laut.de-Kritik
Melancholisch, verraucht und angejazzt wie auch der Film.
Review von Giuliano BenassiIn einer der ersten Szenen des Films steht Norah Jones todtraurig an einer Straßenkreuzung in New York und schaut zur Wohnung ihres ehemaligen Freundes hinauf, der sich im Fenster mit einer Fremden amüsiert. Sie schüttet ihr Herz einem Café-Besitzer (Jude Law) aus und begibt sich dann auf eine einjährige Reise quer durch die USA auf der Suche nach sich selbst.
Der erste US-Film des Hong Kong-Regisseurs Wong Kar Wai ist zugleich die erste Rolle der prämierten Sängerin. Ein gebrochenes Herz, zielloses Herumtreiben und Szenen, die hauptsächlich nachts und in Bars spielen, haben zu einem melancholischen, verrauchten, angejazzten Soundtrack geführt. Den Anfang macht das einzige Stück, das Norah Jones für den Film geschrieben hat und das passenderweise bei Sonnenaufgang nach einer Dreheinheit am Klavier entstand. Ihre Stimme, von einem Kontrabass begleitet, klingt betörend wie immer.
Neben den eigens komponierten Einlagen Ry Cooders, die an seine Filmmusik zu Wim Wenders' "Paris, Texas" erinnern, sind auf der CD Stücke zu hören, die Wong während der Recherche zum Film entdeckt hat. Cat Power, zum Beispiel, deren CD "The Greatest" er in einem Plattenladen in New York kaufte und die mit gleich zwei Stücken vertreten ist.
Herausragend ist Otis Reddings "Try A Little Tenderness", vor allem, wenn man noch die Version der Committments in Erinnerung hat. Einen wahren Genuss bieten auch Mavis Staples' "Eyes On the Prize", mit Ladysmith Black Mambaso im Hintergrund, Ruth Browns Klassiker "Looking Back" und Cassandra Wilsons raue Stimme in Neil Youngs "Harvest Moon".
Die internationale Ausrichtung des Projekts zeigt sich an einem japanischen Beitrag (Chikara Suzuki mit "Yumeji's Theme") und einem argentinischen ("Pajaros" des Oscar-Gewinners Gustavo Santaolalla). Ein bisschen Marketing schadet offenbar nicht, weshalb auch Jones' Labelkollege Amos Lee (mit dem wunderbaren "Skipping Stone", aus seinem zweiten Album "Supply And Demand", 2006) und Cooders Sohn Joachim (als Mitglied von Hello Stranger) zum Zuge kommen.
Interessante Stücke, die sich gut aneinander reihen und die melancholische Grundstimmung von "My Blueberry Nights" musikalisch wiedergeben. Einen letzten Höhepunkt bietet Cat Powers "The Greatest", das die letzte Szene des Films untermalt. Wer das Lied kennt, kann sich vorstellen, was darin geschieht.
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