laut.de-Biographie
Victoria Monét
Eigentlich sind solche Geschichten eher untypisch. Wenn es Leute in die Musikindustrie verschlägt, kann es sie vor oder hinter die Kulissen spülen. Und setzt sich jemand einmal als Person für hinter die Kulissen fest, dann gilt es irgendwie nicht mehr als schick, sich noch großartig um die eigene Star-Position zu scheren. Aber Ausnahmen bestätigen nun mal die Regel - und Victoria Monét, der große RnB-Durchbruchsstar der Zwanziger, war davor die längste Zeit ein absoluter Industriesoldat.
Wenige Artists haben eine so ausführliche und lange Geschichte vor ihrem tatsächlichen, faktischen Debüt. Bei Monet reicht sie aber bis in die 2000er zurück: Da interessiert sie sich nach dem Kirchenchor vor allem für ihre eigene Tanztruppe, bis ihre Cousine sie dazu überredet, auch mal die eigenen Gedichte in Songform zu wandeln. Über Ecken eines befreundeten Produzenten wird sie ins Handwerk eigelernt und bekommt Kontakt zu einem gewissen Rodney Jerkins, der in Los Angeles gerade das Projekt einer neuen Girlgroup im Sinn hat.
Der findet Monét auch supergut, wäre da nicht ein Problem: Die angedachte Girlgroup Purple Reign (noch ein Stück, bevor Future sein berühmtes Mixtape so nennen wird), wird nie existieren. Sie nehmen Musik auf, aber veröffentlichen sie nicht. Immerhin hängt Monét jetzt aber mit einer soliden Mappe in LA herum und kann sich anderwertig umschauen, ob Leute ihre Talente brauchen können. Tun sie: Einen ihrer ersten Songwriting Gigs bekommt sie bei Diddy, ein wenig später wird es auch musikalisch-menschlich etwas würdiger, wenn sie für Nas an die Regler darf. Das ist 2013. Im selben Jahr bekommen ihre Vocals auf einem T.I.-Album die erste Öffentlichkeit.
Das sind zwei große Namen, darauf aufbauend müsste man doch Solokarriere machen können, oder? Aber nichts da: Ihre erste EP "Nightmares & Lullabies" kommt und geht, es fehlt an überbordendem Interesse. Aber statt sich unterkriegen zu lassen, konzentriert sie sich auf eine neue Bekanntschaft, die schicksalhaft sein soll: 2014 wird sie eine der engsten Songwriterinnen um Ariana Grande, so sehr, dass sie in den kommenden Jahren sogar den Titel ihrer "Geheimwaffe" tragen kann.
Sie arbeiten schon früh zusammen, haben 2016 sogar einen gemeinsamen Benefiz-Song namens "Better Days", Monét begleitet sie auf "Dangerous Woman"-Tour, nachdem sie selbst Opening Act für Fifth Harmony gemacht hat. In kleinen Schritten kommt sie ihrem Ziel näher, selbst ein Star zu werden. Aber erst 2019 gibt es einen großen Schritt nach vorne. Und das ist Ariana Grandes Megahit "7 Rings". Natürlich, Radiohörer*innen werden diesen Song nicht mit Monét in Verbindung bringen. Aber "Thank U, Next" ist das bisher größte Album ihrer Karriere, wahrscheinlich auch das beste - und dass das durchgängig Monéts Handschrift trägt, das bleibt unter den Kennern natürlich nicht unbemerkt.
Im selben Jahr haut Grande dann nochmal einen zu Gunsten von Monét raus: Am Peak ihres Erfolgs gibt es eine Duett-Single namens "Monopoly". Da muss sie sich gedacht haben - "jetzt aber" - und dann ging es wirklich in die Solo-Offensive. 2021 erscheint ihre Debütalbum "Jaguar", je nachdem, wie man zählt, solide zwölf Jahre nach ihren ersten Anstrengungen. Und das fängt dann auch prompt an, Lob und Awards zu sammeln.
Trotzdem kommt der richtige Big-Stepper-Schritt erst in Form des 2023 nachgelegten Sequels "Jaguar II". Darauf befindet sich nämlich die Hitsingle "On My Mama", die sie das erste Mal ganz alleine in die Top 40 der amerikanischen Charts führen soll. Es gibt auch Features mit Lucky Daye oder Earth, Wind & Fire - und es zeichnet sich ab, dass sie damit durchschlagen wird. Bei den Grammys 2023 gewinnt sie den besten neuen Artist und ein paar andere Sachen. Im Jahr darauf legt sie noch einmal eine Deluxe-Verison obendrauf, um den Moment gut zu nutzen.
Und doch: Es wäre an keinem Punkt selbstverständlich gewesen, dass jemand wie Monét trotz allen Talents der Welt den Sprung vor die Kulissen schaffen würde. Es brauchte wirklich schon alles: Extrem gute Musik, unglaubliche Penetranz und die richtigen Connections. Dafür kann man sich doppelt sicher sein: Jetzt, wo sie da ist, geht sie so bald nicht wieder weg.