laut.de-Biographie
The Magic Numbers
John, Denny, Michelle und Cass bilden in den 60er Jahren The Mamas & The Papas. Romeo, Sean, Angela und Michele bilden heute The Magic Numbers. Doch es gibt etwas mehr zu entdecken als die Gemeinsamkeit, dass beide Gruppen aus einer fair aufgeteilten Anzahl an Männlein und Weiblein bestehen und dass sowohl die kalifornischen 60s-Stars als auch die jungen Briten eine Michel(l)e in ihrer Runde begrüßen. Spötter sagen, die Magic Numbers laufen halt auch dauernd in Hippie-Klamotten herum.
Dabei ist es vor allem die zuckersüße Annäherung an große, unvergängliche Popmelodien, die die Magic Numbers neben Songwritern wie Leonard Cohen und Bob Dylan auch für The Lovin Spoonful und eben The Mamas & The Papas schwärmen lassen. In Anlehnung an das Cover des '66er Debütalbums der Letztgenannten, für das sich die Amis in einem mauerumrankten Fenster ablichten ließen, findet sich 2005 auch bei den Magic Numbers ein Pressefoto, das das Quartett aus einer Maueröffnung hinauslugend zeigt. Nicht nur aus diesem Grund müssen die Magic Numbers ständig Attribute wie "Hippie-Comeback" oder "Woodstock-Enkel" über sich ergehen lassen.
Sänger und Gitarrist Romeo Stodart, Bruder zu Michele Stodart (Bass) und Drummer Sean Gannon, Bruder zur elfengleich singenden Angela Gannon, sind Englands großer Pop-Hype 2005, der bereits im Herbst 2004 seinen Anfang nimmt, als sich die limitierte, erste Single "Hymn For Her" schnurstracks ausverkauft. Kurz bevor der Summer Of Love 2005 mit dem Debüt "The Magic Numbers" eingeläutet wird, reißen sich Englands Musikfans um die Single "Forever Lost". Dass das selbstbetitelte Debütalbum dann ausgerechnet auf einem Label namens Heavenly Recordings erscheint, ist wohl auch eine göttliche Fügung. Irgendwo zwischen den Beach Boys und den Kings Of Leon findet das Quartett einen schwer romantischen Zugang zu einer für ein Debüt erstaunlich abgeklärt klingenden Songpalette.
Euphorische Publikumsreaktionen und entsprechende Presse-Hofierungen sorgen für Charts-Erfolge in Großbritannien. Konzerte als Support von Oasis und Travis sowie das Deutschland-Debüt auf dem Haldern im August sind die Folge. Ein Traum, den sich die Band noch ein Jahr zuvor kaum vorstellen konnte. Romeo und Michele wachsen im fernen Trinidad als Kinder einer Opernsängerin auf, ziehen Anfang der 90er nach New York um und landen schließlich Anfang des neuen Jahrtausends in Ealing bei London.
Romeo, der daran gewöhnt war, im CBGB's seine Bierchen einzunehmen, ist über den Umzug wenig entzückt, trifft aber bald Sean Gannon, mit dem er nach und nach auf gemeinsame musikalische Vorlieben stößt. Erste Bandprojekte wollen jedoch nicht recht anlaufen, bis die zwei auf die zündende Idee kommen, ihre Schwestern in die Band zu holen. Schließlich kann Michele Bass und Keyboards bedienen, während Seans Schwester Angela, die als Jahrgang 1984 das Nesthäkchen darstellt, mit Melodica, Tamburin und Percussion gleich mehrere Vorzüge mitbringt. Nicht zu vergessen ihr liebreizendes Organ, das Magic Numbers-Songs wie das ruhige "I See You, You See Me" mit zarten Flüstergeräuschen erst unwiderstehlich machen.
Trotz der gewaltigen Erfolgswelle sucht die Band ausgerechnet im Zusammenhang mit der englischen Chartssendung "Top Of The Pops" der erste Eklat heim. Als der TV-Präsentator die Magic Numbers in der Probe sinngemäß als "fetten Schmelztiegel von Talenten" rühmt, fasst das Quartett dies als bösartigen Hinweis auf ihr Gewicht auf und verlässt beleidigt das Aufnahmestudio. In einer Stellungnahme erläutert die Band später, man wollte einfach ein Zeichen setzen. Schließlich könne man auch Stevie Wonder nicht mit den Worten ankündigen: "Here's a young guy with blinding talent".
Während Those The Brokes nahtlos an das Debüt anknüpft, gibt man sich auf der dritten LP gesetzter. Mit ihren melancholischeren Stücken fügen die Geschwister-Paare ihrem musikalischen Repertoire so frische Facetten hinzu. Auch die atmosphärischen Streicherarrangements, die in Zusammenarbeit mit Robert Kirby (Nick Drake, Elvis Costello, Elton John) entstehen, zeugen von einem reiferen Stil. Als Kirby, mit dem man auch auf vorherigen Auskopplungen zusammenarbeitet, Ende 2009 überraschend stirbt, trifft dies die Magic Numbers sehr. Ihm widmen sie daraufhin "The Runaway".
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