Der Rapper Monsieur R wird von Mitgliedern der französischen Regierungspartei UMP wegen "sexistischer, antisemitischer und rassistischer" Texte verklagt.
Paris (ebi) - Die Erregung öffentlicher Ärgernisse gehört im Pop-Biz zu den wirksamsten Instrumenten, um Aufmerksamkeit zu erreichen. In Deutschland landeten deutsche Hip Hopper deshalb jüngst auf dem Index. Nun hat auch Frankreich seinen Rap-Skandal. Im Visier der Zensur: Richard Makela aka Monsieur R, dessen im März erschienene Platte "Politiquement Incorrect" und Songs wie "FranSSe".
Warum auch mit Kollegen battlen, wenn man sich ebenso gut mit dem Staat anlegen kann? Weil Provokation gerade keine Differenzierung braucht, drischt der Hip Hopper pauschal auf die Grande Nation ein. "Frankreich ist eine Schlampe, vergiss nicht, sie zu ficken, bis sie erschöpft ist. Man muss sie wie eine Hure behandeln, Mann. Ich richte mich an meine Brüder, die am Existenzminimum leben. Wir dürfen uns nicht weiter entwickeln, weil wir schwarz sind", rappt Monsieur R und erregt den Unmut der regierenden UMP. Mitglieder der Partei Jaques Chiracs verklagten ihn jetzt, berichtet das 3sat-Magazin Kulturzeit.
"Ich liebe es, zu provozieren", gibt Monsieur R zwar zu, beruft sich aber auf die Meinungsfreiheit: "Das ist der Alltag der Leute hier, und ich werde beschuldigt, brutal zu sein? Die Brutalität ist hier allgegenwärtig. Ich drücke die Verzweiflung dieser Menschen aus. Sie haben keine Möglichkeit, sich mitzuteilen. Ich mache daraus Kunst." Der gebürtige Belgier mit kongolesischen Wurzeln weiß, wovon er spricht. Wuchs er doch in einem der sozialen Brennpunkte Frankreichs auf, den überwiegend von Einwanderern bewohnten Pariser Banlieues.
Die UMP zeigt dennoch wenig Verständnis: "Wir dürfen nicht Sexismus, Antisemitismus, Islamophobie und antifranzösischen Rassismus unter dem Alibi der Kunst akzeptieren", betont der Abgeordnete Francois Grosdidier. Die Klage wird von Polizeigewerkschaften und einer rechtsgerichteten Gruppierung unterstützt.
Monsieur R zur Seite springt hingegen der landesweite Black Music-Radiosender Skyrock. "Zensur ist der Inbegriff von totaler Heuchelei. Unser Land weigert sich, anzuerkennen, dass es sich verändert und weiterentwickelt hat, etwa durch die Zuwanderung", meint Moderator Fred Musa im Sinne Makelas. "Die Politiker wollen uns den Mund verbieten", empört sich auch Rap-Kollege Stomy Bugsy, dessen Crew Ministére Amer schon vor 15 Jahren wegen gewalttätiger Texte zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Er habe schließlich das Recht, das Land zu kritisieren, in dem er lebe.
Angesichts des bevorstehenden Prozesses nutzt Monsieur R seine neu gewonnene Medien-Popularität nun geschickt, um sein Anliegen klar zu stellen: "Wenn alle Kinder in Frankreich, egal ob weiß oder schwarz, die gleichen Chancen auf Ausbildung, Arbeit und eine Wohnung haben, bin ich der erste, der einen völlig gegenteiligen Titel schreibt".
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