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Platz 5: No. 1 In Heaven (1979)

Ein berühmtes Rock'n'Roll-Bonmot besagt, dass das kriminell untergegangene Velvet Underground-Debüt "Velvet Underground & Nico" wenigstens alle 10.000 Käufer*innen dazu ermutigte, eine Band zu gründen. So ähnlich verhält es sich mit dem Sparks-Album "No. 1 In Heaven": Der Einfluss dieser Songs von 1979 auf die kommenden New Wave- und Synthie-Pop-Jahre ist immens. Wir sprachen bereits darüber: Duran Duran, Depeche Mode, Soft Cell waren angefixt, Joy Division-Drummer Stephen Morris gab sogar zu, der Beat von "Love Will Tear Us Apart" trage Spuren von "The Number One Song in Heaven".

Ein match in heaven ist jedenfalls die Koop mit Donna Summer-Hitmaker Giorgio Moroder, der Interesse zeigt, zum ersten Mal eine Band zu produzieren. Zum Glück, denn die Sparks haben 1978 weder eine Band noch einen Plattenvertrag. So erfinden sie quasi notgedrungen das Konzept des Synthie-Pop-Duos mit einem Sänger und einem Keyboarder. Neben Keyboards ist nur noch Drummer Keith Forsey zu hören, den Moroder mitbringt. "Keith konnte die Kick-Drum 15 Minuten durchspielen", erinnert sich Ron an die Zeit vor Drumcomputern. Von dieser Fähigkeit machen sie Gebrauch, was dem Elektro-Template eine interessante Note hinzufügt.

Die Arbeit verläuft nicht reibungsfrei, Moroder ist zunächst nicht mit Russells Gesang zufrieden, er selbst möchte nicht nur den Sound überwachen, sondern auch mitkomponieren. Doch die Koop ruckelt sich ein und bringt überragende Ergebnisse. Sechs Songs, 34 Minuten. Der Text von "The Number One Song In Heaven" etwa hat nichts mit dem lustbetonten Vortrag von Donna Summer in "I Feel Love" zu tun, stattdessen singt Russell in "Tryouts For The Human Race" über die Geschichte eines Spermiums, das auf Befruchtung hofft. "Academy Award Performance" nimmt die "Miami Vice"-80er Jahre im Sound konkret vorweg. "Für uns ging es einfach nur um den Sound. Wir hatten keine Gefühle für das Clublife oder Discokugeln. Vielleicht ist das eine Enttäuschung für die Leute, aber es ist die Wahrheit: Wir liebten diesen Sound wirklich", so Ron.

"No. 1 In Heaven" bringt Sparks die ersehnte Neuorientierung nach zwei eher stagnierenden Rockplatten. Der Nachteil war, dass sie diese Platte bis in die 90er nicht live spielen konnten, "weil man keinen Synthie von der Größe eines Wohnhauses auf die Bühne schleppen konnte." Die Platte schafft es auf Platz 73 in den britischen Charts, in Schweden reicht es für Platz 43. Das technoide "Beat The Clock" knackt die Top Ten. Der Einfluss der Platte indes ist nicht messbar.

Anspieltipps:

"Tryouts For The Human Race", "My Other Voice", "The Number One Song In Heaven"

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