laut.de-Kritik
Pack die Badehose ein.
Review von Josephine Maria BayerDer Sommer steht vor der Tür und damit das Wettrennen um den passenden Soundtrack für die wärmeren Tage des Jahres. "Never/Know", das siebte Studioalbum der Kooks, ist dabei ein ernstzunehmender Kandidat.
Der Schrägstrich im Albumtitel erinnert an die sonnige Anfangszeit der Indie-Rock-Band aus Brighton. Skeptikern zum Trotz katapultierte sich ihr Debüt "Inside In/Inside Out" vor 19 Jahren auf Platz zwei der britischen Charts. Mit Hits wie "She Moves In Her Own Way" und "Naïve" machten sie den Arctic Monkeys Konkurrenz.
Der Ikarusflug der Kooks endete in ihrem Fall nicht mit dem steilen Absturz, sondern mit einem fallschirmartigen Landeflug. Obwohl sie mehrmals als Vorband mit den Rolling Stones tourten, blieb der ganz große Durchbruch, etwa in den USA, aus. Nach Album zwei ging es mit den glorreichen Chartplatzierungen langsam zu Ende. Trotz dieses Wermutstropfens habe dieser Umstand der Band gut getan und zu einer notwendigen Bodenhaftung verholfen, erzählt Sänger Luke Pritchard im Interview.
In "Never/Know" ist diese Realitätsnähe zu spüren. Obwohl die Mischung aus Soul und gitarrenlastigem Surfer-Rock zunächst einen oberflächlichen Optimismus vermuten lässt, geht Pritchard inhaltlich an die Substanz. Bei der Frage nach dem "point of life" fällt ihm vor allem seine Familie ein.
Sein Vater starb, als Luke drei Jahre alt war, seine Großmutter vor wenigen Jahren. Wie es wohl wäre, wenn sie ihn heute erleben könnten? Diesem Gedanken greift er in "If They Could Only Know" auf. Nach verrückten Sturm-und-Drang-Jahren fand er das große Glück mit seiner Frau Ellie Rose und seinen beiden Kindern. Im beschwingten "Sunny Baby" schaut er mit verblüffter Dankbarkeit auf seine Beziehung und das Glück des Vaterwerdens zurück.
Die Zukunft sei zwar ein Mysterium ("Never Know"), aber es gebe Dinge, die den Test der Zeit bestünden: "The times are changin', but you stay the same", heißt es im Opener. Gitarrist Hugh Harris ist eine dieser Konstanten. Als einziges Gründungsmitglied neben Pritchard hat er sämtliche Höhen und Tiefen der Band miterlebt, darunter wechselnde Besetzungen an Bass und Schlagzeug, Sinnkrisen und Neufindungen. Am Songwriting war er stets beteiligt, so auch bei "Never/Know", das mit seiner Schlichtheit an die Anfänge erinnert.
Einen richtigen Ohrwurm bietet die Platte allerdings nicht. Andererseits braucht sie den vielleicht auch gar nicht, um als Hintergrundmusik des Sommers zu taugen. Reggae-Einflüsse wie in "Let You Go" und "Tough At The Top" bringen Leichtigkeit, während "China Town“ mit Beach-Boys-Flair nostalgische Töne anschlägt. "Never/Know" ist kein revolutionäres Album, aber solide Popmusik und bestens geeignet für den nächsten Roadtrip.
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