Porträt

laut.de-Biographie

Thelonious Monk

Er gilt vielen als der am wenigsten verstandene Jazzmusiker - obwohl über ihn mit am meisten gesprochen wird: Thelonious Monk, Pianist, Komponist, Innovator, Kultfigur. 71 Kompositionen hat er bis zu seinem Ableben am 17. Februar 1982 geschrieben, eine klassischer als die andere. Als Mitbegründer des Bebops geht er in die Annalen des Jazz ein.

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Frühe Jahre - New York, Kirche und Prediger

Schlappe 19 Lenze ist Monk erst alt, als er der Hausband des Minton's Playhouse in Harlem beitritt. Sechs Jahre zuvor war das Wunderkind beim wöchentlichen Musikwettbewerb im Apollo Theater ausgeschlossen worden: Der Junge aus North Carolina führte den Amateurwettbewerb ad absurdum, trat immer wieder an und holte immer wieder ungefährdet den Sieg - ein bisschen zu häufig für die Veranstalter. Zu diesem Zeitpunkt hatte er gerade erst seit zwei Jahren Klavierstunden.

Also braucht der junge Mann einen anderen musikalischen Zeitvertreib, der in der pulsierenden Jazzszene der USA der 1930er und 1940er Jahre nicht sonderlich schwer zu finden war. Wie bei vielen afro-amerikanischen Musikern ist die Kirche eine der ersten Anlaufstelle der Karriere. Monk begleitet den Chor der Baptistengemeinde, in dem auch seine Mutter Barbara Batts singt, und spielt auf ersten öffentlichen Parties. Sein Verdienst ist nur ein kleines Zubrot für die vierköpfige Familie, die vom alleinigen Gehalt seiner Mutter leben muss. Als Monk vier Jahre alt war, waren sie von Rocky Mount in North Carolina nach New York in das Schwarzenviertel Juan Hill umgesiedelt. Den Vater, Thelonious Monk Senior zieht es aus gesundheitlichen Gründen alsbald wieder zurück, er verlässt die Familie.

Thelonious jedoch hat seine Liebe im Big Apple endgültig entdeckt. Duke Ellington, Fats Waller und Earl Hines bestimmen gerade die lokale Jazzszene, James P. Johnson wohnt gar in der direkten Nachbarschaft. Konsequent schmeißt Monk mit 17 die High School und geht mit einer Predigerin auf US-Tour, die ihn mitunter nach Kansas City führt.

Im damaligen Mekka der Jazzszene lernt er Mary Lou Williams kennen, selbst Pianistin und von Beginn an überzeugter Fan Thelonious Monks: "Er benutzte zwar noch viele Standardtechniken, spielte aber schon damals seinen eigenen Stil. Seine modernen Harmonien waren schon da." Zwei Jahre zieht er die Tour durch, die ihn mit vielen anderen Musikern in den unterschiedlichsten Städten bei Jam-Sessions zusammenbringt. Zunächst kehrt er zurück nach New York, gründet sein eigenes Quartett, wird dann jedoch von Schlagzeuger Kenny Clarke für Minton's Playhouse angestellt.

Minton's Playhouse

Der Swing liegt zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Totenbett, Musiker und Zuhörer lechzen nach Innovation abseits des kommerziell ausgebeuteten Mainstreams - und sehen ihre Hoffnungen bei Minton's erfüllt. Zunächst geplant als lose Veranstaltung für junge Musiker, die ihre eigenen Ideen umsetzen wollen, bekommt Monk als Teil der Rhythmussektion bald einen dauerhaften Arbeitsvertrag. Schnell sprechen sich die nicht enden wollenden Sessions in der Stadt herum: Dizzy Gillespie, Charlie Christian, Don Byas und Art Blakey sind nur einige der Namen, die sich regelmäßig auf der Bühne einfinden. Alle spielen ihre Solos im Rahmen von Monks Kompositionen: Der Bebop, die bekannteste und erfolgreichste Spielart des Jazz, entsteht.

"So sehr Monk mitgeholfen hat, den Bebop einzuführen, so sehr hat er jedoch auch seinen eigenen Stil von modernem Jazz eingebracht, dem nur wenige folgen wollten. Während viele Pianisten der Bebop-Ära mit der linken Hand spärliche Akkorde und mit der rechten Hand herausgestellte, schnelle Achtel- oder Sechzehntelnoten spielten, hat Monk eine aktive rechte mit einer fast ebenso aktiven linken Hand kombiniert, die fast das komplette Keyboard umfassten. Und in einer Ära, in der schnelle, dichte und virtuose Solos auf der Tagesordnung standen, war Monk berühmt für seinen gezielten Gebrauch von Platz und Stille", so Robin Kelley, Professor für Anthropologie, African American Studies und Jazz Studies an der Columbia University.

Pechsträhne und zwischenzeitliche Vergessenheit

Nicht jeder kam mit dieser Art zu spielen zurecht, harte Kritik, beinahe Feindseligkeiten schlagen Thelonious Monk entgegen. Doch er ist nicht bereit, sich dem allgemeinen Diktat des Bebops anzupassen. Während andere außerhalb Harlems oder der Stadt bezahlte Engagements an Land ziehen, bleibt er zu Hause und bastelt weiter an seinem eigenen Stil. Seine ehemaligen Mitspieler sahnen den Ruhm und die Lorbeeren ab, Thelonious Monk jedoch gerät fast in Vergessenheit. Zumindest in der Öffentlichkeit, in Teilen der Szene genießt er nach wie vor große Bewunderung. Ein gewisser Miles Davis ist regelmäßiger Gast in Monks Wohnung, um sich seine neuen Stücke anzuhören. Später wird er sie auf der ganzen Welt vor begeistertem Publikum spielen.

Monks eigene Karriere bekommt erst 1947 wieder einen, wenn auch kleinen, Schub, als ihn die beiden aus Nazi-Deutschland geflüchteten Jazzliebhaber Alfred Lion und Frank Wolff zu ihrem eigenen Label Blue Note holen. Einzig der Erfolg bleibt aus. Bemerkenswerten Aufnahmen zum Trotz bleiben beide Teile der "Genius Of Modern Music"-Reihe Ladenhüter. Wenigstens privat läuft es etwas besser, im Jahr des Vertragabschlusses mit Blue Note heiratet er Nellie Smith, mit der er später einen Sohn und eine Tochter haben wird.

Zu allem Überfluss muss er 1951 für 60 Tage in den Strafvollzug. Bei einer Autofahrt mit seinem drogensüchtigen Freund Bud Powell steckt dieser ihm ein Päckchen Heroin zu, um es zu verstecken. Geklappt hat es nicht, bei einer Fahrzeugkontrolle finden Polizisten die Drogen, Monk muss in den Knast und verliert er mit seiner Carbaret Card die Erlaubnis, in Lokalen aufzutreten, in denen Alkohol ausgeschenkt wird. Der Todesstoß für jeden Jazzmusiker, Monk ist psychisch schwer gezeichnet und zieht sich zunächst zurück.

Prestige ist die nächste Station, die Monk nach zwei Jahren ebenfalls frustriert verlässt. Ganze sieben Mal war er in dieser Zeit im Studio, trotz Aufnahmen mit Miles Davis und Sonny Rollins eine höchstens bescheidene Bilanz - vom finanziellen Umsatz ganz zu schweigen.

Das Publikum schließt endlich zu Monk auf

Es klingt makaber, aber erst 1955 als in Charlie Parker ein anderer großer Mann des Jazz von dannen geht und die Tage des Bebops gezählt sind, geht es für den mittlerweile 38 Jahre alten Thelonious Monk endlich bergauf: Mit Riverside Records legt ihm ein Label einen Vertrag vor, das ähnlich wie Blue Note nicht um des Geldes Willen Jazz wie am Fließband produziert, sondern den Künstlern Freiraum gewährt und sie Kunst schaffen lässt. Monk hat endlich ein sicheres Auskommen und die nötige Plattform, um an seiner eigenen Legende zu feilen.

Zur gleichen Zeit erhält er mit gütlicher Hilfe einer Freundin, Pannonica "Nica" de Koenigswarter aus der Rothschild Adelsfamilie, seine Cabaret Card zurück, die er wenig später bereits wieder verliert. Nach einem rassistischen Übergriff in einer Hotellobby wird Monk wieder zu Unrecht des Hausfriedensbruchs beschuldigt. Der Vorfall ist dieses Mal jedoch halb so schlimm, Monk ist angekommen, hat sich etabliert und mit Platten wie "Brilliant Corners" oder "Thelonious Monk Plays Duke Ellington" Erfolge feiern und Fans gewinnen können.

Zuvor konnte er bereits John Coltrane für sein neu geformtes Qunitett gewinnen. Der damals aufstrebende Saxophonist war schwer drogenabhängig und legte sich bei einem Gastspiel mit Amateurboxer und Lichtgestalt Miles Davis an. Monk ergriff die Grunst der Stunde und heuerte Coltrane an. Ebenso hemmungslos gefeierte Kollaborationen mit Johnny Griffin, Sonny Rollins, Art Blakey, Clark Terry oder Gerry Mulligan folgen, 1959 leitet er sogar eine Big Band in der Town Hall. "Es war, als hätte die Jazzhörerschaft endlich zu Monks Musik aufschließen können,", so Robin Kelley.

Das Ende einer ereignisreichen Karriere

Es folgen einige weitere Erfolge in den 1960ern, bevor sich die Musiklandschaft tiefgreifend wandelt. Monk wechselt zu CBS, die ihn auf große Welttournee durch Europa und Asien schicken. Er spielt alle wichtigen Jazzveranstaltungen weltweit und landet sogar als erst dritter Jazzmusiker auf dem Titelblatt des Time Magazines. Eine Ehre, die zuvor nur Luis Armstrong und Dave Brubeck zuteil wurde.

Doch der Rock bahnt sich seinen Weg in die Plattenläden und Radiostationen, die Plattenfirmen springen auf den gewinnbringenden Zug auf und lassen die alten Jazzhasen Ende der 60er/Anfang der 70er reihenweise fallen. CBS geht sogar soweit, den exzentrischen Meister zu bitten, Beatles-Stücke aufzunehmen. Damit ist das Tischtuch endgültig zerschnitten, der Vertrag passé, die Bandmitglieder springen ab.

Thelonious Monk nimmt sich fortan zurück, der 1917 Geborene fühlt sich mittlerweile zu alt, um abermals von vorne zu beginnen. Anfang der 1970er schließt er sich einer All Star Tournee durch Europa mit unter anderem Dizzy Gillespie an. Doch er ist krank, müde und wahrscheinlich sogar kreativ ausgelaugt. Sein letzter öffentlicher Auftritt findet 1976 statt. Knapp sechs Jahre später stirbt er an den Folgen eines Gehirnschlags.

Es bleibt die Erinnerung an einen brillanten Komponisten und Improvisator, der nahezu alle Größen der Jazzmusik irgendwie beeinflusst hat. Lediglich 71 Kompositionen hat er geschrieben - Zum Vergleich: Duke Ellington nennt derer 2000 sein eigen - aber nahezu alle sind Standards geworden. Sieben Jahre nach seinem Tod produziert Clint Eastwood die Dokumentation "Thelonious Monk: Straight, No Chaser", die US-Post kreiert gar eine Briefmarke mit seinem Konterfei.

Zudem wird ein nach ihm benannten Institut gegründet, das sich zur Aufgabe macht, Jazzunterricht zu promoten und einer neuen Generation von Musikern die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Kreativität zu entwickeln. 2006 erhält er gar posthum den Pulitzer Preis für sein Lebenswerk.

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Surftipps

  • Thelonious Monk Institute Of Jazz

    Die Seite des nach Monk benannten Jazzinstituts.

    http://www.monkinstitute.org
  • Homepage

    Hässlich, aber informativ.

    http://www.monkzone.com
  • Deutsche Seite ...

    ... die sich mit Monk befasst.

    http://www.misterioso.de/index.html
  • Diskografie ...

    ... in der wirklich detaillierten Form.

    http://www.jazzdisco.org/thelonious-monk/discography/

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