laut.de-Biographie
Thomas Azier
Thomas Azier macht Musik aus Leidenschaft. Das ist nicht nur eine Floskel, sondern lässt sich an einer Geschichte aus seinem Leben belegen. Während Aziers Zeit in Berlin hatte der 1987 in Holland geborene Künstler kein Bett im Zimmer stehen, dafür aber ein Klavier. "Die ganze Zeit bis ungefähr zu meinem 28. Geburtstag hatte ich nur eine Matratze. Das fand ich ganz nett so, mehr war nicht in meinem Zimmer, nur das und das Klavier. Weil ich das so wollte – heute sehe ich das als meine Spaßperiode an", erzählt Azier im Interview mit depechemode.de. Das Problem während dieser "Spaßperiode" war allerdings, dass Azier sich zwar ganz seiner Leidenschaft widmen konnte, aber kaum jemand seine Musik hörte. Um ein fehlendes Publikum muss sich Thomas Azier heute keine Sorgen mehr machen.
Das LP-Debüt erscheint 2014 noch über Mercury Records. Später gründet Azier sein eigenes Label, das denselben Namen wie sein erstes Album trägt: "Hylas", eine Figur aus der griechischen Mythologie. Eine Werbung für ein Yves Saint Laurent-Parfüm verhilft Azier zu einem ersten Durchbruch, denn die elektronischen Synthie-Klänge von "Red Eyes", entnommen von seiner zweiten EP, untermalen das Katz- und Maus-Spiel der eleganten Protagonisten im Werbefilmchen für den Duftstoff. Beim leidenschaftlichen Kuss gelangt das gekonnt eingesetzte Stück dabei zum Refrain, und es ist kein Wunder, dass sich viele Menschen nach Betrachten dieser Bilder fragten, von welchem Interpreten wohl dieser Song stammt.
Zarte und süße Männerstimmen gibt es in der Musiklandschaft genug, findet Azier. Er selbst lässt diese Power in seiner eigenen Musik nicht vermissen. Azier stört sich auch ein wenig daran, dass moderne Musik häufig "over-produced" ist und stellt daher auf seinem zweiten Album "Rouge" das Klavier in den Vordergrund. Dass es den Holländer, der mittlerweile über zehn Mal und unter anderem nach Paris umgezogen ist, bereits mit dem belgischen Sänger und Produzenten Stromae für die Arbeit an dessen Album "Racine Carrée" ins Studio verschlagen hat, verwundert angesichts der Gemeinsamkeiten wenig. Überraschender hingegen ist die Kollaboration mit Casper, dem Thomas Azier auf "Lilablau" von dessen 2011er Album "XOXO" aushilft.
Sein viertes Album "Love, Disorderly" ist 2020 geprägt von unkontrolliert-improvisierten Ausdrucksformen, ohne die melodische Seite zu vernachlässigen. In Bezug auf den Pop-Einschlag seiner Werke sagt Azier: "Ich glaube schon immer noch fest an die Kraft der Popmusik: Dass sie ein sehr gutes Medium sein kann, um Beobachtungen und Aussagen zu transportieren".
Im Oktober 2023 erscheint ein gemeinsam mit dem Noordpool Orchestra aufgenommenes Live-Album, mit dem Azier zuvor auch ausgiebig auf Tour war. Daneben macht er aber auch immer mal wieder als Produzent auf sich aufmerksam, etwa mit dem neuen Album "Addio" von Faber.
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