laut.de-Biographie
Animal Collective
Im Reigen der New Yorker Bands rund um The Rapture und Black Dice nehmen Animal Collective eine Sonderstellung ein. Mit ihren vielschichtigen, improvisierten Soundcollagen greifen sie Ideen des Psychedelic-Sounds der 70er Jahre wieder auf.
Die Ergebnisse präsentieren sich mal stark elektronisch und effektreich angereichert wie bei dem Longplayer "Here Comes The Indian", mal steht ein akustisches Klangbild wie bei "Campfire Songs" im Vordergrund. Egal ob elektronisch oder akustisch, Animal Collective verstehen sich als Popband im besten Sinne. Die Liebe zur Melodie steht über allen Fragen des Arrangements und der Instrumentierung.
So taugen die freundschaftlichen Bande zu Black Dice und The Rapture auch weniger für eine musikalische Einordnung von Animal Collective. Neben Pink Floyd oder den späten, unter LSD-Einfluss schon deutlich verschobenen Beach Boys bieten sich Stereolab und Lali Puna als Vergleichspunkte für das Animal Collective an.
Mit gerade erwähnten Bands in einer Liga zu spielen, war der High School-Traum von David Portner aka Avey Tare, Noah Lennox alias Panda Bear, Brian Weitz, der unter dem Pseudonym The Geologist firmiert und Conrad Deaken, der unter dem naheliegenden Spitznamen The Deaken sein Unwesen treibt. Nach jahrelangem Tapetausch und verschiedenen gemeinsamen Bands, die bis ins Jahr 1992 zurückreichen, nimmt das Projekt der vier Freunde aus Baltimore Ende der 90er konkrete Formen an. Panda Bear und Avey Tare gründen die Band in Baltimore irgendwann um das Jahr 1999. Noch als Duo veröffentlichen die beiden 2000 das Debütalbum "Spirit They're Gone Spirit They're Vanished", bevor bei den Aufnahmen zum Nachfolger "Danse Manatee" im Jahr darauf The Geologist zu Animal Collective stößt, die ihren Wohnsitz in der Zwischenzeit nach New York verlegt haben.
Die episch-hypnotischen Soundkollagen in Verbindung mit den wilden Kostümen, die die Band bei Liveauftritten trägt, verschaffen ihr schnell ein gutes Maß an Aufmerksamkeit. 2003 releast das britische Label Fat Cat die ersten beiden Animal Collective-Alben im Rahmen seiner Splinter Series. Gleichzeitig hebt die nun zum Quartett angewachsene Band ihren Elektronik-Folk-Pop mit dem dritten Longplayer "Here Comes The Indian" auf ein bisher nicht gekanntes Level und veröffentlicht die 40 minütige Improvisation "Campfire Songs".
2004 sind Animal Collective wieder auf Fat Cat zu Gast. Dieses Mal mit dem neuen Album "Sung Tongs", dem bislang anspruchsvollsten Material der vier New Yorker. Der Improvisationscharakter wird zugunsten der Songstruktur zurückgenommen, was dem Popappeal des Albums zuträglich ist.
Ihr Kumpel Kieran Hebden stellt sie im selben Jahr der legendären Folk-Sängerin Vashti Bunyan vor. Deren 1970er-Album "Just Another Diamond Day" gilt als eines der einflussreichsten Werke der alternativen Folk-Szene. Aus der Bekanntschaft entsteht eine innige Freundschaft, die in gemeinsamen Songs mündet. Vashti singt mit dem Kollektiv drei Songs ein, die ihren Weg auf die 2005 erscheinende EP "Prospect Hummer" finden. Anscheinend haben die Jungs den kreativen Spirit von Bunyan wachgeküsst, denn sie entschließt sich, wieder ein Album ("Lookaftering") aufzunehmen. Und das nach einer über dreißigjährigen Pause!
Nach diesem Intermezzo widmen sich Animal Collective wieder einem Album. Im Oktober 2005 erscheint mit "Feels" ihr insgesamt siebtes, rechnet man "Hollinndagain" mit ein, das in einer Kleinstauflage von 300 Exemplaren 2002 erschien und deren Cover jeweils handgemachte Unikate waren. "Feels" beschreiben die Musiker als ihr Liebes-Album. Verständlich, da doch jeder der neun Songs eine Ode an die zwischenmenschlichen Beziehungen ist.
Da die Songs auf "Hollinndagain" auf keinem Tonträger mehr offiziell erhältlich sind, veröffentlichen sie die Scheibe nochmals neu. Im September 2007 kommt dann mit "Strawberry Jam" wieder neues Songmaterial in die Läden.
Es folgt eine ausgiebige Tour durch Europa und Amerika, bevor sie sich an die Arbeit für "Merriweather Post Pavilon" machen, das schließlich 2009 erscheint. Nebenbei arbeitet die Band schon 2006 an einem 'Visuellen Album' mit dem Namen "ODDSAC": Eine Art Musikfilm unter der Regie von Danny Perez, der visualisieren soll, was Animal Collective-Hörer fühlen, wenn sie der Musik lauschen. Die psychedelische Synthese aus Bild und Ton läuft 2011 in amerikanischen und europäischen Kinos an.
Ein Jahr später erfreut das Kollektiv die Fans mit "Centipede Hz". Nachdem er sich für "Merriweather Post Pavilon" und die zugehörige Tour zurückgezogen hat, arbeitet Gründungsmitglied Deakon an diesem Album wieder mit. Es folgt nach den EPs "Transverse Temporal Gyrus" und "Monkey Been To Burn Town" 2013 eine etwas längere Pause, die mit der Veröffentlichung des Live-Albums "Live At 9:30" 2015 endet. Im selben Jahr erscheint mit "Painting With" ein neues Studioalbum. Mit "The Painters" kommt 2017 außerdem noch eine ergänzende EP in die Läden. Zudem veröffentlicht das Kollektiv im selben Jahr zum Record Store Day noch eine weitere EP namens "Meeting Of The Waters". 2018 folgt dann mit "Tangerine Reef" das zweite visuelle Album der Amerikaner. Auf dem finden sie wieder eine klare Linie. Diese verfolgen sie auch 2022 mit dem nächsten Studioalbum "Time Skiffs" weiter. Dazwischen arbeiten besonders Deakon und Geologist an der Filmmusik zu Marnie Ellen Hertzler's Debüt-Film "Crestone", die ein Jahr zuvor erscheint.
Bei aller Kreativität bleibt jedoch das Familienleben der einzelnen Mitglieder nicht auf der Strecke.
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