laut.de-Kritik

Eine der besten Hip Hop-Platten des Jahres!

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Es scheint bezeichnend für die kreative Krise im Hip Hop, dass eine der besten Platten des Genres in diesem Jahr aus Minneapolis kommt und auf einem Label erscheint, welches bislang fast ausschließlich für hochwertigen Punk bekannt war: Epitaph! Atmospheres "Seven's Travels" walzt mit seiner unglaublich runden Mischung aus wahnsinnigen Samples und dichten Raps schlicht und ergreifend alles platt, was sich da momentan auf der Bühne des Hip Hop tummelt.

Leutchen wie 50 Cent & Co wirken gegen Atmosphere in etwa noch so "real" und "credibel" wie Wolfgang Petry. "Seven's Travels" erfüllt einfach alle Kriterien für ein grandioses Album, bei welchem die Halbwertszeit länger währt als die komplette Karriere manch anderer im Rap-Biz.

Auch wenn es im Opener "History" noch entspannt zugeht, so lässt doch der erste Basslauf schon erahnen, dass hier etwas ganz Großes im Anrollen ist. Und wirklich, "Trying To Find A Balance" rockt dermaßen gewaltig, dass die Hip Hop-Kiddies von Viva besser zur Seite gehen sollten, um nicht unter die Räder zu kommen. "Bird Sings Why The Caged I Know" ist die nächste Kugel, die dem Hörer um die Ohren fliegt und wiederum voll ins Schwarze trifft. Beim groovenden "Reflections" wird es zum ersten mal ein wenig ruhiger, und leichte Parallelen zu Jurassic 5 sind zu erkennen.

Wirkliche Brüder - nicht nur im Geiste - sind aber eher die Def Jux-Leute um El-P, Aesop Rock und RJD2, wie spätestens bei "Gotta Lotta Walls" deutlich wird. Auch Atmosphere bieten Underground Hip Hop, der sich nicht wie sein großer reicher Bruder schwachsinnig selbst kasteit, nur damit am Ende die Kasse stimmt. Sie rappen bei "The Keys To Life Vs. 15 Minutes Of Fame" auch mal über südamerikanische Rhythmen, jagen "Suicidegirls" durch den Verzerrer, und "Cats Van Bags" artet zur fiesen Noise-Orgie aus.

Eine der Stärken des Albums ist ganz klar MC Slugs kraftvolle Stimme, die über die komplette Distanz immer passend wirkt, den Songs etwas Druckvolles und Zwingendes verleiht und trotzdem immer angenehm ins Ohr geht. Außerdem versteht es Slug, kleine Geschichten zu erzählen, wie beispielsweise in "Shoes", was anderen MCs vollkommen abgeht. Auch "National Disgrace" wird erst durch Slugs Organ zum treibenden Ohrwurm.

Das wundervolle "Denvermolorado" läutet mit sanften Streichersamples die Endrunde auf "Seven's Travels" ein, in der Slug und der für die Beats verantwortliche Ant die Speed Control einschalten und den Wagen einfach rollen lassen. "Good Times (Sick Pimpin')" gleitet absolut relaxed in Richtung Sonnenuntergang, bevor mit "Always Coming Back Home To You" die Platte ihren würdigen Abschluss findet. Wie heißt es so schön im Opener: "Atmosphere finally made a good record". Besser kann man's nicht ausdrücken.

Trackliste

  1. 1. History
  2. 2. Trying To Find A Balance
  3. 3. Bird Sings Why The Caged I Know
  4. 4. Reflections
  5. 5. Gotta Lotta Walls
  6. 6. The Keys To Life vs. 15 Minutes Of Fame
  7. 7. Apple
  8. 8. Suicidegirls
  9. 9. Jason
  10. 10. Cats Van Bags
  11. 11. Los Angeles
  12. 12. Lift Her Pull Her
  13. 13. Shoes
  14. 14. National Disgrace
  15. 15. Denvemolorado
  16. 16. Liquor Lyles Cool July
  17. 17. Good Times (Sick Pimpin)
  18. 18. In My Continental
  19. 19. Always Coming Back Home To You

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