laut.de-Biographie
Susi Hyldgaard
"Ich schaue mir oft Gemälde an und mir fällt nichts dazu ein. Entweder es berührt mich oder es lässt mich kalt. Genauso ist es mit der Musik." So pragmatisch beschreibt Susi Hyldgaard ihre künstlerische Welt - eine Welt, der die Musikkritiker zu Füssen liegen. Kein Wunder, Susi Hyldgaards Musik präsentiert sich nahbar und intim. Laut Fono-Forum bietet sie etwas, "was es nur selten gibt: unartige Ohrwürmer mit musikalischer Tiefe".
Susi Hyldgaard kommt am 17. Juni 1963 in New York City als Tochter dänischer Eltern zur Welt und verbringt die ersten Lebensjahre an der Seite ihres Kontrabass spielenden Vaters in Big Apple. Seit langem lebt sie mit ihrer Familie aber wieder in Dänemark. In Kopenhagen verdient sie sich ihren Lebensunterhalt als Dozentin an der Musikhochschule. Mit fünf Jahren beginnt sie Klavier zu spielen. Heute zählen auch Akkordeon und Vibrafon zu ihren bevorzugten Instrumenten. Daneben komponiert und textet die Multiinstrumentalistin und Sängerin ihre Songs selbst.
Angesiedelt zwischen Jazz, Elektronika, Ambient, Pop, Folk und modernem Singer/Songwritertum entfaltet sie eine Klanglandschaft, die ihres Gleichen sucht. Auf dieser Suche stößt man über Verbindungen zu Musikprophetinnen wie Björk, Joni Mitchell, Rickie Lee Jones, Cassandra Wilson, Tori Amos und Neneh Cherry. Aus dem elektronischen Lager müssen Portishead, Massive Attack, Lamb, Lambchop und Craig Armstrong herhalten, um ihren musikalischen Kosmos zu beschreiben. Des weiteren dienen Jan Garbarek und Claude Debussy als Einflussgrößen. Wie viel Wahrheit in diesen Gleichnissen liegt, mag jeder selbst entscheiden.
Im Kontext ihres 2005er Albums "Blush" kann ein weiterer brauchbarer Vergleich beigesteuert werden. Durch die intensive und reduzierte Intimität, die ihr viertes Soloalbum ausstrahlt, fühlt man sich angenehm an die Duoeinspielungen von Sidsel Endresen und Bugge Wesseltoft erinnert. "Ich wollte ein möglichst einfaches Album machen. So wenig Instrumente wie möglich, wenig Beats" erläutert sie ihre Vorstellungen zu "Blush". Fest steht: Susi Hyldgaard klingt wie Susi Hyldgaard, auch wenn man sich mit den genannten Gegenüberstellungen ihrer Musik gut nähern kann.
1996 debütiert Susi Hyldgaard mit "My Female Family", einem Instrumentalalbum, das vorwiegend im Quartett eingespielt ist. Als sie drei Jahre später für "Something Special Just For You" ihre Songs zusätzlich mit Texten versieht, stellt sich im Handumdrehen der Erfolg ein. Der dänische Grammy als "Best Jazz Newcomer" verschafft ihr die nötige Aufmerksamkeit. Der Hype um Jazzvokalistinnen und der Run auf nordische Musik, die beide um die Jahrtausendwende einsetzen, tun ihr Übriges, um Susis Musik internationale Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
"Home Sweet Home" (2002) erntet euphorische Kritiken in ganz Euroland. Der Nachfolger "Blush" etabliert sie endgültig als innovative und kreative Songschreiberin, die allen gezogenen Vergleichen locker standhält und dabei ihr ganz eigenes Ding macht. So wie es auch die zum Vergleich bemühten Künstlerinnen tun - jede auf ihre Weise! "Natürlich habe ich diese Musikerinnen gehört und schätze sie. Aber das ist es dann auch. Direkt beeinflusst, fühle ich mich nicht", stellt Hyldgaard selbstbewusst fest.
Wie soll man jemand auch beeinflussen, der keine Plattensammlung sein Eigen nennt, der noch nicht einmal Radio hört: Sie hört fast keine Musik, sie macht selbst welche! Diese unorthodoxe Einstellung teilt sie mit einigen anderen musikalischen Eigenbrödlern, die sich jedem Vergleich widersetzen. Dennoch kommt auch sie um Gegenüberstellungen nicht herum. "Ihre Stimme besitzt die hohe Bestimmtheit einer Joni Mitchell, den leichten Irrsinn einer Björk und die Beweglichkeit einer Kate Bush", trifft Zeit-Redakteur Konrad Heidkamp den Nagel auf den Kopf.
"Magic Words" ist Jazz, ist Pop, ist Ambient, ist Elektro-Avantgarde und ist nichts von alledem. Susi Hyldgaard ist einfach Susi Hyldgaard, lautet denn auch das Resümee zu ihrer fünften Produktion. Darauf setzt sie sich auf ihre unvergleichliche Art u.a. mit Cole Porter, Van Morrison, Henry Mancini, Nat King Cole und Frank Sinatra auseinander. Dann hat sie die Faxen von kleinen Besetzungen erstmal dicke.
"Sometimes its nescesary to take things to the limit", antwortet Susi Hyldgaard auf die Frage, warum sie sich auf "It's Love We Need" (2009) den klanglichen Möglichkeiten einer Big Band zuwendet. "Ich habe schon so lange in kleinen Formationen gearbeitet. Die Zeit war reif für mehr Raum, mehr Klangfarben und sehr weit gespreizte Flügel" - oder "Susi Hyldgaard ist immer für Überraschungen gut", wie es Jazzthing-Autor Martin Laurentius formuliert.
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