laut.de-Biographie
Accept
Denkt man an Metal aus Deutschland, muss man zwangsläufig den Namen Accept erwähnen. Während ihrer erfolgreichsten Phase in den Achtzigern gelten sie als DAS Aushängeschild der deutschen Heavyrock-Szene.
Angefangen hat alles Anfang der Siebziger, als Udo Dirkschneider in Solingen zusammen mit den Gitarristen Michael Wagener und Jan Komet sowie Drummer Birke Hoe die Formation unter dem Namen Band X aus der Taufe hebt. Auf einem semi-professionellem Level mit ständig wechselnden Bandmitgliedern spielen sie einige Jahre Gigs, ohne etwas Entscheidendes zu reißen. 1971 benennen sie sich in Accept um und bringen etwas Ordnung in ihr Line-Up.
Erst als Accept 1976 auf dem Rock am Rhein-Festival auftreten, bekommen sie größere Aufmerksamkeit. Vom Fleck weg unterschreiben sie einen Plattenvertrag und machen sich an die Aufnahmen zum Debüt. Zum Line-Up zählen damals neben Dirkschneider noch Drummer Frank Friedrich, Basser Peter Baltes sowie die beiden Gitarristen Wolf Hoffmann und Gerhard Wahl, den jedoch schon bald Jörg Fischer ersetzt.
Das Ergebnis der Arbeit, schlicht "Accept" betitelt, lässt kaum ahnen, was da noch kommen soll. Eine Produktion fürs Klo und unausgereiftes Songwriting kennzeichnen die ersten Gehversuche der Solinger. Als aber kurz darauf Stefan Kaufmann als neuer Schlagzeuger einsteigt, ändert sich das Bild.
Schon das Nachfolge-Album "I'm A Rebel" stellt eine erhebliche Verbesserung dar, und mit dem von der späteren Knöpfchendreh-Ikone und Ex-Mitglied Michael Wagener produzierten "Breaker" ist auch das eigenständige Profil von Accept zu erkennen: ein derbes Riffbrett der beiden Gitarristen Hoffmann und Jörg Fischer, unterstützt von der Präzision der Rhythmusgruppe von Kaufmann und Baltes und über allem thronend der ureigene Gesang der Röhre Dirkschneider.
Mit dieser Platte ziehen Accept einen weltweiten Deal mit CBS an Land. Den haben sie einer gewissen Gaby Hauke zu verdanken, die sie seit diesen Tagen als Managerin betreut und sämtliche Texte schreibt.
Mit "Breaker" steigern Accept ihren Bekanntheitsgrad und schreiben mit dem Titeltrack, "Son Of A Bitch" und "Burning" gleich drei Songs, die fortan zum ständigen Live-Repertoire gehören. Managerin Gaby zieht für die Jungs einen Support-Slot für Judas Priest an Land. So tourt der Nachwuchs mit dem Metal-Überschiff zusammen durch Europa.
1982 steigt Jörg Fischer vor den Aufnahmen zu "Restless And Wild" aus und wird für Live-Auftritte von Herman Frank ersetzt. Im Studio spielt Wolf sämtliche Gitarren-Parts selbst ein. Ohne zu übertreiben, darf man hier von einem Meilenstein der deutschen Metal-Geschichte sprechen. Das schnelle "Fast As A Shark" und die Hymne "Princess Of The Dawn" sind Hits, die jeder Liebhaber harter Klänge kennen sollte, ja sogar muss.
Ohne eine längere Pause einzulegen, spielen sie schon Ende des Jahres 1982 "Balls To The Wall" ein, das wiederum begeisterte Kritiken erntet und Accept als Markennamen für qualitativ hochwertige Songs weiter festigt. Ende '83 steigt Jörg wieder in die Band ein. Zusammen spielen sie eine Tour durch Europa, Asien und Amerika, bevor sie 1984 auf dem Monsters Of Rock-Festival ihren Triumphzug abschließen.
"Metal Heart" entsteht unter der Regie des Haus- und Hof-Produzenten der Scorpions, Dieter Dirks. So ist es kein Wunder, dass von der Aggressivität einiges verloren geht und die Ecken und Kanten verschwinden. Mancher Fan der ersten Stunde hat bereits genug, aber es gelingt Accept, noch mehr neue hinzu zu gewinnen.
Mit dem nächsten Studio-Album "Russian Roulette" versuchen sie, verlorene Credibility zurück zu gewinnen. Alles in allem klingt das Ergebnis aber nicht unbedingt inspiriert. Zwar sind dies immer noch Accept, wirken aber weniger explosiv als noch drei Jahre zuvor. Zum ersten Mal ist eine Pause fällig, während der Udo Dirkschneider sein erstes Solo-Album "Animal House" aufnimmt - geschrieben und eingespielt wird das Teil vom Rest der Band.
Es folgt der größte Fehler der Bandgeschichte. Nachdem Jörg erneut Tschüss sagt, orientiert sich der Rest der Band an seichterem Hardrock amerikanischer Prägung. Da Udo alles andere als geeignet für diese Stilrichtung ist, brauchen sie Ersatz.
David Reece heißt der neue Mann, und das Ergebnis "Eat The Heat" ist mit Abstand das schlechteste und grauenhafteste, was je unter dem Namen Accept das Licht der Welt erblickt. Kommerziell wie künstlerisch gerät diese Scheibe zum absoluten Flop. Kurz darauf ist die Band erst einmal Geschichte, und die Mitglieder gehen vorerst ihre eigenen Wege.
Allein der geschasste Dirkschneider hält mit U.D.O. seine Musikkarriere konstant am Laufen. Wolf Hoffmann vertreibt sich die Zeit als Fotograf, und Stefan Kaufmann produziert sogar zwei Scheiben von U.D.O.
Gaby Hauke ist es zu verdanken, dass es doch noch zu einer Reunion kommt, wenngleich Wolf die Gitarre allein schwingt. 1993 erscheint mit "Objection Overruled" ein solides Album, das alle wieder versöhnt. Auch die Nachfolger "Death Row" und "Predator" präsentierten Accept wieder in alter Frische, wenngleich auf letzterer Scheibe Michael Cartellone die Drums einspielt und Basser Peter Baltes ein paar Nummern einsingt. Das schmeckt dem Sänger nur bedingt. Schon tauchen wieder Spannungen auf.
Bald darauf ist schon wieder Schluss. Mit einem letzten Konzert in Japan verabschiedet sich eine der besten deutschen Metal-Bands, die es je gab, von der Bühne. Udo macht wieder solo weiter, und Drummer Stefan Schwarzmann spielt von Helloween, über Paradox bis hin zu Running Wild so ziemlich bei jeder wichtigen deutschen Metalband einmal mit.
Doch scheinbar nimmt man sich KISS zum Vorbild, denn 2004 kommt der Rücktritt vom Rücktritt. 2005 treten Accept bei diversen Sommerfestivals auf und begeben sich mit dem zweiten Gitarristen Herman Frank anschließend nach Japan - wo sich ihre Wege erneut trennen. Udo hat die Schnauze endgültig voll und zieht sein Ding nun konsequent mit U.D.O. durch.
Die anderen Musiker wollen sich mit der Situation aber nicht auf Dauer abfinden und starten 2009 den nächsten Angriff. Nachdem Dirkschneider dem Unterfangen aber eine klare Abfuhr erteilt hat, schauen sich die verbliebenen vier Mitglieder nach einem Kerl um, der über eine ähnliche Reibeisenstimme verfügt.
Den finden sie tatsächlich im ehemaligen TT Quick-Fronter Mark Tornillo. Mit ihm zusammen nehmen sie ein neues Album namens "Blood Of The Nations" auf, das sich nach der Veröffentlichung im August 2010 international in den oberen Etagen der Charts platziert.
Accept sind wieder obenauf. Auch das zweite Album nach der Reformierung, "Stalingrad", löst im Jahr 2012 Begeisterungsstürme aus. Plötzlich sind die Hallen wieder voll, und sogar renommierte internationale Medien wie CNN, Financial Times, BBC News und die New York Times berichten von dem ehemaligen Flagschiff der deutschen Heavy Metal-Szene.
Wieder zwei Jahre später verpassen die Mannen um Gitarrenhexer Wolf Hoffmann ihrem Ex-Sänger Udo Dirkschneider in Form des Albums "Blind Rage" eine weitere schallende Ohrfeige. Der hatte sich im Jahr 2009 noch kritisch über die Reunion geäußert. Doch mit "Blind Rage" und "The Rise Of Chaos" beweisen Accept endgültig, dass sie auch ohne ihr ehemaliges Aushängeschild zu Großtaten in der Lage sind. Nach Letztgenanntem setzen Accept Gitarrist Herman Frank und Schlagzeuger Stefan Schwarzmann vor die Tür. Ersatz finden sie mit Uwe Lulis (Gitarre) und Christopher Williams (Schlagzeug).
Gerade, als es so richtig rund läuft und ein Wacken-Auftritt auf DVD erscheint, verkündet zudem Bassist und Gründungsmitglied Peter Baltes seinen Abschied - ohne böses Blut. Accept machen dennoch weiter.
1 Kommentar
ein Update zum neuen "Balls To The Wall" Album wäre nice! Ich find Udo und seine (ex)Kombo zwar erst seit "Hungry Years" in der internationalen Szene vertreten, jedoch bieten alte Nummern, sowie das neue Album einige Feinheiten!