3. Mai 2022
"FDP steht für ein schwieriges Ausmaß der Verwirrung"
Interview geführt von Dani FrommBackpfeifen liegen im Trend, also sprechen wir mit einer Fachkraft für Schellenesperanto: über Pen&Pixel-Cover, linke Grabenkämpfe, kulturelle Aneignung, männliche Verlustängste, die Rückkehr ins Live-Geschäft und das Spektrum zwischen Grenzüberschreitung und Kommerz-Sellout-Money-Volltrottel-Rap.
Als er seine EP "Backpfeife auf Endlosschleife" veröffentlichte, hat Pöbel MC unmöglich wissen können, welche mediale Renaissance die Maulschelle erfahren sollte. Innerhalb weniger Tage schepperte es gleich doppelt: Will Smith quittierte einen geschmacklosen Witz, den Comedian Chris Rock auf Kosten seiner Gattin riss, mit einer Ohrfeige. Nahezu gleichzeitig erwatschte sich Fatcomedy seine 15 Minuten Ruhm in Oliver Pochers Antlitz. Mit wem sollte man in solchen Zeiten sprechen, wenn nicht mit einer ausgewiesenen Fachkraft für Schellenesperanto?
Hi Pöbel! Der Release von "Backpfeife auf Endlosschleife" liegt jetzt schon ein bisschen zurück. Wir reden trotzdem drüber, weil der Titel kürzlich ungeahnte Aktualität erreicht hat. Hattest du prophetische Ahnungen?
Nicht mehr als sonst. Ich weiß auch nicht genau, ob das auf derselben Ebene stattfand, auf der ich mich bewegen möchte. (Lacht) Eigentlich nicht. Das waren jetzt keine Auseinandersetzungen, mit denen ich mich irgendwie beschäftigen wollen würde. Wobei das mit Will Smith war ja schon interessant. Aber dieses andere Ding da ... das ist ja völlig absurd.
Ich fand beide Aktionen daneben. Bei aller Sympathie für die Vorstellung (!), wie Leute verdientermaßen auf die Fresse kriegen, halte ich das nicht für ein Mittel der Auseinandersetzung unter erwachsenen, zivilisierten Leuten.
Nee. Das ja eh nicht. Aber der ungefähre Kontext bei Will Smith ist schon nicht unspannend, weil a) ist natürlich für einen persönlich die Erkrankung der eigenen Frau, deren Leiden man ja aus erster Hand irgendwie mitbekommt, wahrscheinlich schon was Emotionales. Und b), platt gesagt, nach Atzenverständnis wär' das schon 'ne korrekte Aktion, jemandem auf die Schnauze zu hauen, der sich über die Erkrankung der Frau oder der Mutter lustig macht. Dass das in dem Rahmen irgendwie anders ist, ist natürlich klar. Ich weiß ja nicht, aus welchen Verhältnissen Will Smith kommt, aber irgendwie hat das für mich auch so 'ne geile Schulhof-Atzen-Mentalität gehabt, die ich auf 'ne gewisse Weise nachvollziehen konnte. (Lacht) Zumindest vom Motiv her. Darüber hinaus fand ich es bisschen absurd, wie krass sich scheinbar dann auch die amerikanische Gesellschaft, die ja in vielerlei Hinsicht supergewaltvoll ist, daran ereifert hat, dass Will Smith bei den Oscars einem eine gescheuert hat. Ich meine, das ist jetzt nicht irgendwie zu entschuldigen und passt auch überhaupt nicht in den Rahmen, das ist ein schlechtes Symbol, ohne Frage. Aber so, wie das nachträglich abgehandelt und für mein Verständnis auch dramatisiert wurde, fand ich schon ein bisschen krass, ehrlich gesagt. Ich meine, die US-Amerikaner ziehen mit wehenden Fahnen in den Krieg, huldigen ihren fetten weapons und wollen damit auch eine Art von Stärke und Gewaltbereitschaft signalisieren, im Fall der Fälle, und wenn dann irgendwo mal jemand 'ne Backpfeife kriegt, dann ist das gefühlt der Untergang der eigenen Zivilisiertheit. Das liest sich von außen dann auch ein bisschen heuchlerisch.
Was den US-amerikanischen Kontext betrifft, bin ich voll bei dir. Für mich war das aber voll dieses archaische Männlichkeits-Ding. Muss-mein-schwaches-Weib-beschützen-ugh!
Ja, voll. das ist ja auch genau so! Deswegen mein' ich ja: Es ist nicht irgendwie zeitgemäß oder progressiv, aber wenn man in den 90ies in Rostock zur Schule gegangen ist und das sieht, dann ist das so ... ja, 'ne normale Aktion, auf eine gewisse Weise. Ohne das jetzt zu werten. Ich hab' das nicht gehört und hab' mir gedacht: "Oh, mein Gott! Ich muss mir das anschauen! Was für eine ultrakranke Aktion, das ist ja der absolute Wahnsinn!" Sondern mir ist vollkommen klar, dass Leute sowas machen. Der Rahmen ist halt bescheuert. Dass sich da gesellschaftliche Verhältnisse, eine maskuline Hegemonie oder patriarchale Ordnung, in solchen komischen missverstandenen Ehrverteidigungen ausdrücken, das ist ja klar. Aber das ist ja nochmal ein ganz anderes Thema, darüber hat ja gar keiner gesprochen. Die meisten haben sich in den Diskussionen dazu über Will Smith und seine Ausfälle und seine Sittlichkeit unterhalten. Dieser feministische Kontext wurde da ja massenmedial, glaub' ich, überhaupt nicht verhandelt.
Wenn man sich immer hinstellt und schreit, Satire darf alles, dann muss man halt auch mal einen geschmacklosen, schlechten Witz auf die eigenen Kosten oder die seiner Familie einstecken, ohne dem Witzereißer gleich eine draufzuhauen. Wie dünnhäutig auf Satire, Comedy oder Geschmacklosigkeiten reagiert wird, das finde ich echt erschreckend. Nicht nur da, sondern an vielen Stellen.
Okay, okay! Aber auch, wenn das jetzt zum Beispiel in einer anderen Ausrichtung 'ne sexistische oder anderweitig rassistische Konnotation hat? Weil da kommt es mir ja aus linker Perspektive oft so vor, als ob man dann schnell dabei ist, die Grenzen von Satire neu zu verhandeln und sich da in so 'nem Kontext hinzustellen und zu sagen: Das ist keine Satire, sondern man beschreibt hier irgendeine Art von Ungleichheit, von Diskriminierung, von ernsthaftem gesellschaftlichen Problem, und da ist es dann quasi legitim, das so abzuwiegeln oder auch extremer darauf zu reagieren. Wie ist denn da dein Verhältnis zu solchen Sachen? Das wurde ja zum Beispiel auch Dave Chappelle vorgeworfen, grenzüberschreitende Comedy in so einem Kontext zu machen, bis hin zu dem Punkt, wo er dann auch teilweise bisschen gecancelt worden ist.
Raptexte, Witze, Comedy, blöde Sprüche: Ich finde tatsächlich, grundsätzlich muss jede*r alles sagen dürfen. Auch jeder Nazisack muss seinen Scheiß sagen dürfen. Dass dann Gegenwind kommt, erwarte ich schon - aber verbal, nicht mit der Faust. Die Faust ist ein legitimes Mittel, wenn ich körperlich angegangen werde. Dann sag' ich auch nicht, man muss die zweite Wange hinhalten. Wenn ich körperlich bedrängt, bedroht oder angegangen werde, ist Gewalt ein angemessenes Notwehrmittel. Aber Gewalt ist für mich niemals 'ne Antwort auf Worte. Nie.
Ja. Okay. Und dann ... (lacht) Ich will jetzt nicht das Interview umdrehen, aber es interessiert mich: Wenn es zum Beispiel einen Rap-Beef geben würde, und Leute sich sehr despektierlich oder ungerechtfertigt äußern und sich dann Rapper darüber auf die Fresse hauen, ganz platt gesagt. Findest du das dann akzeptabel oder nicht?
Physisch oder verbal?
Nee, physisch!
Wenn sich Leute in gegenseitigem Einverständnis die Fressen einschlagen, weil sie das - warum auch immer - beide wollen, dann haben die meinen Segen. Meinetwegen können sich irgendwelche Fußballhools auch auf dem freien Feld verabreden und sich aufs Maul hauen, da hab' ich überhaupt nix dagegen. Solange das Leute unter sich so ausmachen, die das genau so wollen: gerne! Wenn irgendein Rapper sich über einen anderen ärgert - oder auch über einen Journalisten oder über einen Text von mir - und macht dann einen despektierlichen Disstrack: Find' ich sowieso voll okay. Genau so ist es doch gedacht!
(Lacht) So wie bei Fler, nachdem er bei Twitter einem Journalisten gedroht hat, dass er ihm auflauert und ihn umschlägt, dann vor Gericht behauptet hat, dass er bei Twitter auch nur in der Kunstfigur Fler gehandelt hätte und dass seine körperlichen Androhungen in den DMs im Grunde genommen nur Disstracks ohne Reimkonzept und Instrumental gewesen sind. Da hab' ich mir auch schon gedacht: Nee, Digger, doch nicht so! (Lacht)
Da findet dann vielleicht eine merkwürdige Verwischung von Medien statt. Ich fühl' mich schon anders bedroht, wenn mir einer per Sprachnachricht Prügel androht, als wenn er das in einem Disstrack macht.
Ja! Auf jeden Fall! Das ist ja komplett absurd. Und dann auch noch solche komischen Charaktere ... aber jetzt lass' mal das Interview so bestreiten, wie du dir das gedacht hattest.
Mal sehen, ob ich mich daran noch erinnern kann. Ich hatte mich auf jeden Fall gefreut, dass du im Zuge dieser neuen EP auch "Stress & Raugln" noch einmal physisch verfügbar gemacht hast. Du kannst offenbar mit handfesten Tonträgern noch etwas anfangen?
Ja, auf jeden Fall. Zum einen manifestiert es das Release auf eine sehr schöne Weise, durch das Cover und die ganze Haptik, die das hat. Wenn jetzt irgendwas irgendwo bei Spotify rumfliegt: Gut, dann kann man mal reinkucken und es anklicken. Aber so 'ne Platte steht zu Hause im Regal, vielleicht auch so ein bisschen als Deko an der Wand. Man kann die auf Konzerten Leuten verkaufen, die sich darüber freuen, vielleicht mal 'ne Unterschrift draufsetzen. Irgendwie macht das das Ganze für mich viel greifbarer und verortet das mehr in der Realität.
Du erwähnst das Cover: Was war die Idee hinter dem Artwork von "Backpfeife auf Endlosschleife"? Ich geb' einfach mal die Frage eines unserer User weiter: "Ist das nun gebitet oder eine Hommage?"
Dieses Cover gibt es ja in hundertfacher Ausführung bei allen möglichen Memphis-gelagerten Acts. Das ist weder gebitet noch eine Hommage, es ist einfach, wie es im Rap ja oft passiert, eine an eine gewisse Stilistik ausgerichtete Gestaltung eines Covers mit eigener und Release-bezogener Einschreibung. Leute, die sowas sagen oder das so verorten, wissen, glaub' ich, nicht, woher diese Cover kommen und in wieviel hunderttausendfacher Ausführung es die in allen möglichen Zusammenhängen gibt. Insofern ist das einfach so wie ein BoomBap-Beat, auf den man rappt, den gabs auch schon oft, oder wie irgendwelche Trap-Varianten. Wichtig ist, dass man das in seinem eigenen Kontext ausgestaltet. Eine Hommage ... da wüsste ich nicht, an wen das eine Hommage sein sollte. Weil, wie gesagt: Es gibt ja hunderttausend Leute, die das schon in der einen oder anderen Weise benutzt haben. Dementsprechend richtet sich das ja an nichts weiter zielgerichtet als an diesen Pen&Pixel-Style an sich, der im wesentlichen dadurch zustande kommt, dass man es heutzutage witzig findet, bei Photoshop irgendeinen Scheiß zusammenzuflicken.
Die optischen Bezüge liegen ja auf der Hand, und ich kann mir echt nicht vorstellen, das jemand nicht weiß, dass es das schon x-mal gab. Wenn das eine Hommage sein sollte, hätte ich das als Hommage an eine ganze Ära gelesen, als einen Gruß nach down south.
Jaaa ... nee. Das ist ja auch musikalisch komplett nicht im Memphis-Style verortet. Das Lustige an diesem Style ist halt, dass man so viele überzogene Elemente miteinander kombinieren kann und einen ästhetisch ansprechenden Rahmen hat, aber gleichzeitig hat das Ganze irgendwie so einen Street-Flavor. Aber jetzt explizit als Hommage an irgendeinen Memphis-Kontext gedacht: Das ist nicht der Fall. Das passt ja auch gar nicht zur musikalischen Ausrichtung des Tapes. Und dieser Cover-Stil ist ja auch nach diesen Memphis-Geschichten häufig verwendet worden, das ist eher so Allgemeingut. Klar kommt es da irgendwo her, aber ... nee.
Die Ästhetik ist vom musikalischen Aspekt schon losgelöst?
Ja, genau. Jeder kann doch so ein Cover machen. Man sieht doch tausend andere Releases, die auch so einen Stil haben und die teils auch gar nichts mit Rap zu tun haben. Das ist ja nichts Verpflichtendes. Es ist ja auch nicht so stringent wie wenn ich mich jetzt mit 'ner Axt in der Hand und in Corpsepaint vor 'ner brennenden Kirche abgebildet hätte. Dann wärs wahrscheinlich schon bisschen eigenartig, wenn irgendeine Feelgood-BoomBap-Platte dahintersteht, weil man bei so einem Cover schon eine ganz klare Scandinavian-Black Metal-Neunziger-Jahre-Assoziation hat und das in den meisten Fällen dann auch so dabei rausgekommen ist. Aber ich finde, diese Pen&Pixel-Dinger sind viel freier und viel beliebiger.
Schon allein, weil man die Möglichkeit hat, da so viele verschiedene Elemente reinzukleben.
Ja, voll! Eigentlich ist das ja eher so Internet-Zeitalter-Meme-Collage. Nur dass es das als Cover schon lange gab. Aber im Grunde genommen, ist das eigentlich eher so. Und das hat uns daran auch irgendwie Spaß gemacht. Dass wir dann halt noch 'nen Wirbelsturm und noch irgendeinen Feuerball, einen Abendstern und irgendein bescheuertes Tattoo und was weiß ich was für einen Quatsch da reinsetzen konnten. Der Entstehungskontext sah übrigens auch gar nicht von vorneherein vor, so ein Ding zu machen. Eigentlich war meine Idee, was zu machen, das in Richtung von Escher-Grafiken geht. "Backpfeife auf Endlosschleife" hätte so 'ne Escher-Grafik ganz gut visualisiert, weil man da ja so optische Täuschungen hat, die in einem geschlossenen System quasi Unendlichkeit abbilden.
So ein Möbiusband, oder sowas?
Ja, genau. So Escher-Grafiken halt, das ist ja ganz bekannt. Davon ausgehend, weil wir das dann als solches erstmal nicht doll genug fanden, haben wir da drumherum immer mehr Scheiß eingebaut und sind dann am Ende letztendlich bei so 'nem ja ganz anderen Style gelandet.
Hätte nie gedacht, dass so eine klassische Ästhetik keine Absicht war. Da wäre eine Bildergeschichte zur Entstehung ganz cool.
Voll. Weißt du, woran du das sehen kannst? Kuck ma, im Hintergrund, wenn man rechts von der Bazooka kuckt, da ist ja dieses Gitter. Da liegen jetzt ziemlich viele Sachen drüber, aber dieses Gitter ist eigentlich so 'ne Escher-Grafik. Deswegen ist das auch überall im Hintergrund. Damit haben wir angefangen, und irgendwie haben wir dann ganz viel Scheiß hinzugefügt, und jetzt ist halt dieses dolle Konglomerat da reingeflossen. Aber ursprünglich war das mal der Ausgangspunkt, so ein Escher-Style-mäßiges Ding da reinzubauen, um diese Endlosschleife zu bedienen.
Das muss man aber wissen.
Deswegen erzähl' ich dir das ja. Mir ist das - es gibt ja auch immer tausend Details, die man bei so einer Sache aushandeln muss - gar nicht mehr so richtig im Gedächtnis gewesen. Aber eigentlich kann man zu diesem Cover sehr viel erzählen.
Ich hätte bei der Optik schon irgendwie mit Memphis-Sound gerechnet. Aber wie du selbst sagst, hat es damit ja gar nix zu tun. Wenn man den letzten Track außen vor lässt, fand ich das Soundbild diesmal sehr einheitlich. Passt zum Titel, da geht es ja auch eher monothematisch zu. Eine Zweiteilung in Ernst und Spaß wie auf der letzten EP, die gabs nicht mehr.
Hmmm. (Überlegt) Nö, würd' ich nicht unbedingt sagen. Wobei es schon heiterere und weniger heitere Tracks gibt. "Schellenesperanto" oder "Rollkragenschläger" sind ja, verglichen mit "Betonasche" oder "Pöbelmane", eher bisschen fröhlich. Aber, genau: Insgesamt ist das jetzt nicht wie bei "Stress & Raugln", der EP davor, da war das ja im Titel enthalten. Aber bei "Bildungsbürgerprolls" ist das ja mit der A- und der B-Seite auch 'n bisschen so, dass die düsteren, ernsthaften, atmosphärischen Tracks auf der ersten Seite zu finden sind, und die alberneren, Battlerap-artigen auf der zweiten. Hier vermengt sich das eher so ein bisschen.
Du würdest nicht sagen, dass dir inzwischen der Spaß abhanden gekommen ist?
Nö, gar nicht, Ich hab' auch eher das Gefühl, dass die EP 'nen relativ unbeschwerten, heiteren Vibe hat. Trotz der ernsthafteren Themen, die zum Teil verhandelt werden. So ist mir das bisher auch rückgekoppelt worden. In irgendeinem 16Bars- oder rap.de-Interview, da meinte jemand: "Das ist ja erstaunlich, dass eine in Corona-Zeiten entstandene EP irgendwie so unbeschwert und heiter daherkommt, wie kann das sein?" Nach dem Motto. Wo ich mir dann denke: Na, jaaa. Die ganz große Witzkeule ist es jetzt ja auch nicht. Aber dass es irgendwie locker ist, das fühlt sich für mich auch so an. Und es hat sich auch beim Machen eigentlich ganz gut angefühlt.
Ich hab' das tatsächlich auch als lässig wegkonsumierbar empfunden, obwohl da solche Riesenthemen drinstecken. Wenn man die auf Schlagworte runterbricht, hast du da: Pandemie, Rechtsruck, Klimakrise, #MeToo-Debatte. Gibts Themen, die dir zu groß sind?
Ein Thema wird ja nur dann groß in der Auseinandersetzung, wenn man sich auch groß angelegt damit auseinandersetzt. Das passiert ja in Rap-Texten sowieso nicht.
Wie viel Verkürzung und Zuspitzung ist dann überhaupt zulässig?
Keine Ahnung, Ich glaub', man kann schon in prägnanten Sätzen irgendwelche Positionen und Stimmungen abbilden. Von daher ... zulässig ist es ja eh, aber ich glaube, dass es auch überzeugend sein kann.
"Es geht bei Musik nicht nur um Inhalte"
Die Liste derer, die um Schellen betteln, ist endlos. Es kriegen aber nicht nur die erwarteten Feindfiguren ihr Fett weg, Querschwurbelpack, Antisemiten und ähnliches Geschmeiß, sondern auch die sich selbst zerfleischende Linke. Ich seh' oft - und da sind wir wieder bei Will Smith und den Backpfeifen - dass es in den Kreisen gar nicht mehr um die Sache geht, nicht um das, was eigentlich passiert ist, sondern nur noch um Empörung und Ausdrucksweisen. Da geht so viel Energie in internen Grabenkämpfen verloren.
Auf jeden Fall. Egal, in welchem thematischen Zusammenhang, gibt es da Debatten und interne Konflikte, die die übergeordneten politischen Ziele und Kapazitäten und Energien bündeln und viele linke Strukturen in den Kampf mit sich selbst verlagern, statt nach außen hin aktivistisch zu sein. Aber das ist natürlich auch immer nur bedingt zu kritisieren. Weil das natürlich auch viele Probleme dort geben kann, bei denen sehr wichtig ist, dass sie aufgearbeitet werden und dass diese Auseinandersetzungen irgendwie erfolgen.
Ich find' einfach oft die Art der Diskussion schwierig. Jemand benutzt ein falsches Wort, gilt dann sofort als indiskutabel und ist raus. Dabei lernt auf keiner Seite jemand irgendwas dazu, wenn niemand mehr einen Fehler machen darf.
Absolut. Aber das meine ich auch gar nicht. Ich meine nicht die Auseinandersetzung mit irgendwelchen neu hinzukommenden Personen oder politisch vielleicht weniger reflektierten Leuten. Da ist in den meisten Fällen relativ problematisch, wenn man sich wenig um Erklärung und Vermittlung bemüht, sondern um Abgrenzung und Konfrontation. Aber neben diesen Sachen gibts ja auch so innerhalb von stark links positionierten, links sozialisierten Menschen Debatten, die ... ja, aufrecht erhalten werden. Da werden innere Kämpfe geführt, zum Beispiel zum Nahost-Konflikt, wo sich Leute strukturell irgendwie abspalten und teilweise wirklich gegeneinander kämpfen. Das ist gewissermaßen die Priorität ihres linken Selbstverständnisses, dass sie das machen, anstatt sich einzugestehen, dass wir in den allermeisten Fällen gar nicht genug über die gesamte Situation wissen, um sich da überhaupt zu positionieren, und dass das alles meistens überhaupt nicht sehr produktiv ist.
Gerade ist wieder so eine Diskussion durch die Presse gegangen, nachdem sie bei Fridays for Future eine weiße Musikerin ausgeladen haben, weil sie Dreadlocks trägt. Klar find' ich wichtig, dass über kulturelle Aneignung gesprochen wird. Andererseits hab' ich schon Probleme mit dem Terminus 'kulturelle Aneignung', weil mir nicht ganz klar ist, wie es ganz ohne Aneignung überhaupt Kultur geben sollte.
Es wird ja immer so beschrieben, dass zwischen kultureller Transformation und Bezugnahme und Aneignung schon ein Unterschied in der Art und Weise besteht. Es sagt ja niemand, dass sich nicht auch eine wie auch immer weiße Person für Dreadlocks interessieren oder die entsprechende Musik toll finden kann. Aber oft wird sich ja auch des Kulturgutes teilweise marginalisierter und diskriminierter Gruppen in einer extrem unreflektierten Weise bedient. Weil man das gerade hübsch findet und dann quasi zum eigenen Vorteil mal an der einen oder anderen Stelle einsetzt. Dass das dann problematisiert oder auch unter diesem Banner von kultureller Aneignung verhandelt wird, dass man die dazu aufruft, vielleicht 'n bisschen sensibilisierter zu sein und sich tiefgreifender mit den Symboliken und den kulturellen Einschreibungen, die bestimmte Sachen haben, auseinanderzusetzen: Das find' ich schon nachvollziehbar. Gleichzeitig geb' ich dir natürlich insofern Recht, dass ich finde, dass in einigem, das unter diesem Aspekt 'kulturelle Aneignung' verhandelt wird, vor allen Dingen auch schon ein großer Ausdruck von Wertschätzung steckt. Die Person, die jetzt da mit den Dreadlocks bei Fridays for Future aufdribbeln wollte, macht das ja wahrscheinlich nicht nur, um sich modisch zu schmücken, und scheißt auf alle anderen Zusammenhänge, die mit dieser Art von Frisur einher gehen. Sondern das ist vielleicht eher 'ne sehr alternativ sozialisierte Person, die sich eher mit Alternativität und gedanklich progressiven, antirassistischen Positionen auseinandergesetzt hat. Der jetzt diesen guten Willen oder die Zugewandtheit abzusprechen und ihr kulturelle Aneignung vorzuwerfen, ist vielleicht auch bisschen weit hergeholt.
Das meine ich mit internen Grabenkämpfen: dass man auf Leute unangemessen hart draufschlägt, die das in dem Ausmaß echt nicht verdient haben.
Genau, das erscheint mir dann auch ein bisschen wie die falsche Stelle, wenn man so will. Aber es gibt auf jeden Fall auch viele Zusammenhänge, in denen sehr wichtig ist, das zu verhandeln. Wenn Leute sich so geschichtsvergessen mit riesigem Indianerschmuck beim Karneval dichtsaufen, am Ende dann ihr billig gekauftes Federhaupt in den Matsch schmeißen und überhaupt keinen wertschätzenden Zugang zu dieser Symbolik haben, dann ist das gegenüber dem Kontext, in dem das eigentlich kulturell praktiziert wird, schon extrem respektlos. Oder es gibt auch Beispiele für Modekampagnen von H&M, wo die, eindeutig anthropologisch nachvollziehbar, religiös aufgeladene Symboliken und Muster von indigenen Gruppierungen genommen und als Billig-Fashion verkauft haben, ohne in irgendeiner Weise darauf Bezug zu nehmen. Das sind dann schon sehr seltsame Dinger.
In so einem Fall versteh' ich den Vorwurf, weil da ein Geschäft gemacht wird. Niemand will, dass jemand, der damit nichts am Hut hat, die eigene Kultur verhökert. Aber zurück zur EP: Mein Lieblingstrack ist "Boys Cry", weil der so treffend die Realität nachzeichnet. Männer, angeblich das starke Geschlecht, fühlen sich von emanzipatorischen Strömungen oder gendergerechter Sprache so angegriffen, dass sie um sich beißen wie die verwundeten Tiere. Wie fragil muss das Selbstbild sein, woher kommt diese immense Unsicherheit unter Männern?
Uff! Erstmal weiß ich nicht, ob man das jetzt so ganz pauschal sagen kann. Ich glaube, dass das kein absolut generelles Phänomen ist. Aber bei den Personen, die diese reaktionären Beißreflexe haben, sind sie sehr ausgeprägt. Was ich auch witzig finde, in gewisser Weise. Joah, es ist im Grunde genommen Konservativismus. Bestimmte Verhältnisse, die ihnen Privilegien und Möglichkeiten zugesprochen haben, werden in Frage gestellt, und dagegen versuchen sie, anzukämpfen. Weil sie merken, dass die Ideale und Machtverhältnisse, an die sich sich gewöhnt haben, in denen sie es sich bequem gemacht haben, aufzubrechen drohen. Und das ist natürlich ein schon fast existenzielles Problem für Leute, die von diesen Machtzuschreibungen und Rollenverhältnissen abhängig sind.
Vielleicht taugt einfach mein Machtverhältnis nichts, wenn es so wackelig ist, dass es zum Beispiel schon der Gebrauch gendergerechter Sprache ins Wanken bringt.
Na, das ist immer die Frage. Kann es das überhaupt? Zum Beispiel hab' ich mich eine Sache immer gefragt: Diese Artikelzuschreibung, die gibt es ja im Englischen gar nicht. Es gibt the mechanic, da ist die Mechanikerin und der Mechaniker mit gemeint. Das Englische ist eigentlich schon immanent eine gendergerechte Sprache, in vielerlei Hinsicht. Trotzdem gibt es im englischsprachigen Kulturkreis genau dieselben patriarchalen Strukturen und auch keine irgendwie großartig anders verteilte Arbeitswelt. Das heißt, es muss ja neben der Sprache noch andere wesentliche Aspekte geben, die da irgendwie mit reinfallen. Ja, und wenn die halt angegriffen oder verschoben werden, dann hat das ja schon, zumindest perspektivisch, relativ deutliche Auswirkungen für männlich gelesene Personen. Wenn zum Beispiel bei gleicher Qualifikation eine weiblich gelesene Person einen Arbeitsplatz bekommt oder allgemein in der Berichterstattung gefühlt überwiegend - das hängt natürlich davon ab, welche Medien man so konsumiert - Probleme weiblicher Identität oder weiblicher Emanzipationskämpfe vorgetragen und abgebildet werden, dann bleibt, glaub' ich, aus deren Perspektive weniger Partizipation oder weniger Relevanz im gesellschaftlichen Kontext übrig, als es eben mal war. In den konservativen Verhältnissen, für die sie indirekt einstehen.
Also Unsicherheit, basierend auf Verlustangst?
Würde ich schon als ein Motiv sehen. Gleichberechtigung bedroht ja für dieses reaktionäre Verständnis, das ich nicht teile, schon einen Teil der gesellschaftlichen Privilegien. Natürlich. Und auch einen Teil des Selbstwertgefühls, und, ja, damit auch einen Teil der eigenen Identität. Und, bleiben wir mal im Hip Hop-Kontext, dagegen kämpfen jetzt Leute an, die sagen: Wenn #deutschrapmetoo aus ihrer Perspektive dafür sorgt, dass jetzt "harter, echter Rap", in dem es noch um "echte Kerle" geht, die Gewalt gegen Frauen sprachlich praktizieren können, oder was weiß ich, dass das dann per se als etwas Schlechtes und Verachtenswertes dargestellt wird, dann werden die natürlich in ihrer gesamten kulturellen Existenz und auch in der Interpretation ihrer Legacy bedroht. Dann haben die dreißig Jahre Musik gemacht, und jetzt werden halt gesellschaftliche Verhältnisse installiert, in denen die Musik einfach nur irgendwie verachtenswert ist und die dahinter stehenden Charaktere werden geschmäht - und darauf haben sie natürlich keinen Bock. Aus einem primitiven psychologischen Motiv ist das ja auch nachvollziehbar.
Nachvollziehbar schon. Die Frage bleibt, wie man diesen armen verängstigten Wesen helfen kann.
Die helfen sich selbst. Ich glaube, da muss man sich gar keine Illusionen machen. Es gibt genug Kreise und Zusammenhänge, in denen das erfolgreich ausgekontert wird und in denen das alles wieder irgendwie egal ist. Davon abgesehen, hat Musik ja 'nen übergeordneten Rahmen. Es geht ja nicht nur darum, welche Inhalte veräußert werden, sondern auch um Stimmen und Instrumentals und Power und Atmosphäre und was weiß ich was. Da ist es ja auch vielen Leuten aus linken Strukturen, auch immer progressiv wählenden Menschen, auch oft egal, was erzählt wird. Ich meine, ich glaube nicht, dass es jetzt wahnsinnig viel cooler ist, auf der Straße jemanden abzustechen oder Junkies hammerviel Heroin zu verkaufen und die damit abhängig zu machen, als jetzt zu erzählen, dass man in den Puff geht und irgendwie rumbumst. Ich glaube, das ist moralisch oder weltanschaulich dann doch auch beides vielleicht problematisch. Nur wird das eine halt als sozialromantischer Widerstand verklärt, und das andere ist verwerflich-ekliger Sexismus. Ich bin mir manchmal bei all diesen Elementen halt nicht so sicher, ob das alles gleichermaßen reflektiert beurteilt wird. Wird es mit Sicherheit nicht. Muss es vielleicht auch nicht.
Von denen, die es konsumieren, von denen, die es machen, oder von unabhängigen Beobachtern wie der Presse?
Von der gesellschaftlichen Debatte, die von all diesen Akteuren mit begleitet wird. Es gibt ja immer so Fokus-Themen, Sachen, die dann herausgehoben problematisch sind. Im Kontext dieser #metoo-Debatte waren das jetzt sexistische, übergriffige, patriarchale Verhaltensweisen und Selbstdarstellungen aus der Perspektive derjenigen, die sich davon angegriffen gefühlt haben. Das wird irgendwann dann auch in den Debatten wieder egaler sein, weil das ja immer aktionistisch aufgeblasene Themenkomplexe sind. Die eigentlichen Probleme bleiben natürlich leider bestehen, auch wenn der Fokus der Auseinandersetzungen wieder ein anderer ist.
"Grenzüberschreitung und Kommerz-Sellout-Money-Volltrottel-Rap sind 85 Prozent der Streams im Deutschrap"
Ich hab' oft, auch bei dem #deutschrapMetoo-Ding, das Gefühl, je stärker der gesellschaftliche Gegenwind weht, desto mehr spalten sich Kreise ab und igeln sich unter Ihresgleichen ein. Da entstehen Blasen, auf die man überhaupt keine Einwirk-Möglichkeit mehr hat. Das Gute daran: Man kann sie leicht umgehen. Wenn CashMo und Bogy ihren Unsinn in ihrem Podcast verbreiten, muss ich das nicht mitbekommen, wenn ich da nicht extra hinschaue. Das findet sonst ja nirgends statt. Aber es hat halt trotzdem eine erschreckend riesige Zielgruppe.
Was heißt erschreckend riesige Zielgruppe? Weiß ich gar nicht. Das IST ja Deutschrap.
Ist das so?
Natürlich. Wer sind denn die Acts, die am allermeisten verkaufen? Das ist 187 Strassenbande, Capital, Banger-Camp, Kollegah und Farid Bang, das ist, was ich jetzt auch nicht für wahnsinnig emanzipatorisch halte, Shirin David, Juju, dann ... keine Ahnung, was kommt dann? SSIO, Xatar, und dann gibts da noch 'nen ganzen Haufen anderer Leute, die auch entweder irgendwas wie auch immer Grenzüberschreitendes von sich geben, oder die halt den übelsten Kommerz-Sellout-Money-Volltrottel-Rap machen. Das sind doch 85 Prozent der Streams an Deutschrap, in Deutschland.
Wenn man sich das so vor Augen führt, fragt man sich, warum man Deutschrap hört und macht. Warum genau machst du Deutschrap?
Weils ja nicht nur darum geht, da irgendeine übergeordnete Wichtigkeit zu bekommen. Sondern, im Gegenteil: Weil es ein Selbstzweck ist und Spaß macht und man mit Sprache und Musik spielen und Spaß haben kann. Auch wenn jetzt die Reichweite nicht die größte in Deutschland ist, ist da ja trotzdem für seinen Kreis und die Zusammenhänge, in denen wir uns bewegen, eine Bedeutung entsteht und man auch live zocken und Spaß haben kann.
Zu dem Live-Aspekt kommen wir gleich. Wenn du sagst, es geht darum, in seinem kleinen Kreis was zu bewegen: So ein richtig, richtig persönlicher Track wie damals "Pumpe auf Stress" war diesmal nicht dabei. Ist da die Privatperson wieder einen Schritt hinter die Kunstfigur zurückgetreten?
Och, keine Ahnung, Das mach' ich ja gar nicht so generell. Ich mach' einfach irgendwelche Tracks. Mal schöpft das mehr aus solchen intimeren Erfahrungen, und mal halt weniger. Eigentlich gibts da keine Formel, der ich folge und mit der ich irgendwas ausschließe oder auch nicht. Das kommt eher so aus der Intuition, aus der Situation heraus.
Kein Bedürfnis, dich wieder stärker abzugrenzen?
Nö. Gar nicht. Ich schließ' es überhaupt nicht aus, irgendwelche anderweitig biografischen oder intimeren Tracks in einer entsprechenden metaphorischen Verbalisierung zu machen. Überhaupt nicht.
Ich hab' dich mal in einem Interview sagen hören, du seist so oft feiern gewesen, dass du daraus Sauftracks für ein ganzes Album machen könntest. Ich geh' davon aus, dass auch bei dir die Feier-Frequenz in den letzten beiden Jahren eher übersichtlich war. Besteht die Gefahr, dass dir die Sauftracks ausgehen?
Nö. Das meinte ich auch gar nicht damit. Sooo oft geh' ich ja auch nicht feiern. Wenn man es mit allen möglichen anderen Aktivitäten auf einen Zeitraum von ... pfft ... achtzehn Jahren oder so bezieht, dann hat man ja schon genug Storys in petto, die man noch nicht erzählt hat. Von daher: nee. Das passiert nicht. Außerdem kann man jetzt ja wieder gemeinschaftlich saufen gehen.
Sorry, ich bin gar nicht auf dem Laufenden: Wie ist der Status der Tour?
Wir haben die ganze Zeit gespielt, und wir spielen jetzt ab Donnerstag wieder. In Wien, dann in Augsburg, dann in Stuttgart. Gestern oder vorgestern waren wir in Nürnberg, davor in München, davor in Hannover, Dresden und Bremen. Also: Es läuft alles, und es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß. Es ist auch sehr schön, jetzt mehr Tracks in der Hinterhand zu haben und daraus 'n Set bauen zu können.
Ich kann mir vorstellen, dass die letzten beiden Jahre den gewohnten Rhythmus Album-Tour-Album-Tour doch ziemlich zerschossen haben.
Na, ja. Eigentlich war es ganz angenehm. Ich hab' ja eh noch zu tun und hatte dann auch mehr Zeit, um im Studio zu sein. Von daher war das eigentlich alles ganz gut.
Dass du statt eines richtigen Albums zwei EPs gemacht hast, hängt nicht damit zusammen?
Ja, das war so, dass ich ein Jahr Verschiebung irgendwelcher Termine hatte, und dann nochmal 'ne Verschiebung. Eigentlich war der Gedanke da, es ist blöd, so ohne Release neu auf Tour zu gehen. Deswegen hab' ich immer zu den jeweiligen Verschiebungen Releases gebracht. Daher "Stress & Raugln", und dann "Backpfeife auf Endlosschleife".
Also liegts an Sachzwängen, nicht daran, dass dir das kürzere Format irgendwie besser reinläuft.
Das auch, das auch. Es ist einfach zeitgemäßer, ne? Bisschen kürzer, da braucht man nicht so lang, um es fertig zu machen, es ist ein bisschen kurzweiliger vom Hören, man hat schneller wieder Material, bleibt präsent, bla.
Willst du das also beibehalten?
Ja, klar. Ich werd' auf jeden Fall noch mehr EPs machen. Aber eigentlich wär' jetzt als nächstes eher so mein Plan, ein Album anzugehen.
Schon Vorstellungen, wann das kommen und in welche Richtung es gehen soll?
Ja, in Richtung Rap. (Lacht)
Alter. Das kann man schon mal fragen. Bei so Tracks wie "Saufen, Kloppen, Rammeln", da bricht ja auch gerne der Punk durch.
Ja, so ein bisschen, ne? Eigentlich ist das tatsächlich an diesen Song "Doorman" von Slowthai angelehnt. Das hat ja auch so Anleihen.
Ich weiß, dass du mal in einer Metalband gespielt hast, aber hast du einen Punk-Bezug?
Öööh ... ja, von der kulturellen Identität her, auf jeden Fall. Und diese ganzen Metal-Hardcore-Kreise, das geht ja auch fließend dahin über. Es ist ja nicht so, als wenn Alternativität von irgendwelchen Leuten, die sich im Punk verorten, gepachtet wäre. Im Gegenteil. Von daher: Klar gibt es da Überschneidungen, auf jeden Fall. Aber auch schon durch den Rap, den ich mache, und durch die Zusammenhänge, die sich da ergeben.
Du sagst, es geht in Richtung Rap, als läge das auf der Hand. Nach dem Multilingual-Mike-Ding würde ich mich auch über ein Hardstyle-Album oder 'ne -EP nicht weiter wundern.
Siehste? Ich will da unberechenbar bleiben.
So, so. Und was ist nun der härtere Diss: CDU-Wähler oder Weltbild FDP?
Tja. (Überlegt) (lange!) Ich glaube, ein Weltbild FDP ist ganzheitlicher als einmal punktuell CDU wählen. Das steht, glaub' ich, für ein schwierigeres Ausmaß der Verwirrung. Ich glaube einfach, so 'ne wertkonservative Großmutter, die eigentlich vielleicht auch Gutes will, aber sich an irgendwelche Dinge zu doll gewöhnt hat, die kann schon mal CDU wählen. Aber jemand, der so ein ganzheitliches FDP-Weltbild hat, der ist schon schwieriger. Würde ich mal vermuten. Anhand grober pauschaler Äußerungen lässt sich das aber sehr schwer vergleichen.
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