laut.de-Kritik

Experimenteller Marmeladen-Pop mit Brausepulver.

Review von

Gleich mit dem ersten Song "Peacebone" basteln Animal Collective aus einem verzerrten Fiepen ein Monster von einem Track. Zuerst wackelt das Beat-Skelett los, dann gibt Avey Tare dem Ganzen die Stimme, und schließlich setzt eine an Magenknurren erinnernde Gitarre ein.

Die Auferstehung des Psychedelic Rock der Vergangenheit bedeutet den magischen Pop der Gegenwart: "An obsession with the past, and if a few things are related to the old time, then we did believe in magic…" Ein Fünf-Minuten-Stück, das Spaß macht.

Munter bis bizarr geht es weiter. Im geschlechtsverwirrten Stil einer Prinzessin kreischt sich Sänger Avey Tare durch Mitsummmelodien, die er größtenteils mit Bandkollege Panda Bear geschrieben hat.

Strawberry Jam ist Animal Collectives siebtes Album in sieben Jahren und deutlich zugänglicher als die Vorgänger. Weil es eben nicht nur spielen möchte, sondern eine ganz eigene Schönheit besitzt. Fast wie damals beim Kindergeburtstag mit Verkleiden: Alles will rosa Prinzessin sein und springt wild umher.

"Fireworks" regnet auf den Hörer nieder mit seinem treibenden Rhythmus und leuchtenden Keyboardfolgen, die als Fragmente am Pop-Firmament aufblitzen. Und zwar inklusive groteskem "Uuuuh"-Hintergrundgesang und Rasseln.

Das Album endet schließlich mit einer Extraladung Bombast, alles übereinander werfend wie bei der größten musikalischen Kissenschlacht. "Strawberry Jam" entpuppt sich nicht nur als lecker wie Erdbeermarmelade, sondern prickelt gleichzeitig wie Brausepulver - unbedingt probieren!

Trackliste

  1. 1. Peacebone
  2. 2. Unsolved Mysteries
  3. 3. Chores
  4. 4. For Reverend Green
  5. 5. Fireworks
  6. 6. #1
  7. 7. Winter Wonder Land
  8. 8. Cuckoo
  9. 9. Derek

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9 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    ich lasse mich zwar gern vom gegenteil überzeugen, jedoch habe ich noch nie so einen HASS auf eine live-performance bzw. live-band gehabt, wie auf diese herren hier. zweitausendvier als vorband von múm in köln, aaaaaaah wäre fast zum sniper mutiert. die waren dermaßen breitstoneddichthackemuff auf der bühne, haben ihre amps immer immer immer lauter gedreht, rumgeschrien, ganz viel uninspiriertes noise aus ihren klampfen gezwungen und zwischendrin mit hasenmasken hantiert, über kabel gestolpert etc..

    hab mir irgendwann nurnoch die ohren zugehalten und einen auf mismutigen banausen gemacht. die konnten mich mal. dafür haben múm nachher wenigstens für alles entschädigt.

    so.

    neues album ist gut, ja?

  • Vor 17 Jahren

    also ich habe mich etwas verliebt. UND die stimme bei #1 hört sich an wie david bowie. UND das artwork ist fantasèsk (vor allem bei der schallplatte, da kommen diese high resolution erdbeermarmelade (http://atlanta.creativeloafing.com/binary/…) bilder echt schnieke). UND winter wonder land manifestiert sich auch gerade als zeimlicher höhepunkt.

    [size=10:ff50d2849c]And if you don't believe in fantasy
    Then don't believe in fantasy
    Do you not believe in fantasy because it gets you down?
    If you don't believe it's raining
    I won't tell you that it's raining
    Do you not believe it's raining just because it gets you down?
    And if you don't believe in happiness
    Then don't believe in happiness
    Don't believe in happiness, but then you might be down
    If you don't believe you're dying
    Then don't believe you're dying
    Do you not believe you're dying just because it gets you down?[/size:ff50d2849c]

  • Vor 16 Jahren

    Hab mir die Platte gestern geholt und muss sagen das sie zurecht von vielen hochgelobt wurde.
    Eindeutig eines der Highlights 2007...

    Die ersten Durchläufe konnten mir nur ein nüchterndes Schmunzeln bereiten, doch irgendwann ist dann der Dreh raus gewesen und plötzlich war die Platte einfach nur ein Meisterwerk. Alles so wunderschön, experimentell, verzerrt, verdreht und doch so leicht... Einfach herrlich.
    Derzeit nur auf Dauerrotation.

    Braucht zwar Zeit, aber es lohnt sich.