laut.de-Kritik
Zwischen Arctic Monkeys, Beach Boys und MGMT.
Review von Simon ConradsDie Sons Of Raphael sind bemüht um ihr Image. Interviews geben sie am liebsten im japanischen Restaurant in ihrem Londoner Viertel, ihre Antworten tragen selten zur Zugänglichkeit zum Brüderpaar Ronnel und Loral Raphael bei.
Ian Robuck, Autor für das Loud And Quiet Magazine, war vollkommen überfordert, als plötzlich ein Typ im Trainingsanzug im Restaurant erschien und von den Raphaels Wettschulden einforderte. Dazu kommt noch die Geschichte vom Videodreh des Songs "Eating People", bei dem die Brüder aus der Kapelle des Clifton College flogen und sich anhören mussten, sie kämen sicher in die Hölle.
2018 entstand um die Sons Of Raphael dank dieses Oddball-Images ein kleiner Hype, nur die Musik hielt mit dem undurchdringbaren Auftreten des Duos nicht ganz mit. Dem Weirdo-Pop fehlte die Eingängigkeit, der Schneid, die Substanz, obwohl der Rahmen schon stimmte. Die Soundästhetik erinnerte an "Tranquility Base Hotel & Casino" von den Arctic Monkeys, an die Beach Boys, gepaart mit MGMT.
Nun steht das Debütalbum "Full-Throated Messianic Homage" in den Läden und viel hat sich in den letzten drei Jahren nicht geändert. Eine gut platzierte Basketball-Wette finanzierte allerdings den Einsatz eines 30-köpfigen Orchesters, so dass es nun noch etwas mehr Pomp gibt - und auch die eine oder andere eingängige Hook kommt hinzu. Dazwischen gibt es allerdings einige zähe Momente, die dem Album den Flow rauben.
Mit "Revolution" geht es vielversprechend los. Die Drummachine treibt den Song an, darüber legen die Brüder eine dichte Wall of Sound, die den recht dünnen Gesang immer wieder zu verschlucken droht. Dabei lohnt sich das genaue Hinhören oder Mitlesen sehr, denn die Texte der wortgewandten Raphaels sind gewitzt und ausgeschmückt mit zahlreichen Bibel-Verweisen. In der starken Hook von "Revolution" heißt es: "Eugenic religion, imperial dreams / Your children are the verses of monotonous hymns / Eugenic religion, imperial dreams / Where killers and messiahs are identical twins".
Ähnlich überzeugend kommen "Siren Music", "Devil Devil" und "Yeah Yeah Yeah" daher, die ebenfalls besonders in den Refrains mitreißen. "Siren Music" begeistert mit seinem wundervollen Soundscape und mit rumpelnden Drums. "Devil Devil" ist dann am besten, wenn der Song sich öffnet. Da heißt es z.B.: "Your momma is a devil" "Yeah Yeah Yeah" schließlich erinnert ganz leicht an Bowie, vielmehr aber an Unknown Mortal Orchestra.
Der Gesang bleibt penetrant in den hohen Registern, die man auch von MGMT und Portugal. The Man kennt - häufig wünscht man sich genau hier etwas mehr Varianz. Besonders im schlurfenden "Let's All Get Dead Together", das von Lou Reeds "Perfect Day" und Father John Misty beeinflusst scheint, gerät der Gesang über die fast sechs Minuten lange Laufzeit etwas zu monoton.
An anderer Stelle wirken die Stücke überladen, etwa "He Who Makes The Morning Dark", in dem zwar immer wieder ein Saxophon aufblitzt, man aber schwer einen roten Faden erkennen kann. Auch "Oh Momma" gerät zu verwaschen und schläfrig und fügt der Platte nichts hinzu. So bleibt "Full-Throated Messianic Homage" am Ende ein Album, das viel Potential erkennen lässt, gleichzeitig aber seinen Eigensinn etwas zu sehr ausreizt, um einen vollkommen mitzunehmen. Die gelungenen Stücke machen dafür umso mehr Hoffnung, dass der große Wurf der Sons Of Raphael noch bevor steht.
1 Kommentar
Solides Album, das ich anfangs sehr sperrig fand, es braucht ein paar Anläufe um in Fahrt zu kommen. Ich stimme der Rezension zu das es definitiv ein bisschen monoton zugeht aber 'He who makes the morning darkness' gehört nicht dazu, der Song hat definitiv seine Nuancen. Ich würde das ganze Unterfangen eher als MGMT goes Dream Pop bezeichnen. Empfehlenswert.