Dead Kennedys-Sänger Jello Biafra, Ex-Kollege Flea und andere würdigen den DK- und RHCP-Schlagzeuger.

Los Angeles (mis) - Der frühere Dead Kennedys-Schlagzeuger D.H. Peligro, bürgerlich Darren Henley, ist tot. Er starb am 28. Oktober im Alter von 63 Jahren an den Folgen eines Schädeltraumas, das er sich nach einem häuslichen Sturz zugezogen hatte. Erst wenige Tage zuvor beendete er mit der Punk-Legende Dead Kennedys eine Europa-Tournee. Mit der 2001 wiedervereinigten US-Punk-Institution spielte der in St. Louis geborene Musiker regelmäßig. Anfang 1981 stieg er kurz nach der Veröffentlichung des Meilensteins "Fresh Fruit For Rotting Vegetables" zur Band und ersetzte Original-Drummer Ted.

In einem langen Facebook-Post gedenkt der frühere Dead Kennedys-Sänger Jello Biafra, der nie an den Reunionkonzerten teilnahm, dem einstigen Kollegen. Er fühle sich angesichts der Nachricht "wie von einem Zug überrollt", berichtet er. Er habe nie gedacht, dass Peligro der erste von ihrer Band sein würde, der gehen müsse: "Er war nicht nur ein unvergesslicher Drummer. Er war ein begnadeter Sänger, Songwriter, Gitarrist und vieles mehr. Seine Präsenz spürte man sogar hinter einem Drum-Kit. Mit tierischen Instinkten ausgestattet spielte er Songs nie auf die gleiche Weise. Er war ein geborener Showman." Dies sei ihm schon 1979 bei Peligros erster Band SSI aufgefallen: "Es war der Drummer, der allen die Show stahl. Eine unkonventionelle afroamerikanische Naturgewalt (die Punkszene war schon immer zu weiß) mit breitem Grinsen, Bandana und zwei Kickdrums (...) Er machte die gesamte Band zehn Jahre jünger."

1988 stieß er als Ersatz für Jack Irons zu den Red Hot Chili Peppers. Es war eine Phase des Umbruchs bei der heute weltbekannten Band. Gitarrist Hillel Slovak starb an einer Überdosis und wurde von DeWayne McKnight ersetzt, der bald darauf von John Frusciante ersetzt wurde. Wegen seiner anhaltenden Alkohol- und Drogenprobleme musste auch Peligro die Band bald verlassen, dennoch schrieb er noch an den Songs "Knock Me Down", "Sexy Mexican Maid" und "Taste The Pain" für das Album "Mother's Milk" mit und war Teil legendärer Auftritte wie diesem, den die Peppers auf Instagram posteten:

Der Schlagzeuger hat es lange nicht verwunden, bei den Chili Peppers gefeuert worden zu sein, was Biafra in seinem Statement bestätigt: "Freunde von mir sahen ihn mit den Chili Peppers in der Hollywood Bowl und meinten, er sah so glücklich aus. Doch es sollte nicht sein." In den 90ern habe er ihn in St. Louis in der Drogen-Reha abgeholt, so Biafra. Peligro selbst sagte in einem Interview 2015, wäre er beim weltweiten Durchbruch der Chili Peppers noch Bandmitglied gewesen, hätte dies aufgrund seiner Abhängigkeit sein sicheres Ende bedeutet.

RHCP-Bassist Flea wurde in seinem Post entsprechend emotional: "Mein lieber Freund, mein Bruder, ich vermisse dich so sehr. Ich bin erschüttert, die Tränen fließen, aber ich werde mein ganzes Leben lang jede Sekunde genießen. Als ich dich 1981 das erste Mal mit DK spielen sah, flippte ich aus. Die Kraft, die Seele, die Rücksichtslosigkeit. Du wurdest mein enger Freund in so vielen Momenten. Du bist der echteste Rocker und ein elementarer Teil der RHCP-Geschichte. DH P in the place to be - du wilder Mann wirst für immer in unseren Herzen weiterleben, du Überbringer der Freude, du großheerziger Mann. Ich werde dich immer ehren."

Peligro spielte mit den Dead Kennedys bis zur vorläufigen Auflösung die Alben "In God We Trust Inc. EP" (inklusive "Nazi Punks Fuck Off"), "Plastic Surgery Disaster", "Frankenchrist" und "Bedtime For Democracy" ein. Mit Biiafras Ausstieg endete 1986 das Kapitel vorerst. Peligro spielte außerdem bei Nailbomb, dem Seitenprojekt von Max Cavalera (Sepultura, Soulfly) und Fudge Tunnel, in seiner eigenen Band Peligro und kollaborierte mit Künstlern wie etwa Moby. In den Nullerjahren klagte er gemeinsam mit den Dead-Kennedys-Kollegen Klaus Flouride und East Bay Ray erfolgreich um die Namensrechte gegen den früheren Sänger Biafra. 2013 erschienen seine Memoiren "Dreadnaught: King Of Afropunk". 2021 erzählte Peligro in Dave Grohl Kino-Doku "What Drives Us" von seinem Weg in die Sucht. Auf der Dead Kennedys-Tournee letzte Woche hielt der Drummer beim Konzert in Breslau vor dem Song "Nazi Punks Fuck Off" noch eine flammende Rede gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus.

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