laut.de-Kritik

Ein letztes Comeback.

Review von

Fast zwei Jahrzehnte lang galt es als verschollen - halb angekündigt, halb vergessen. Nun ist es endlich da: "Strange Kind Of Paradise", das lange erwartete letzte Kapitel einer Band, die nie dem Zeitgeist hinterherlief, sondern stets ihrer eigenen, dunklen Vision folgte. Das Ergebnis ist kein wehmütiger Abgesang, sondern ein raues, kompromissloses Statement – so kraftvoll wie verletzlich.

Mit den zehn Tracks bewegen sich Red Lorry Yellow Lorry stilistisch souverän zwischen Post-Punk, Rock und noisigen Anleihen – eine Rückbesinnung auf die düster-pulsierende Energie der frühen Jahre. Gleich der Opener "Strange Kind Of Paradise" setzt ein erstes Ausrufezeichen: Der Titeltrack baut sich mit reichlich Effekten auf, mündet in einen dicht arrangierten Rocksong, der das Rad nicht neu erfindet, aber zu den lebendigen Momenten des Albums zählt.

Mit "Chicken Feed" bleibt das Niveau hoch. Hier zeigt sich, dass dieses Album keine Pflichtübung und schon gar kein nostalgischer Sellout ist. Es ist das Werk einer Band, die dem Rock und dem Post-Punk nach wie vor mit ehrlicher Leidenschaft verbunden ist. Im Zentrum stehen dabei Chris Reeds markante Vocals und die wummernden, atmosphärischen Gitarren.

"As Long As We're Breathing" beginnt wie ein Echo von Korns "Blind", entwickelt sich dann aber zu einem melancholischen, psychedelischen Stück – weit entfernt von Nu Metal, aber ähnlich intensiv. "Walking On Air" und "Killing Time" liefern solides Handwerk, ohne sich besonders hervorzutun – aber das müssen sie auch nicht. Die Band beweist hier schlicht, dass sie ihre ureigene Klangsprache nach wie vor beherrscht.

Herausragend ist "Driving Black" – ein treibender, fast hypnotischer Groove, der sich von den Fesseln der anderen Stücke löst und das Album kurzzeitig aus seinem düsteren Korsett befreit. "Shooting Stars Only" hingegen glänzt mit shoegaziger Schwermut und schafft damit einen der atmosphärisch dichtesten Momente. Über allem thront Chris Reeds Stimme – kratzig, tief, von der Zeit gezeichnet.

Nach den gewohnt stampfenden "Many Trapped Tears" und "The Only Language" folgt das Finale mit "Worlds Collide", ein vielschichtiger Schlusspunkt, bei dem sich nicht nur Gitarren, sondern auch Vocals überlagern und ergänzen. Ein verdientes Highlight zum Abschied. Inhaltlich bleiben sich Red Lorry Yellow Lorry treu: Es geht um Kontrollverlust, politische Desillusion, um das menschliche Ringen nach Bedeutung in einer brennenden Welt. Und doch blitzt immer wieder dieser unbeirrbare Lebenswille durch. "As Long As We're Breathing" ist fast so etwas wie ein rebellischer Lovesong ans Leben selbst.

Mit "Strange Kind Of Paradise" setzen Red Lorry Yellow Lorry den Schlusspunkt unter ein Werk, das nie um Aufmerksamkeit buhlte, sondern durch Integrität glänzte. Was 1981 in Leeds begann, endet 2025 nicht leise, sondern mit einem letzten, aufrichtigen Schlag gegen die Apathie.

Trackliste

  1. 1. Strange Kind Of Paradise
  2. 2. Chicken Feed
  3. 3. As Long As We're Breathing
  4. 4. Walking On Air
  5. 5. Killing Time
  6. 6. Driving Black
  7. 7. Shooting Stars Only
  8. 8. Many Trapped Tears
  9. 9. The Only Language
  10. 10. Worlds Collide

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