laut.de-Kritik
Elektronik-Pop auf den Spuren von Seelenluft.
Review von Daniel StraubDas Münchner Label Compost veröffentlicht auf seinem Sublabel Compost Black Label mit beständiger Regelmäßigkeit feine Maxis für diejenigen DJs, die nicht auf der Suche nach dem großen Knall sind, sondern es verstehen, subtiler Höhepunkte in ihre Sets einzubauen. Regelmäßiger Gast auf Compost Black ist auch der Schweizer Artist Zwicker alias Cyril Boehler. Dort hat man auch sein Debütalbum "Songs Of Lucid Dreamers" mit offenen Armen empfangen. Kein Wunder, schließlich sind die zwölf Songs ein musikalisches Kleinod, das gekonnt zwischen poppigem Songwriting und clubbiger Vorliebe für rhythmische Arrangements pendelt.
Eindeutig im Vordergrund steht bei Zwicker jedoch der stimmliche Anteil. Für beinahe alle Songs auf "Songs Of Lucid Dreamers" hat er sich Gastsänger ins Studio geholt. Die Disco als einziger Bezugspunkt für sein Album war Cyril Boehler eindeutig zu wenig, auch wenn Stücke wie "Oddity" mit seiner feinfühlig angefunkten Bassline ganz eindeutig für Bewegungsdrang in der Hüftgegend sorgen. Gleichzeitig achtet er bei seinen Produktionen aber peinlich genau darauf, dass der Groove die Songs nicht dominiert. Neben seinem synthetischen Fundament baut Zwicker allerlei natürliche Instrumentalspuren in seine Songs ein, was entscheidend zum runden Klangbild beiträgt.
Würde man sie demnach auf reine Vocalstücke herunterbrechen, die Songs würden nicht minder gut aussehen. Das liegt zum einen an der genauen Vorstellung, die Boehler schon während des Kompositionsprozesses von seinen Stücken hat. Zum anderen tragen natürlich die Gastsänger einen ganz entscheidenden Teil zum harmonischen und runden Eindruck bei. Dem Einstieg geben die beiden Schweizer Sängerinnen Heidi Happy und Olivera Stanimirov mitunter eine betont naive Note.
Im Anschluss daran hält mit dem dunklen Bariton von Billy Oden eine Deepness Einzug, die wunderbar zur Tribal-Nummer "Dragon Fly" passt. Für den einzigen Instrumental-Track hat sich Zwicker ebenfalls zum künstlerischen Tandem erweitert. An seiner Seite dieses Mal: Matt Didemus, die eine Hälfte des kanadischen Synthie-Pop-Duos Junior Boys, das gerade mit "Begone Dull Care" sein drittes Album veröffentlicht hat.
Nachdem im vergangenen Jahr bereits Beat Solèr alias Seelenluft mit "Birds And Plants And Rocks And Things" gezeigt hat, dass man sich in der Schweiz auf die Verbindung von Club und Pop versteht, legt "Songs Of Lucid Dreamers" nach. Ein schönes Album, das der Schweizer Elektronikszene hoffentlich die Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, die sie verdient hat.
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