Der Porcupine Tree-Chef sollte einen Weihnachtssong schreiben – und ließ Künstliche Intelligenz die Lyrics und das Video zu "December Skies" erstellen.
London (dr) - Steven Wilson ist nicht gerade als frommer Christenmensch bekannt, bescherte er uns in der Vergangenheit doch religionskritische Songs wie "Even Less" und "Halo". Entsprechend verwundert nahm er zur Kenntnis, dass ihn in der vergangenen Woche ein – von ihm nicht benannter – Freund gebeten habe, einen Weihnachtssong zu schreiben. Aufgrund von Wilsons Skepsis, passende Lyrics zum Thema Weihnachten verfassen zu können, schlug sein Freund vor, ChatGPT diesen Part übernehmen zu lassen.
Nichts leichter als das. Der Prog-Rock-Erneuerer bat den bekanntesten Chatbot der Welt, "Christmas song lyrics in the style of Steven Wilson" zu schreiben. Wenig überraschend wurde der "Count of Unease" – man kann die Intelligenz des virtuellen Gegenübers ja nicht wirklich einschätzen und nicht ausschließen, dass dieser die wilsonschen Trademarks nicht kennt – noch konkreter, forderte "Don't mention Christmas" und "Make it feel cold and lonely". Selbstironie gelingt nicht jedem Künstler, Steven Wilson schon.
Das lyrische Ergebnis:
December Skies
In the hush of a long winter's dream ...
Through a window the candlelight gleams
Veiled in whispers the stillness of night
On a canvas of stars in the sky
All the world sleeps on in silence
Wrapped in a blanket of snow
But when the morning awakens
The beauty of life starts to flow
December skies will carry me home
In the forest where moonlight it shines
The grip of the frost on the pines
Then the air weaves the warmth of a song
Still the heartbeat of winter goes on
Selbstverständlich ließ es sich Wilson nicht nehmen, zusammen mit Randy McStine, Zweitgitarrist auf der vergangenen Porcupine-Tree-Tour, die Lyrics zu vertonen. Laut dem Workaholic entstand der instrumentelle Part des Songs gänzlich am vergangenen Wochenende.
Damit nicht genug: Auch ein Video ließ der Musiker durch Künstliche Intelligenz im "Steven-Wilson-Stil" erstellen. Hierfür nutzte er nicht näher genannte Software des Künstlers Miles Skarin, der für Wilson bereits das Video zum "The Harmony Codex"-Titeltrack erschuf.
Das Ergebnis:
Sein Verhältnis zu KI beschreibt Wilson als ambivalent und von Neugier geprägt: "I'm still not entirely sure what I think about AI, the knee-jerk reaction is to consider it a threat to a musician like me, but it's clearly not going away, so this is my experiment to try embracing it and using it as a tool in the creative process."
Auch wenn sich das Ergebnis in unseren Ohren durchaus hören lassen kann, hoffen wir, dass Wilsons KI-Experiment ein einmaliges bleiben wird. Ein echter Wilson ist uns lieber als ein künstlicher.
2 Kommentare mit 4 Antworten
Besser als das letzte Porcupine Tree - Album, das klingt, als hätte man ne KI mit In Absentia gefüttert und fünfzig mal auf "random" gedrückt.
Haha, der war gut! Platte ist selbstredend super.
Nein.
Doch.
War der nicht früher bei den Beach Boys?
Wilsons Musik? Geil aber anstrengend!