Künstler von Selfmade Records und Aggro Berlin beharken sich gegenseitig. Allen voran liegen sich Kollegah und Fler in den Haaren - und schüren so Aufmerksamkeit für die anstehenden Veröffentlichungen.

Düsseldorf/Berlin (dani) - Hip Hop war, ist und wird eines immer bleiben: eine Battle-Kultur. Seit der grauen Vorzeit, in der Kool Moe Dee LL Cool Js Kangol-Kappe zermalmte, rücken sich Künstler mit einem wohl platzierten Beef zur rechten Zeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit und kurbeln so nicht zuletzt auch ihre Absatzzahlen schwungvoll an. Mit Kollegah und Fler beharken sich mittlerweile die Enkel der Battlerap-Erfinder.

Billige Promo für Album und Tour

Die Motivation hinter dem aktuellen Grabenkampf, losgetreten mit dem Diss-Track "Westdeutschlands Kings" von Kollegah und Favorite aus dem Hause Selfmade Records, liegt auf der Hand: Ganz unverhohlen bewirbt Kollegah am Ende den Labelsampler "Chronik II", dessen Veröffentlichung für den 17. April angekündigt ist, sowie die anstehende "Mittelfinger Hoch"-Tour.

Fler bringt die Sache in seiner Antwort "Früher Wart Ihr Fans", für die er sich mit Kitty Kat, Godsilla und Sido Unterstützung aus dem Aggo-Camp holt, auf den Punkt: "Früher waren es Tracks, heute Werbung für den Sampler." Stimmt wohl. Der Zeitpunkt für einen Welle machenden Austausch von Verbalinjurien gestaltet sich jedoch auch für den Aggroberlina alles andere als ungünstig: Flers selbstbetiteltes viertes Solo-Album erscheint am kommenden Freitag.

Actio = reactio

Physikalische Grundgesetze gelten auch im Rap-Zirkus: Im Selfmade-Lager greift man den Ball auf. Kollegah sendet "Fanpost" zurück in die Hauptstadt, die wiederum Fler mit nicht ungeschickten Anleihen bei den Ärzten, die ja bekanntlich ebenfalls aus Berlin stammen, als einen "Schrei Nach Liebe" abtut. Nebenbei in Interviews noch ein paar Beleidigungen gestreut: Fertig ist die perfekte Album-Promo für "Fler", von der man, für Aggro Berlin-Verhältnisse eher ungewöhnlich, ansonsten so gut wie nichts bemerkte.

Um Antwort wird gebeten

Ein Waffenstillstand ist nicht in Sicht, die über starken Beats ausgefochtenen, höchst unterhaltsamen Terrainkämpfe werden wohl noch eine Weile andauern. Vielen gilt Selfmade, zumal mit dem jüngsten Signing Casper ein weiterer vielversprechender Neuzugang im Stall Einzug hielt, derzeit als Deutschrap-Indie-Label Nummer 1. Die Fahnen Aggro Berlins, wo man diese Position über Jahre hinweg unangefochten inne hatte, scheinen dagegen eher im Sinken begriffen.

Dabei verkauft sich Fler in der Auseinandersetzung überraschend gut. In punkto Bilder und Wortwitz kommt er an Wadenbeißer Kollegah zwar nicht ansatzweise heran. Trotzdem offenbart sich in ihm ein tauglicher Straßenrapper, dem die grimmigen Battlephrasen weit besser zu Gesicht stehen als mit Sidos Ische Doreen eingeschmachtete Schnulzen des Kalibers "Ich Sing Nicht Mehr Für Dich", die er mit seiner neuen Single unters Volk zu bringen versucht.

Alles nur geklaut?

In Fanforen kursiert angesichts der erstaunlich kreativen Wortarbeit Flers bereits die Unterstellung, er habe die letzte Retourkutsche "nie und nimmer selbst geschrieben". Die könnte aber natürlich auch von der Gegenseite gestreut worden sein - man weiß es nicht.


Der Auftakt:

Flers Antwort ...

... sorgt für "Fanpost" von Kollegah:

Und noch 'ne Retourkutsche:

Fotos

Fler und Kollegah

Fler und Kollegah,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Fler und Kollegah,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Fler und Kollegah,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Fler und Kollegah,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Fler und Kollegah,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Fler und Kollegah,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Fler und Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Fler und Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Fler und Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Fler und Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Fler und Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion)

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