Das Portal rentiert sich nicht mehr: tape.tv meldet Insolvenz an. Der Video-Channel hat den Kampf gegen Streaming-Anbieter und direkte Konkurrenten verloren.
Berlin (jim) - tape.tv-Vorstand Dario Karl Suter hat am Montag einen Insolvenzantrag gestellt. Dabei hatte das Unternehmen eine interessante Grundidee: den ganzen Tag laufen Musikvideos, doch anders als bei MTV oder VIVA konnte man die Clips auch nach Genres oder personalisierten Listen auswählen. Selbst erstellte Video-Mixtapes konnten User u.a. in den sozialen Medien publizieren. Dieses Konzept startete 2008 und erreicht seinen Höhepunkt 2010/2011.
Die Sonnenseiten
Die Live-Akustikreihe "Auf Den Dächern" wurde in Wien, Hamburg und Berlin aufgezeichnet. Namhafte Interpreten wie Incubus, Aloe Blacc oder Madsen gaben sich dort ein Stelldichein. Die Live-Show "On Tape" war bis September 2016 auch auf ZDFkultur zu sehen. Die User-Einbindung stand auch hier im Fokus: Die Sendung zeigte Live-Bilder von Zuschauern. Via Facebook konnte man diese kommentieren. Erster Gast war der Rapper Casper.
Weitere Kooperationen folgten mit Spiegel Online, 3sat, Facebook und Vavideo. Live-Übertragungen von Konzerten fanden im Rahmen von "tape live" statt, in einer der ersten Ausgaben gastierte Marteria. Zudem fanden unzählige Videopremieren über tape.tv statt, weil das Portal exklusive Deals mit den großen Plattenlabels abschloss. So waren die Clips zu Rihanna, Depeche Mode, Prinz Pi oder Farin Urlaub dort zuerst zu sehen.
In dieser Hochphase verzeichnete das Unternehmen bis zu elf Millionen Besuche auf der Seite – pro Monat. Ein wenig Kritik wurde dennoch laut, weil tape.tv auch Werbung auf anderen Websites schaltete, die die eigene Homepage im Hintergrund laden ließ.
Die Schattenseiten
2014 waren von diesen elf Millionen nur noch zwei Millionen übrig. Schon ein Jahr zuvor gab es zwei große Kündigungsphasen und einen Umzug in kleine Büroräume. Dieser Abwärtstrend gipfelt nun im Insolvenzantrag, der schon am Montag, den 14.11 beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin eingereicht wurde.
Zuvor hatte tape.tv sich ganz auf die Live-Übertragung von Konzerten konzentriert. Nun heißt es in einer Facebook-Mitteilung des Unternehmens: "Doch diese Vision werden wir euch leider nicht mehr präsentieren können, denn überraschenderweise ist unser neuer Investor nach etlichen Wochen produktiver Arbeit ohne Angabe von Gründen abgesprungen."
2 Kommentare
Schade. Ich hatte Tape.Tv sehr gerne genutzt. Aber ich muss zugeben, dass ich das in den letzten Jahren aus den Augen verloren habe. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass nach irgendeinem Update vor ein oder zwei Jahren die Seite auch sehr unrund lief, weshalb ich dann aufgehört hatte, dort Musikvideos und co zu schauen.
Bei Facebook haben sie es inzwischen begründet: "Überraschenderweise ist unser neuer Investor nach etlichen Wochen produktiver Arbeit ohne Angabe von Gründen abgesprungen."