Der Kalifornier Erik Estavillo fühlt sich durch das Spiel "World of Warcraft" von der Realität entfremdet. Weshalb er Depeche Mode-Songwriter Martin L. Gore als Zeugen vorlädt.
Santa Clara (mma) - Im Land der Klagen werden mitunter die kuriosesten Ursache-Wirkung-Konstellationen aufgestellt. Wo einst manch strenggläubige Kirche gegen Marilyn "Antichrist" Manson vor Gericht zog, um ihm zumindest die Teilschuld an den unchristlichen Abwegen der US-Jugend zuzuschieben, knüpft heuer ein vermutlich vom Leben gelangweilter Kalifornier sein Glück: Er sieht sich "entfremdet" von der Umwelt, seit er angefangen hat, exzessiv das Online-Rollenspiel World of Warcraft zu spielen.
Erik Estavillo bezeichnet jene Onlinewelt laut Guardian als "gesundheitsschädliche virtuelle Umgebung", deren Entwickler "heimlichen und betrügerischen Praktiken" nachgingen. Weil er zugleich einräumt, seit seinem gesellschaftlichen Außenseitertum sein einziges Glück im Spiel finden zu können, verklagt er den Hersteller Blizzard Entertainment nicht auf Unterlassung, sondern lediglich auf günstigere Spielepreise. So weit schon bizarr genug.
"Traurige, einsame Songs"
Richtig krude wird die Geschichte aber erst durch Estavillos Kronzeugen. Um seinen krankhaften Zustand glaubhaft nachzuweisen, hat der Mann aus San Jose darum ersucht, Depeche Modes Martin L. Gore vorzuladen – der sei schließlich ein absoluter Experte in Fragen der Melancholie und des Entfremdetseins.
Zusammen mit Winona Ryder, in der Estavillio ebenfalls ein gebranntes Kind der Einsamkeit entdeckt haben will, soll der Songwriter und Multiinstrumentalist vor dem Gericht in Santa Clara Zeugnis der "Alienation" ablegen. Man kenne Gore nämlich als traurig, einsam und entfremdet, erläutert der Kalifornier, "was man schon an den Songs, die er schreibt, erkennen kann".
Kampf den Spielekonsolen
Auch wenn eine fachkundliche Stellungnahme durch Gore oder Ryder nun eher unwahrscheinlich erscheint, ringt einem die Prozesssucht des Anklägers doch einigen Respekt ab: Vor dem Fall "World of Warcraft" zog er bereits (erfolglos) gegen Microsoft vor Gericht, nachdem eine defekte XBox 360 ihm "ungebührlichen Stress" eingebracht hatte, dann gegen Sony, die ihn von der Benutzung des Online-Netzwerks der Playstation 3 verbannten, und gegen Nintendo, weil die Japaner ihre Wii vor der Installation bestimmter Software sicherten, was ihn von seinem Recht auf "Pursuit of happiness" abhalten würde. Estavillo fordert als Schadensersatz für seine aktuelle Entfremdung eine Million US-Dollar.
36 Kommentare
Naja, in den USA hat sich andauerndes Klagen durchaus als ernstzunehmende Alternative zum Arbeiten etabliert. Und dabei hat ein bissel Kreativität noch nie geschadet.
Mich würd ma interessieren, was er Anwalt dazu sagt...
Zitat (« Weil er zugleich einräumt, seit seinem gesellschaftlichen Außenseitertum sein einziges Glück im Spiel finden zu können, verklagt er den Hersteller Blizzard Entertainment nicht auf Unterlassung, sondern lediglich auf günstigere Spielepreise. »):
Sehr gut
auch ein weg martin gore kennezulernen.....bin mal gespannt wann die ersten kläger robbie williams, mettalica usw. als "zeugen" vorladen lassen.
Das ist eine populistische Scheisse, das muss ich euch mal sagen!
@Garret (« Eure Scheiß-Stimmung, da seid ihr doch dafür verantwortlich und nicht wir »):
DANN GEHT DOCH ZU 1860 WENN DA ALLES SOVIEL BESSER IST!!
Wie würden die Anglophonen sagen: "Get a Life, kid!"