laut.de-Biographie
Overground
51,8 Prozent: ein wichtiger Wert für Overground. Das Wahlergebnis, von dem außer Edmund Stoiber sämtliche deutschen Landespolitiker feuchte Träume bekämen, lüpft im Spätsommer 2003 in der durch die No Angels und Bro'Sis bekannt gewordenen Casting-Show "Popstars" die Band Overground aufs Siegertreppchen. Gegner der Boys im sogenannten "Popstars-Duell" sind die Girls der Preluders, die mit ihrem Song "Everyday Girl" ins Rennen gehen. Bis kurz vor Schluss ist unklar, welche Band die letzte Schlacht um den Titel gewinnen wird.
Während der Sendung rufen über drei Millionen Zuschauer an und entscheiden mit besagtem Prozentwert über Sieg und Niederlage. Ein glückliches Happy-End also für den Essener Akay, den Hamburger Marq, Ken aus Bonn sowie Meiko aus Wiesbaden. Denn kurz vor dem Ende sah es noch so aus, als hätten die Preluders klar die Nasen vorn. Anne, Anh-Thu, Miriam, Rebecca und Tertia wiesen weitaus höhere Zahlen bei den zuvor gestarteten Singles-Verkäufen vor. Genutzt hat's ihnen nix.
Als Overground im Pro 7-Finale ihren Hit "Schick Mir 'Nen Engel" anstimmen, bekommt sogar Choreograph Detlef D! Soost feuchte Augen: "Anfangs bei den Proben habt ihr noch gesungen, als ob ihr die Forellen am Hamburger Fischmarkt ansingen wolltet, heute kann ich bei diesem Song nicht nicht weinen", soll das Jury-Mitglied gelobt haben. Sprüche, wie sie früher nur einem Dieter Bohlen aus dem Plappermaul plätscherten.
Ansprechender Gesang, hüftschwingende Tanzeinlagen sowie die richtige Ausstrahlung bringen Overground schließlich den Sieg und verschaffen ihnen einen Plattenvertrag mit der Major-Firma Polydor, wo im November bereits das Debütalbum "It's Done!" erscheint. Wie schon der Siegertitel "Schick Mir 'Nen Engel" klettert auch das Album, das vor allem Bro'Sis-ähnliche R'n'B-Standards featuret, auf Platz Eins der deutschen Charts.
Und was war vor der Casting-Karriere? Der am 11. Januar 1983 geborene Akay träumt davon, es einmal so weit zu bringen wie seine Idole R. Kelly und Usher. Immerhin bringt er es zu einem Auftritt in seiner Lieblingsdisco, verdient nach Realschulabschluss und Ausbildung seine Brötchen aber als Reiseleiter. Der Popstar trägt als Glücksbringer übrigens eine platinfarbene Kette mit einem Mikro um den Hals.
Auch Michael Jackson-Fan Ken durfte sich über die Casting-Einladungen mächtig freuen, denn für ihn beendet die Popstar-Karriere eine eher leidige Schul-Vergangenheit. Da der Jungspund nichts als Musik im Kopf hat, muss er in der sechsten Klasse von der Real- auf die Hauptschule wechseln, doch auch dort ändert sich wenig an seinen mangelnden Leistungen und dem Stress mit Lehrern. Erst als bei der dritten "Popstars"-Staffel das Mindestalter der Teilnehmer auf 16 Jahre heruntergesetzt wird, wittert Ken seine Chance und singt beim Kölner Casting vor. Es ist anzunehmen, dass er sich seitdem von Schulhöfen fern hält.
Marq, geboren am 27. Januar 1987, der über die Castingstadt Hamburg den Sprung ins Starleben schafft, ist das jüngste und zugleich kleinste Mitglied im Overground-Tross. Marq ist philippinischer Abstammung und hatte bislang keine Möglichkeit, einen Beruf auszuüben, da er wie Ken direkt vom Schulhof auf die Showbühne gebeamt wurde. Allerdings darf er auf seinen Realschulabschluss stolz sein, den er im Sommer 2003 ablegt. Warum Marq recht beeindruckende Tanzeinlagen drauf hat, wundert die Jury nicht mehr, als sie erfährt, dass der Kleine fast drei Jahre lang Hip Hop-Unterricht an der renommierten Hamburger Stage School genoss, auf der sich schon Lucy von den No Angels schleifen ließ.
Meiko schließlich ist der am 20. Mai 1977 geborene Blondschopf der Truppe und gleichzeitig auch der Älteste. Mit 16 beginnt er erstmals, seine Stimme zu erheben, bald darauf lässt Papa Gesangsunterricht springen. Doch mit 18 kehrt Abiturient Meiko dem Training den Rücken und geht für zwölf Monate nach Amerika um dort den Highschool-Abschluss zu machen. Erst als er hierzulande schon als BWL-Student immatrikuliert ist, wagt er es noch einmal und nimmt prompt sämtliche Casting-Hürden.
Darüber hinaus gehörte der Frankfurter Fabrizio Levita kurzzeitig zur Band, der aber einen Solo-Plattenvertrag angeboten bekommt und es fortan alleine versucht. Mit der ersten Single "I'll Never Get Over You" will er seinen Ex-Kumpels Konkurrenz machen.
Overground unterdessen verfolgen hehre Ziele. Mit "Der Letzte Stern" wollen sie 2004 die Nation beim Eurovision Song Contest vertreten. Die Nation ist anderer Meinung und votet die siegesgewohnten Buben lediglich auf den dritten Platz. Auch Scooter haben das Nachsehen: Nach Istanbul fährt Stefan Raabs Zögling Max Mutzke.
Die Welt dreht sich für Overground dennoch weiter: Das nächste Album "2. OG" steht bereits 2004 in den Startlöchern. Für Turbulenzen sorgt Hitzkopf Ken, der beim Videodreh auf Ibiza austickt und einem 28-Jährigen ins Gesicht tritt. Das Opfer verliert zwei Schneidezähne und erleidet einen Nasenbeinbruch. Ken, der nicht zum ersten Mal in eine Prügelei verwickelt ist, landet vor Gericht. Sozialstunden und ein Anti-Aggressionstraining bekommt er aufgebrummt - eine milde Strafe, die allerdings für Aufatmen in den Reihen Overgrounds sorgt: Der geplanten Tour steht nun nichts im Wege.
Die Single "Hass Mich" erntet im Oktober 2005 nur noch bescheidene Lorbeeren: Position 35 - mehr ist in den deutschen Charts nicht mehr zu holen.
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