laut.de-Biographie
The Cooper Temple Clause
Sie kommen aus Reading. Den Ort kennt man in Großbritannien hauptsächlich wegen seines gigantischen Rockfestivals. Sonst ist es da anscheinend nicht so prickelnd. Die Jungs von The Cooper Temple Clause finden jedenfalls, es sei ein langweiliges Scheißkaff. Alles voller Spießer.
Und wenn sie eins nicht sind, dann spießig. Eher durchgedreht. Ein bisschen krank wirkt ihre Liveshow. Fertig und doch unheimlich talentiert. Kennen tun die sechs sich, wie so oft, aus der Schule. Doch zu der Zeit haben nur Ben Gautrey (Gesang, Gitarre) und Tom Bellamy (Gitarre, Synthesizer) zusammen Musik gemacht, naja, eher gejammt ... wobei angeblich nur der übliche Müll rauskam.
Ende der Neunziger tun sie sich dann zu sechst zusammen (Ben, Tom, Dan Fisher (Bass, Gitarre), Didz Hammond (Bass), Kieran Mahon (Keys) und Jon Harper (Drums)), und proben in einem Schweinestall. 2000 bekommt das Sextett fürs Debüt einen Deal bei der BMG. Diesen haben sie dem mit einem Indie-Label aus sehr einfachen, einleuchtenden Gründen vorgezogen: Sie kennen eine Menge Leute bei der BMG und diese persönlichen Kontakte geben ihnen fast jede erdenkliche Freiheit. Um diese wirklich auskosten zu können, gründen sie auch gleich ihr eigenes Label "Morning Records". Ganz oben auf der Cooper'schen Wunschliste: kein Hype, viel Zeit und noch viel mehr Touren.
Dabei haben sie sich erst eine solide Fanbase und solide Platten erarbeitet. In Großbritannien kommt im Februar 2001 die limitierte "The Hardware EP" auf den Markt, im Juni folgte "The Warfare", ebenfalls limitiert. Beide waren in der Veröffentlichungswoche vergriffen. In Deutschland stehen die beiden EPs zusammen als CD 2002 in den Läden. Kurz darauf folgt das offizielle Debüt "See This Through And Leave". Ein Album, dass von Stilvielfalt nur so strotzt, sich dabei aber immer am roten Faden des bodenständigen Rock entlang hangelt. Offen für Experimente und doch eine Einheit. Straight und doch zu kompliziert für die englische Musikpresse.
Wie gewünscht bleibt der Hype zunächst aus. Und doch kommen die Fans auf die Konzerte. Auch in Deutschland sind die Clubs erstaunlich voll. Live bietet die Band ein noch krankeres Bild als auf der Platte. Sie sind jung und wollen ihren Spaß haben. Sie sind heiß drauf, zu spielen und so viel wie möglich mitzunehmen. Ähnlichkeiten zu anderen Künstlern sind rein zufällig und von der Band nicht beabsichtigt? Zumindest sehen sie aus wie eine Mischung aus den Stone Roses, den Charlatans und Oasis. Und das muss den Hype zwangsläufig nach sich zeiehen. Der NME nimmt sie sechs Monate nach Erscheinen des Albums doch noch auf die Titelseite, kürt Bassist Didz zum Träger der schönsten Popstarfrisur des Jahres 2002 und legt einem Heft Aufkleber mit eben dieser bei. Coopermania in Großbritannien.
Die Jungs lassen sich nicht beirren, fliehen vor der Klatschpresse von London zurück in ihren Schweinestall. Wieder unter dem Banner des eigenen Labels und im Vertrieb der BMG arbeiten sie an ihrem zweiten Album "Kick Up The Fire, And Let The Flames Break Loose". Das ist noch schwerer zu erfassen als der Erstling, doch genau so schön.
Nachdem sie die Touraktivitäten rund um das Album abschließen, holen TCTC erst einmal tief Luft, schließlich muss sich das Erlebte der letzten Jahre ein wenig setzen. Im September 2005 informiert die Band ihre Anhängerschaft über einen unerwarteten Verlust. Didz Hammond sagt auf Wiedersehen und schließt sich Carl Barât und seinen Dirty Pretty Things an.
Anstatt sich auf die Suche nach Ersatz zu machen, werkeln die Jungs zu fünft weiter und gehen erst einmal auf Clubtour, um zu testen, ob das Bandgefüge auch mit einem Mann weniger funktioniert. Nach Abstechern in rauchige Kaschemmen werfen sie "Damage" als Internet Only-Release auf den Markt, ehe sie mit Sanctuary eine neue Labelheimat finden. Nach fast vier Jahren gibt es Anfang 2007 mit "Make This Your Own" schließlich wieder neues Material zu begutachten.
Und dann kommt, wie so oft, aus heiterem Himmel das Ende. Am 24. April 2007 verkündet Dan das Ende der Band. Er habe sich entschlossen, The Cooper Temple Clause den Rücken zu kehren, daraufhin hätten die restlichen vier für eine komplette Auflösung votiert. Das Statement auf der Homepage lässt allerdings keinen Grund erkennen. "It has been an honour to be your servants, for that is what we have been," schreibt Dan, und versichert: "Friendships are well and truly intact and the love very much remains within the camp." Alle Musiker wollen sich weiterhin ihrer Berufung widmen.
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