Das Schlager-Duo rechnet mit seinen Kritikern ab. Vor allem vom Satiriker fühlt man sich geschmäht. Der nimmt es mit Humor.

Villingen (dol) - "Wir antworten da nicht - lass sie schreiben!" Zugegeben, auch dieses Magazin hat bereits das eine oder andere kritische Wort über das Schlager-Duo Amigos verloren. In einem Interview haben Bernd und Karl-Heinz Ulrich nun mit ihren Kritikern abgerechnet. "Schade, dass das in Deutschland geht, dass jeder seinen Dreck abladen kann unter irgendeinem Pseudonym", beanstanden sie im Podcast "Aber bitte mit Schlager", "Wir werden damit fertig, manche Schulkinder werden nicht damit fertig. Die werden bis zum Selbstmord getrieben." Da gebe es viele Berichte über Cybermobbing.

Mit den überspannten Moderatoren schwadronieren die Brüder über Gefängnisstrafen und die Möglichkeit, das Internet abzustellen. Vor allem ein Kritiker hat sich mietfrei in ihren Köpfen eingenistet: Oliver Kalkofe. Als dessen "Tiefschläge" vor einigen Jahren begonnen haben, konnten sie das nur ungläubig verfolgen, obwohl sie da bereits gewusst haben, dass es auch "anderen Stars" wie den Kastelruther Spatzen oder Andrea Berg so ergangen sei. "Die sind alle schon durch den Dreck gezogen worden." Mit Blick auf die Parodien in "Kalkofes Mattscheibe" sehen sie den Gesetzgeber am Zug.

"Leider fällt es alles unter den Deckmantel der Satire. Da ist alles erlaubt - von Arschloch bis Idiot", bemängeln sie die Sketche, die ihrem Empfinden nach bereits den Tatbestand der Schmähkritik erfüllen. Mittlerweile interessiere es sie nicht mehr, beteuern die beiden Sänger, um anschließend doch eine leichte Drohung hinterherzuschicken: "Wenn wir uns mal begegnen, sind wir alleine mit ihm, vielleicht spreche ich dann mal ein leises Wort, dass er es versteht." Der im Grunde niemals bösartig auftretende Oliver Kalkofe nimmt es in mehreren Statements auf Twitter mit Humor.

Recht haben die Amigos allerdings mit der Feststellung, dass sich Oliver Kalkofe seit Jahren genüsslich an der Schlager-Branche abarbeitet. In seiner jüngsten Kolumne in der TV Spielfilm liefert er einen Debatten-Nachtrag zu "Layla" der beiden "geschmacksresistenten Ausnahmekünstler" DJ Robin und Schürze. Die Aufregung um den Ballermann-Hit über "eine junge Organisations-Fachkraft im professionellen Orgasmus-Management" hält er nur für eingeschränkt nachvollziehbar, immerhin sind "unangenehm schlüpfrige Fickel-Fantasien […] von jeher die DNA des deutschen Schlagers."

Ein Großteil der "braven Schunkelballaden" handeln eigentlich von "bierseligen Knatter-Abenteuern alter weißer Schmierlappen auf Pauschalreise, die zum Abschied noch schnell ein wunderhübsches (häufig minderjähriges) Mädchen flachlegen, es angebumst zurücklassen und ihm als Dank ein klischeetriefendes Kitschlied widmen." Für Oliver Kalkofe lautet die zentrale Frage eher, "wieso deutsche Sauf-Schlager und Stimmungs-Gröler immer derart kackendämlich, schmerzhaft stumpf und beschissen sein müssen."

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11 Kommentare mit 4 Antworten

  • Vor 2 Jahren

    "Leider fällt es alles unter den Deckmantel der Satire. Da ist alles erlaubt - von Arschloch bis Idiot"

    Endlich mal wieder ein interessanter Deutschrap-Beef!

  • Vor 2 Jahren

    Dann wäre die unnötig eingeforderte Kunstfreiheit für Layla und allem anderen Sauf- und Bums-Schlager quasi so was wie ein Plädoyer für minderqualitatives Unterhaltungsgut unter dem Deckmäntelchen des kommerziellen Erfolgs und der vermeintlich schützenswerten Nationalkultur oder wie darf mensch diese Aus..., ähm Einlassungen der Amigos verstehen?

    Satire bitte nur als Kunstfreiheit schützen wenn sie mich nicht zum Inhalt hat und solange meine Verkaufszahlen jeden noch so erbärmlich müffelnden meiner eigenen Hirnfürze vor ihr sowie jeder weiteren Kritik bewahren oder was?

  • Vor 2 Jahren

    Wie es die Amigos, die unter dem Kekmantel des Schlagers Verwirrten mit vermeintlicher "Musik", mit welcher sie sich eher der Lärmbelästigung schuldig machen, seit Jahrzehnten das Geld aus der Tasche ziehen, zustande bringen, öffentliche Kritik an ihrem Gebaren mit dem Mobbing von Grundschulkindern zu vergleichen, ist wahrlich verblüffend.

    Und ekelhaft.

    Ob man da zwingend das Internet abstellen sollte, oder nicht viel mehr einfach den ZDF-Fernsehgarten dicht machen, man weiß es nicht.

  • Vor 2 Jahren

    Nicht mal mit Blackfacing ist Kalkofe lustig

  • Vor 2 Jahren

    Kalkofe ist manchmal stumpf und bösartig. Gerade das mag ich so an ihm. Richtig stark fand ich damals aber seine Kolumne in der TV-Spielfilm. Das war immer so gut geschrieben und ich hab sie meistens 2 mal hintereinander gelesen. Schlefaz ist auch ein tolles Format und Kalkofes Mattscheibe guck ich heute noch gerne auf Youtube. 7suendenaufeinemstreich hat natürlich auch Recht. Die Synchro von Little Britain ist eine der besten Comedy Synchronisationen.

  • Vor 2 Jahren

    Die deutschsprachige Little Britain Synchro ist in der Tat legendär und dem Original (fast) ebenbürtig aber seitdem ich "Der Wixxer" gesehen habe, kann ich Kalkofe nicht mehr so ganz ernstnehmen, da der Film locker genauso schlecht ist wie die Filme, über die er sich ansonsten in Schlefaz lustig macht, nur dass diese wenigstens auf ihre Art gut unterhalten.
    Edgar Wallace-Parodie ist ja ok aber das Drehbuch war beeindruckend schwach und langweilig und es wurden auch nur die abgestandensten aller Witze genommen.

    • Vor 2 Jahren

      Die Deutschen und ihre Komödien halt.
      Vielleicht nimmt er sich ja im SchleFaZ Kosmos mal seinen eigenen Film vor.
      Gerade um Pastewka noch einen mitzugeben, die scheinen sich ja während der Dreharbeiten ordentlich verkracht zu haben.

    • Vor 2 Jahren

      Das halte ich für unwahrscheinlich, denn ich vermute, dass der den Film selber ernsthaft gut findet, zumindest haben die ja sogar noch einen zweiten Teil davon gemacht :D