laut.de-Kritik
"Open Your Heart And Let The Sunshine In!"
Review von Martina KellnerWenn es einen Preis für die "friedliebendste Band" der Welt geben würde, The Magic Numbers würden ihn sicher gewinnen. Mit ihrem harmonieverliebten "Peace-Sound", Hippie-Chic und jeder Menge Sonnenschein im Herzen versetzen sie alle Freunde von Flower Power- und Balladen-Pop in höchste Verzückung!
Mit ihrem zweiten Album "Those The Brokes" knüpfen die Geschwisterpaare Romeo und Michele Stodart sowie Sean und Angela Gannon musikalisch und thematisch da an, wo sie mit ihrem Vorgängerwerk, dem viel umjubelten Debüt "The Magic Numbers", aufgehört haben, legen den Fokus diesmal jedoch weitaus stärker auf sanft klingende Balladen und atmosphärische Melodien. Im Vergleich zum Erstling ist "Those The Brokes" weniger gitarren-, dafür stärker percussion-lastig und legt das Augenmerk auf ruhigen Chorgesang.
Mit ihrem engelsgleichen Harmoniegesang à la Belle And Sebastian oder The Thrills und dem musikalischen Mix zwischen Country, Blues, Folk, Pop und Indie liefern die Brothers & Sisters auch diesmal ein Album ab, das ihre Vorbilder The Mamas & The Papas, Bob Dylan und Leonard Cohen bestimmt hoch erfreut hätte.
Ihr Fable für große, unvergängliche Popmelodien, ist offensichtlich, und so verwundert es nicht, dass sich die Songs auch diesmal um große Emotionen drehen. Liebe, Beziehungen und enttäuschte Gefühle – Stoff aus dem bedeutende Musiksongs entstehen. Dass jedoch nicht gleich jeder Song im ausschweifenden Überlängenformat zur zeitlosen Pophymne wird, hat den Magic Numbers wohl niemand verraten. "Die Masse machts" trifft eben nicht immer zu!
Mit 65 Minuten Spielzeit ist das Album eindeutig zu lang – da mögen die Stimmen noch so bezaubernd daher trällern, die Gitarren und Keyboards noch so zuckersüß klingen. Spätestens ab Lied sechs nimmt meine Aufmerksamkeitsspanne merklich ab. Dass die Songs nach und nach alle im "Love, Peace & Harmony"-Sumpf untergehen und so zum musikalischen Einheitsbrei mutieren, steigert mein Interesse auch nicht wirklich. "In der Kürze liegt die Würze", heißt es doch so schön - die Magic Numbers sollten jene Redewendung beim kommenden Album unbedingt beherzigen!
Die Stärken des Albums liegen eindeutig im vorderen Teil. "This Is A Song" ist beispielsweise ein wahrhaft guter Einstiegssong - dynamisch leichtfüßig und leidenschaftlich zugleich. Der Track überzeugt mit charmantem Triangel/Glockenklang-Intro und viel Rhythmus. Zwar ist der Opener mit über fünf Minuten Dauer deutlich länger als das übliche Trackformat, doch das stört in diesem Fall aufgrund abwechslungsreicher Struktur, schnellem Tempo in Kombination mit sanft, ruhigem Gesang, nicht. Auch "Take A Chance" zählt zu den wenigen Uptempo-Stücken des Albums, das sich maßgeblich durch langsame Balladensongs auszeichnet. Der Song besticht mit treibenden Gitarren und dynamisch-rhythmischem Bass. Auch der entzückende Backgroundgesang der Schwestern Michele und Angela ist hier ein absolutes Plus.
In "Boy" holen sich die Magic Numbers Unterstützung von einem neunköpfigen Streicherorchester – Ergebnis ist eine federleichte Pop-Ballade über zerbrochene Liebe und Trennungsschmerz. Dabei wirken Melodie und Gesang so lieblich verklärt, dass sie die schwermütigen Lyrics in den Hintergrund drängen. In "Undecided" überrascht Angela erstmals als Leadsängerin und singt mit bluesiger Stimme über nicht erwiderte Liebe, Verzweiflung und Seelenschmerz. Der Song ist stark von einem Basslauf dominiert und von einem melodischen, kanonartigen Refrain gekennzeichnet. Leider wird der Track zu sehr in die Länge gezogen und verliert dadurch an Schwung und Kraft.
Dieser Eindruck beschleicht mich auch beim Hören der folgenden Überlängen-Tracks "Slow Down (The Way It Goes)", "Most Of The Time" oder "Goodnight". "Slow Down" - eigentlich ein sehr angenehmer Downbeat-Song, der den Fokus stark auf Gesang und zurückhaltende Gitarren legt - ist mit sieben Minuten Spieldauer nach gewisser Hörzeit nur noch anstrengend. Nach dem fünften Titel zum Thema Liebe, Herz und Schmerz hängt mir der Harmonie-Pop der Magic Numbers auch zusehends aus den Ohren.
Auch wenn die einzelnen Tracks mit viel Liebe zum Detail arrangiert sind - mehrstimmige Kanongesänge, Melodica, allerlei Percussion, hier und da erklingen Violinen und Cellos, etc. – zuweilen schleicht sich der Gedanke ein, das alles in ähnlicher Form bereits gehört zu haben. Auch wenn der letzte Albumsong "Goodnight" noch etwas peppiger, weil flockiger intoniert als die vielen Balladen, daher kommt, die Augen fallen mir trotzdem zu. Und das liegt sicher nicht nur an den Lyrics des Schlaflieds.
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