Außerdem am Freitag neu: Passenger, Morgan Wallen, Russell Dickerson, Magnum, Barry Gibb und Xanadu.
Tübingen (ynk) - Gibt es einen bestimmten Grund, sich auf ein Celo & Abdi-Album nicht zu freuen? Das Frankfurter Duo macht nun seit mehr als einem Jahrzehnt schon den innovativsten und bildstärksten Rap aus dem Azzlackz-Camp und bleibt dabei sympathischer als fast alle Genre-Kollegen, die sich seitdem oder davor in der Szene getummelt haben. Der Follow-Up zum "Mietwagentape" kann dementsprechend nur gut werden - haben ja auch schon die Singles gezeigt.
Am anderen Ende der Sympathie-Skala gibt es einen Straßenrapper, der nun schon seit einigen Releases vehement hinter seiner Goldmaske die Zähne fletscht. 18 Karats standesgerecht dämlich betiteltes "Narcos Trafficante" kommt am Freitag in die Läden und ist wohl einmal mehr dazu konzipiert, die Schulhöfe zum Mauscheln zu bringen. Ob die Musik da so relevant wie die Boxinhalte sein wird? Das muss sich wohl noch zeigen. Die ersten paar Nummern haben die Fantasie zumindest nicht all zu sehr angeregt.
Es ist lange her, dass eine Post-Punk-Formation aus den kleineren europäischen Ländern Hype genoss wie die Viagra Boys. Vom Streaming-Playlist-Favorit hin zum Talk of Town expandierten die Stockholmer Zyniker mit ihrem Sound, der sich für das neue Album "Welfare Jazz" um ein paar Versatzstücke aus dem Blues bereichert sieht. Für die Fans des bisherigen Schaffens der Truppe haben sie sich ohnehin schon bewiesen - da fragt sich nur, wie hoch sie mit dieser neuen Platte noch zielen können.
Erinnert sich indes noch jemand an Passenger? Der hatte im letzten Jahrzehnt eins übleren One-Hit-Wonders. Das Wiesel-stimmige "Let Her Go" wurde seinerzeit allein auf Spotify über eine Milliarde mal gehört. Ob sein neues Album "Songs For The Drunken And Broken Hearted" da anknüpft, lässt sich beherzt in Frage stellen. Trotzdem ist es allein für die Weiterentwicklung dieses Passanten vielleicht einmal ganz interessant, hierauf einen genaueren Blick zu werfen.
Zum Abschluss dieser eher ereignisärmeren Release-Woche schauen wir gleich zweimal in die Staaten, wo der Country einmal mehr in eine Hochphase gegangen ist, die er das gesamte letzte Jahrzehnt so nicht erlebt hat. Das liegt vor allem daran, das mit dem Abklingen des Bro-Country ein Vakuum aufgekommen ist, das nun für alle möglichen, interessanteren Charaktere offen steht. Morgan Wallen zum Beispiel, der mit der Nummer "7 Summers" einen amtlichen TikTok-Hit und ein sehr seltenes Top Ten-Debüt für einen Country-Song einstreichen konnte. Es ist quasi ein Knoxville-Vokuhila für die Gen Z, stimmungsvoll und sad. Ob sein Langspieler "Dangerous" da mithalten kann, wird wohl nicht nur in Nashville gespannt verfolgt werden.
Und Country, die Zweite: Russell Dickerson gilt als Aushängeschild für das Subgenre, das den Bro-Country wohl am ehesten ablösen wird. Denn er und Kane Brown gelten als Vorzeige-Exemplare des Boyfriend-Countrys. Vorzeigbar, respektabel, etwas emotionaler und ganz neu entdeckt soft schmust Dickerson sich dementsprechend schon eine ganze Weile durch das amerikanische öffentliche Bewusstsein. "Southern Symphony" gebärdet sich als Ode an die Südstaaten-Heimat und könnte den Trend als solchen sogar noch weiter voranbringen. Chart-Erfolg und Radio-Sympathie hat er bereits auf seiner Seite. Gewinnt er nun auch den kritischen Respekt?
18 Karat - Narco Trafficante
Adolescents - Russian Spider Dump
Alfinito, Daniela - Splitter Aus Glück
Alice In Chains - Facelift (Vinyl)
Amine - Limbo (Vinyl)
Barre, Martin - Away With Words
Celo & Abdi - Mietwagentape 2
Coheed And Cambria - No World For Tomorrow
Dickerson, Russell - Southern Symphony
Fine Young Cannibals - Fine Young Cannibals (Vinyl)
Frazer, Aaron - Introducing
Frozen Soul - Crypt Of Ice
Gibb, Barry - Greenfields
Layla Zoe - Nowehere Left To Go
Magnum - Dance Of The Black Tattoo
Modern Talking - In The Middle Of Nowhere (Vinyl)
The Nels Cline Singers - Share The Wealth (Vinyl)
Passenger - Songs For The Drunk And Broken Hearted
Reilly, Maggie - Past Present Future
Rott, Hans - Sämtliche Orchesterwerke
Therapy? - Troublegum
Tree, Oliver - Ugly is Beautiful (Vinyl)
Valente, Caterina - Electrola...Das Ist Musik!
Various - Dream Dance, Vol. 90
Vaughan, Sarah - Sarah Vaughan
Viagra Boys - Welfare Jazz (Vinyl)
Wallen, Morgan - Dangerous
Xanadu - Lieblingsschlager
3 Kommentare
Troublegum von Therapy? Als Neuerscheinung? Scheinbar habe ich das letzte Jahr geträumt... und viele andere mehr.
keine ahnung, aber ich finde die vorabtracks von 18Karat eigentlich ganz nice schön primitiv und roh ins mikro geplärrt. ich hoffe auf viele features mit gzuz. ich glaube, das könnte ich feiern, wenn sie um die wette brüllen. nichts was ich mir auf albumlänge geben kann. aber das ein oder andere lied zum sport könnte schon geil sein
Die Viagra Boys ist schon recht gut geworden. Inwieweit besser oder schlechter als das Debüt, ist halt auch eine ziemliche Frage des eigenen Geschmacks. Ich unterstütze den neuen, bluesigeren Einschlag und das eigentliche Blues-Album soll ja noch folgen, so viel ich gelesen habe.