Viva-Aufkäufer Viacom investiert sein Geld anstatt in die soziale Absicherung der künftigen Ex-Mitarbeiter lieber andernorts. Die Verhandlungen mit dem Viva-Betriebsrat bleiben vorläufig ergebnislos.

Köln (mma) - Es grenzt an Perversion: Der US-Medienkonzern Viacom, zu dem der "Musiksender" MTV gehört, kauft sich durch die Viva-Übernahme ins deutsche Kabelnetz, beseitigt die Konkurrenz im Musik-TV und ordnet den Markt nach eigenen Monopolvorstellungen neu. So weit, so alltäglich. Dass die Programmvielfalt ausnahmslos Profitinteressen untergeordnet und Musik auf MTVIVA nur noch zur Schlafenszeit ausgestrahlt wird, stößt manchem Zuschauer zwar sauer auf. Doch er hat es schließlich selbst in der Hand, dem Klingeltonterror die kalte Schulter zu zeigen und einfach auf Schnappi und Co. zu verzichten. Statt dessen scheint die Devise aber zu lauten: Fressen, was auf den Tisch kommt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Richtiggehend übel wird einem jedoch, wenn man nun beobachtet, was mit den Viva-Angestellten im Zuge der "Rationalisierung" geschieht. Viacom setzt erst über 200 von 290 Viva-Mitarbeitern vor die Tür und lässt jetzt die Verhandlungen mit dem Viva-Betriebsrat über einen Sozialplan scheitern. Weil die Arbeitnehmervertretung angeblich drei Millionen Euro mehr fordert, als der Konzern zu zahlen bereit ist. Der Anspruch des Betriebsrates sei "aus wirtschaftlicher Sicht unrealistisch", kommentiert MTV-Geschäftsführerin Catherine Mühlemann den Vorgang.

Merkwürdig. Hat das Unternehmen nicht im ersten Quartal 2005 den Gewinn von 508 auf 585 Millionen Dollar gesteigert? Nicht auch beim Umsatz kräftig zugelegt? In der Tat, hat es. Trotzdem gibt es im Budget offiziell keinen finanziellen Spielraum mehr. Zumindest nicht für irgendwelches Gutmenschentum, wie die Viacom-Führung anscheinend findet. Anstatt in soziale Verantwortung investiert der Konzern lieber in die verbleibenden Minderheitsaktionäre der Viva Media AG. Für die Börsianer lässt man 'nen Euro mehr springen, um ihnen ihre restlichen Anteile abzukaufen. Sollen die entlassenen Viva-Leute doch sehen, wo sie bleiben. Für die Entscheidung, wo das genau ist, wird nun eine Schiedsstelle eingeschaltet.

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