laut.de-Biographie
Sean Lennon
"I can hardly wait / to see you to come of age / but I guess we'll both / just have to be patient" (John Lennon: "Beautiful Boy").
Bittere Worte für den einzigen Sohn von John Lennon und Yoko Ono angesichts des frühen Todes des Vaters. Abgeschirmt von der Öffentlichkeit und künstlerischem Druck sei ihr Sprössling aufgewachsen, erzählte Ono oft. Er sollte seinen Weg alleine gehen und den Schritt aus dem langen musikalischen Schatten des Vaters selbst vollziehen.
Das Gegenteil musste Seans Halbbruder Julian erleben, der in den frühen 80ern zwar von Kritikern gefeiert, vom Publikum jedoch verschmäht wird und sich aus kommerzieller Sicht die Zähne am musikalischen Erbe seines Vaters ausbeißt.
Seans Schaffen erscheint auf den ersten Blick dagegen relativ unbekümmert. Im Alter von sechs Jahren rezitiert er auf einer Platte der berühmten Mutter eine kleine Geschichte, mit 13 taucht er in Michael Jacksons Kinofilm "Moonwalker" auf und mit 16 Jahren bittet ihn Lenny Kravitz um Songwriting-Hilfe für "All I ever wanted".
Seine Teenager-Zeit stuft Sean rückwirkend als "pseudo-intellektuell" ein, er habe das Leben im Big Apple als kleinkariert erachtet und geglaubt, sein künstlerisches Potential vorwiegend in der europäischen oder asiatischen Kultur zu finden. Er liebt französische Filme wie "La Planète Sauvage" und fühlt sich Kunstströmungen wie dem Dadaismus verbunden.
Mitte der 1990er kehrt Sean zurück in den Schoß der Mutter. Er taucht als Co-Produzent und Hintergrundsänger in Onos Album-Credits auf und verschwindet im New Yorker Kreativ-Underground. Während er als Session-Musiker vor sich hinwerkelt und sich mit Experimentalbands wie Cibo Matto oder Größen wie Brian Wilson umgibt, knüpft er eigene wichtige Kontakte.
Unter Vertrag beim Beastie Boys-Label Grand Royal Records stellt sich Sean 1998 mit seinem ersten Longplayer "Into The Sun" der Öffentlichkeit. Darauf spielt er alle Instrumente selbst ein, produziert mit Hilfe von Cibo Matto eigens die Platte und trällert laut Kritik mehrere "ungezwungene Gitarren-Popsongs" ins Mikrofon. Die Platte wird zwar kein Reinfall, verbucht aber auch nur geringen kommerziellen Erfolg.
Mit einem Nachfolger lässt sich Sean acht Jahre Zeit und tourt stattdessen lieber als Bassist von Cibo Matto durch die Welt, experimentiert im Hip Hop-Genre mit Bands wie Del Tha Funkee Homosapien, Handsome Boy Modeling School und Jurassic 5, performt Beatles-Klassiker im Gedenken an seinen Vater und an die Opfer des 11. September oder erscheint als Gastmusiker bei Veröffentlichungen von Musikern wie Albert Hammond, Jr.
2006 kehrt Sean mit seiner zweiten Solo-Platte "Friendly Fire" zurück ins Rampenlicht. Mehrere Jahre kollaboriert er mit Künstlern wie Rufus Wainwright, Vincent Gallo oder Ryan Adams und arbeitet auf seiner zweiten Solo-Veröffentlichung mit vielen Gastmusikern und einem weitaus stringenteren Plan, als auf seinem Debüt.
Unerfreuliche Ereignisse inspirieren den jungen Singer/Songwriter zu diesem Konzeptalbum über Liebe und Betrug: Er erwischt Dauerfreundin und Schauspielerin Bijou Phillips mit seinem besten Freund Max Le Roy, bekommt aber keine Gelegenheit zur Aussprache, da dieser kurze Zeit später tödlich mit dem Motorrad verunglückt.
Wie seine Eltern beschränkt sich Sean nicht nur auf das Musizieren. Voller Ideen visualisiert Sean seine Songs und zeichnet zu jedem Track ein Storyboard. Unterstützung erfährt er bei der Umsetzung von befreundeten Schauspielern wie Lindsay Lohan, Bijou Phillips (!), Asia Argento, Carrie Fisher oder auch Jordan Galland. Letzterer heuert Sean später an, seinen Indepentent-Film "Rosencrantz And Guildenstern Are Undead" (2009) musikalisch zu untermalen.
Unzählige Projekte tragen in kommender Zeit seine Unterschrift, wie die Zusammenarbeit mit Model-Freundin Charlotte Kemp Muhl unter dem Namen The Ghost Of A Saber Toothed Tiger (GOASTT) oder die Gründung seines Plattenlabels Chimera.
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