laut.de-Biographie
Omar Rodriguez-Lopez
Wohl dem, dessen Eltern Wert auf eine frühkindliche Musikerziehung legten. Der Vater von Omar Rodriguez López erkannte anscheinend bereits in der embryonalen Phase seines Sohnes ein großes Talent und spielte ihm noch vor der Geburt Lieder auf der Akustikgitarre vor. Ob der umtriebige Multiinstrumentalist bereits am Tag seiner Geburt schon ausgefeiltes Gitarrenpicking betrieb, ist nicht bekannt, wohl aber der 1. September als Tag der Geburt und Bayamon in Puerto Rico als Ort der Ankunft des neuen Erdenbürgers. Da jeder in seiner Familie ein Instrument beherrschte, fiel die Wahl am Anfang auf den Bass.
Zwei weitere Leidenschaften kommen in den Teenager-Jahren hinzu: Skaten und Punkrockmusik, die ihn letztendlich zu Cedric Bixler und seiner Band At The Drive-In führt. Die Post-Hardcore Band erregt bereits mit dem Debüt-Album Casino In/Out große Aufmerksamkeit, aber der endgültige Durchbruch erfolgt 2001 mit Relationship of Command, das bis heute als einer wichtigsten Hardcore/PC-Alben aller Zeiten gilt. Doch ausgerechnet auf dem Höhepunkt trennen sich die Wege und die beiden Freunde Bixler und Rodruigez-Lopez gründen The Mars Volta, die mehr auf Latin- und Progressiv Rock-Einflüsse setzt und schnell zu einer festen Größe in der amerikanischen Indie-Rock-Landschaft aufsteigt.
Abseits des auch kommerziell erfolgreichen Bandprojektes arbeitet Omar an einer fast schon unüberschaubaren Menge an Solo-Alben. 2004 erscheint sein Debüt-Album "A Manual Dexterity. Soundtrack Volume One". Während das Album tatsächlich am 31. Oktober veröffentlicht wird, bleibt der im Albumtitel geteaserte Film bis heute ein Mythos und Gegenstand vieler Fan-Diskussionen. Erst Jahre später, beim International Film Festival in Rotterdam, erfolgt 2010 das wirkliche Film-Debüt "The Sentimental Engine Slayer". In diesem Film spielen Bekannte aus El Paso, aber auch John Frusciante mit. Zusammen mit dem Red Hot Chilli Peppers-Gitarristen werden im gleichem Jahr auch die gemeinsamen Alben "Omar Rodriguez Lopez & John Frusciante" und "Sepulcros de Miel" digital releaset und später limitiert auf physischen Tonträgern veröffentlicht.
Die beiden verbindet schon eine Freundschaft, seitdem Fruiscante ein Konzert von Omars unbekannten Seitenprojekt De Facto besuchte und beide schnell über gemeinsame Lieblingsregisseure, wie zum Beispiel den französischen Dramatiker Louis Benoit, ins Gespräch kommen. Bis zu diesem Augenblick hat Omar angeblich keinen blassen Schimmer, mit wem er da eigentlich spricht und in welcher Band der seelenverwandte Nerd spielt. 2016 holt er seinen Kumpel zu einem Musikvideo von "Running Away" dazu, in dem er von Kollegen wie Buzz von den Melvins auf die Brille bekommt.
2011 kommt die erste Werkschau "Telesterion" auf den Markt. Wer in den bis dahin schon mehr als zwanzig Veröffentlichungen den Überblick verlor, bekommt nun immer eine ausgewähltes Repertoire, die auf den Alben und Eps erschienen. Wer großes Glück und Geld hat, erwischt eine limitierte Vinyl-Auflage zum Record Store Day.
Ein Jahr später macht ein heißes Gerücht die Runde in den Musikblog und Fan-Foren. Als das Coachella-Festival sein Line-Up bekannt gibt, ändert sich Spekulation in Gewissheit: At The Drive-In feiern nach all Jahren des Streits ihr Comeback. Doch der Tod von Omars Mutter kurz vor dem geplanten Auftritt überschattet diesen vorher noch sehnlichst erwarteten Moment. "Ich wollte mich einfach nur in einem Loch verkriechen und keinen mehr sehen", sagt er später über diese merkwürdige Gefühlslage zwischen Euphorie und Schockzustand. Auch die Fans, die noch die hochenergetischen Shows aus den 00er-Jahre im Kopf haben, reagieren enttäuscht und wütend. "Es war eine sehr schmerzhafte Erfahrung auf die Bühne zu gehen und dann ausgebuht zu werden, weil du nicht wild herum springst." Omar Rodriguez verarbeitet die Trauer um seine Mutter 2014 in dem Album "Corazones".
Im gleichen Jahr entsteht auch die Band Bosnian Rainbows, die er mit Le Butcherettes-Sängerin Teri Gender Bender auf die Beine stellt, zwei Jahre später gründet er mit seinem Freund Cedric Bixler die Band Antemasque. Auch hier gibt es einen Star-Gast in Form von Red Hot Chilli Peppers-Bassist Flea. Der Sound klingt überraschenderweise nicht nach Art-Rock, sondern geht weit zurück zu den HC/Punk-Anfängen der späten 90er.
So viel Kreativität scheint Mike Patton zu beeindrucken. Er veröffentlicht auf seinem Label Ipeac 12 Alben von Omar Rodriguez, die bereits schon länger durch das Netz geisterten und nun auf einer Bandcamp-Seite zu Verfügung stellen. Immerhin etwas Ordnung in fast unübersichtlichen Menge an Alben. Das 27. Solo-Album "Sworn Virgins", zähle man unzählige andere Projekte nicht noch hinzu.
Eine Werkschau der anderen Art erscheint Juni 2020. Die "Clouds Hill Tapes, Pt. 1 - III", aufgenommen in den Hamburger Clouds Hill Studio in Hamburg, kommt digital und 3fach-Vinyl-Version auf den Markt. Es handelt sich dabei um Songs, die bereits auf vorigen Alben entstanden, aber noch einmal im neuen Arrangement und Sängerin aufgenommen wurden.
Die Frage ob ein neues Album erscheint, stellt sich für die Zukunft nicht. Eher bleibt die Frage, wie viele Alben dieser Mann veröffentlicht und ob es noch einmal zu einer Mars Volta-Reunion kommt.
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