne verschwunden. Als ich wiederkommen wollte, dramaturgisch zum Einsatz des Gesangs, verklemmte sich das Mikrofonkabel in einer Spalte im Boden und ich kam nicht vom Fleck. Also musste ich mich bücken und langsam das Kabel aus der Spalte ziehen, gleichzeitig singend. So kam ich zurück auf die Bühne, gebückt, mit dem Hintern voran. Dramaturgisch nicht sehr überzeugend.
Stefan (Ja Panik): Ich habe mir ein unfassbares Showelement für diese Tour ausgedacht: eine Seifenblasenfontäne. Das letzte Stück ist so verträumt, da sollten dann so Seifenblasen kommen. Dann haben wir uns Seifenblasenmaschinen im Internet bestellt. Wir dachten: Wenn, dann schon gleich zwei. Die hatten ganz gute Bewertungen, erschienen uns professionell. So 70 Euro das Stück. Dann haben wir die aufgedreht und es kamen gefühlt vier Seifenblasen pro Minute. Und wir dachten so: Wenn wir die da vorne hinstellen, das wär echt peinlich.
Midge Ure (Ultravox): Ich erinnere mich, wie ich im Catering-Bereich stehe und mir all die leckeren Dinge angucke und nichts besseres zu tun habe, als mich bitterlich darüber zu beschweren, dass der bereitgestellte Champagner nicht aus Frankreich stammt. Das war rückblickend vor allem deswegen peinlich, weil ich gar keinen Champagner trinke. Es ging nur um das Meckern. Furchtbar.
Henning (H-Blockx): You wish I would tell ... Aber im Ernst, Spinal Tap ist leider "the truth" und truth is stranger than fiction. Was soll ich sagen? Ich bin der Sänger der Erfinder des Crossover und Mitglied der Söhne Mannheims. Wenn das nicht Spinal ist, weiß ich auch nicht mehr!
Shirley (Garbage): Ich spielte vor Ewigkeiten in der Band Goodbye Mr. Mackenzie. Wir hatten eine Autogrammstunde in einem Plattenladen in Aberdeen und unser damaliges Label hatte ein großes Brimbamborium veranstaltet mit allem Drum und Dran inklusive eingeflogener Puppen von uns. Jedenfalls kamen wir dort an, aber es war niemand zu sehen, ohne Witz. Wir warteten über eine Stunde, bis eine Mutter mit ihrem Kind den Laden betrat. Die war zwar nicht wegen uns gekommen, holte sich aber dennoch ein Autogramm. Danach passierte nichts mehr, keiner kam. Ich glaube, das war mit Abstand die peinlichste Situation, die ich als Musikerin je erlebt habe, und dennoch: Wir haben uns im Nachhinein alle bepisst vor Lachen.
Porky (Deichkind): Ganz klar, als unser Schlagzeug einst den Weg nicht auf die Bühne fand, weil sich die Wabe nicht öffnen ließ. Und natürlich: Den Amp bis auf 11 drehen, obwohl bei 10 Ende ist.
Peter Hook (Ex-New Order): Ich lebe in diesem Film.
Rob (Stereo MC's): Ein Auftritt beim bulgarischen "Let's Dance", als ich mit einem Tango tanzenden Paar kollidierte.
Richard (Cabaret Voltaire): Eine Show Mitte der 80er. Wir hatten eine riesige Wand mit Second Hand-Fernsehgeräten installiert, auf denen unsere Visuals liefen und nach und nach gaben fast alle dieser alten Geräte ihren Geist auf.
1 Kommentar
Boah Wehland, halt's Maul oder schieb dir meinetwegen nen Fleischkäsweck rein, aber hör auf zu labern, hm? Danke.