laut.de-Biographie
The Chemical Brothers
The Brothers gonna work it out. Schon im Opener "Leave Home" ihres Kult-Debütalbums "Exit Planet Dust" machen zwei Jungs aus Manchester klar, dass sie auf dem besten Wege sind, moderne Tanzmucke zu revolutionieren. Und spätestens mit der Single-Bombe "Block Rockin' Beats" 1997 gibt es keine Zweifel mehr, welche Combo die dicksten Beats für tanzhungrige Party People im Sack hat. Tom Rowlands und Ed Simons. The Chemical Brothers, formerly known as The Dust Brothers.
Für ihren ersten DJ-Gig 1991 in Manchester schnappen sich die Geschichtsstudenten in Ermangelung eines Pseudonyms einfach den Namen des amerikanischen Producer-Teams, das sie für die Produktion des Beastie Boys-Albums "Paul's Boutique" anhimmeln. Hinter der frechen Ausleihe ruht die felsenfeste Überzeugung, mit dem Plattendrehen als Wochenend-Hobby ausschließlich im regional begrenzten Rahmen zu wirken.
Vier Jahre später sieht das schon ganz anders aus. Mit furiosen DJ-Sets und ersten limitierten Singles ("Song To The Siren", "14th Century Sky") versammeln die Manchester Dust Brothers eine zu allem bereite, beatgierige UK-Fanbase hinter sich. Logisch, dass die echten Dust Brothers schleunigst ihre Rechtsabteilung auf Trab bringen, die den Briten dann auch den Abänderungs-Vorschlag 'Dust Brothers UK' verweigern. Ihr Ruf als Party-Chefrocker ist jedoch längst zu gefestigt, als dass es dies den neu geborenen Chemical Brothers schaden könnte.
Mit einer Mixtur aus Endachtziger Ibiza House, deepen Hip Hop-Beats, Funk-Schnipseln, Indie-Stromschlägen und Mottenkisten-Samples kreieren Rowlands und Simons eine extrem basslastige Dancefloor-Variante, für die schnell das Etikett Big Beat gefunden ist. Vergleiche mit den allgegenwärtigen Prodigy oder Fatboy Slim beschränken sich auf die gemeinsame Vorliebe für ein neu konzipiertes Electro-Entertainment, das mit der Wucht alter Rock'n'Roll-Riffs in die Magengrube knüppelt. Auch die Dust Brothers wollen da nicht mehr schmollen und sind auf der Maxi "Elektrobank" mit einem Remix vertreten.
Obwohl die Chemicals Brothers bei der Club Crowd hauptsächlich mit ihren Sample-gespickten Tunes für Begeisterung sorgen, kommen auf ihren Langrillen regelmäßig Gastsänger zum Zuge. Auf dem '97er Werk "Dig Your Own Hole" nölt der Chemicals-Fan Noel Gallagher "Setting Sun" gar zur ersten Single-Nummer Eins für die Brüder empor. Schon ein Jahr zuvor hat er die Jungs beim Riesen-Oasis-Open Air in Knebworth auftreten lassen. Auch bei den Aufnahmen zu "Surrender" darf er wieder ans Mikro ("Let Forever Be"). Der Abräumer des zweiten Albums ist dennoch das unter Hip Hop-Druck knarzende "Block Rockin' Beats" (zweite UK-Nummer Eins), das mit einem Sample des Philadelphia-Rappers Schooly D. auch die Staaten auf die Tanzflächen treibt. An "Surrender" wirken außer Gallagher auch Bobby Gillespie von Primal Scream, Hope Sandoval von Mazzy Star und Bernard Sumner von den geliebten New Order mit, wegen deren Hacienda-Club Blondschopf Rowlands Mitte der 80er erst die englische Hafenstadt aufsuchte.
Das 1998 veröffentlichte "Brothers Gonna Work It Out" ist nach "Live At The Social Vol. 1" das zweite Mix-Album und featuret Tracks von Willie Hutch über Renegade Soundwave bis zu den Manic Street Preachers. Das erste Mixwerk legt '96 Zeugnis von den legendären Sessions im Heavenly Social Club ab, den die Chemicals von 1994 bis 1997 als Residents rockten. Nach "Surrender", der Technopeitsche "Hey Boy Hey Girl" und der darauffolgenden Welt-Tournee ziehen sich die Chemicals zurück. Ende 2001 erscheint die neue Single "It Began In Africa", die das neue Studiowerk "Come With Us" ankündigt. Gesanglich verstärkt werden die Superstar DJs diesmal von Richard Ashcroft und Beth Orton.
Im neuen Jahrtausend sind die Chemical Brothers nicht mehr ganz so weit vorne mit dabei, wenn es darum geht, Trends zu setzen. Das dürfte dem dynamischen Duo jedoch herzlich egal sein. Schließlich ziehen sie ihr ureigenes Ding durch und kopieren sich trotzdem nicht ständig - wie "Born In The Echoes" wieder beweist. So haben sich die Brothers im Laufe der Jahre eine immens treue Fanbase geschaffen, die es kaum erwarten kann, zu ihren Live-Auftritten abzurocken oder ihren immer abwechslungsreichen Alben zu lauschen. Für "No Geography" (2019) arbeiten sie mit der norwegischen Sängerin Aurora und dem japanischen Rapper Nene zusammen. The Brothers gonna work it out!
Noch keine Kommentare