Paolo Conte - " Nelson"

Wer bitte ist Nelson? Etwa die Töle auf dem Cover, das Conte selbst auf Leinwand bannte? Egal, denn er könnte auch über Pylonen im Straßenverkehr singen: Es würde sich trotzdem umwerfend anhören.

Mit "Nelson" ist ihm ein wirklich schönes Stückchen Musik gelungen. Samtweiche Bläsersätze, ein wenig Django Reinhardt-Swing, hier ein Barjazz-Stückchen, dort ein wenig durchgeknallte Lautspielereien - Conte dreht Kreise um seinen eigenen Planeten.

Den taucht er in äußerst warmen Sound, der aber bei aller Wohlgefälligkeit nie überproduziert klingt. Denn in den ruhigen Momenten hört man allerlei Nebengeräusche, die ein Soundfetischist so nicht akzeptieren würde.

Was dem Piemonteser beim Schreiben einiger Stücke so durchs Oberstübchen weht, möchte man nur zu gerne wissen. Ein Stück wie "Clown" mäandert über vier Minuten herrlich monoton um eine einzige Melodie. Dazu der passende Inhalt: Melancholie, Satire, Witz und Tragik in wenigen Worten erzählt. Ähnlich Ravels Bolero rhythmisiert das Schlagzeug um Pianoklänge, ehe sich später süße Streicher hinzu gesellen.

Contes großen lyrischen Momente kommen aber immer dann am besten zum Tragen, wenn er der holden Weiblichkeit huldigt: Quasi aus dem Lehrbuch des Bezirzens könnte "Nina" stammen.

Nur einmal geht Paolo einem auf den Keks: Wenn er in "Sotto La Luna Bruna" wie ein Hund oder Wolf oder Wasauchimmer bellt und heult, klingt das eher nach einem Elefant mit Wolle im Rüssel. Eigentlich schade, denn der Song rumpelt an sich sehr launig durch die dunkle Nacht.

Äußerst großartig: "Suonno e'Tutt'o Suonno". Wie Conte es fertig bringt, aus fast nichts ein so wunderhübsches Stück zu zaubern, ist erstaunlich. Leise Stakkato-Orgelklänge tuten im Hintergrund, während Conte im wahrsten Wortsinn vor sich hin träumt.

Auch wenn er danach eine leicht poppige Schlagseite zur Schau stellt, verkommt "Nelson" zu keiner Zeit zu einem belanglosen Album. Ganz im Gegenteil: Wieder mal ein echter Conte.