Porträt

laut.de-Biographie

Bbou

"Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Hochdeutsch gesprochen habe", sagt Bbou. Er sagt es natürlich nicht auf Hochdeutsch. Wenn dieser Mann den Mund auftut, fällt breitester Oberpfälzer Dialekt heraus.

Bbou - Grod Schey Is
Bbou Grod Schey Is
Scheißt der Bbou in den Wald?
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Das Licht der Welt erblickt er 1986 unter dem eigentlich auch schon zuckersüßen Namen Michael Honig in Hirschau. In einem Dorf im Kreis Amberg verbringt der Michl Kindheit und Jugend und bleibt auch später da hängen. Das Landleben taugt ihm. Auch, wenn er gerne feiern geht, fühlt er sich doch da am wohlsten, wo er auf die wenigsten Menschen trifft.

Wie die meisten Jungs sucht er mit 14, 15 Jahren nach einer Möglichkeit, um sich auszudrücken. Wie so viele, findet er sein Sprachrohr im Hip Hop. Zunächst rappt er Zeilen vom Blumentopf oder Kool Savas nach, um auf dem Schulhof Eindruck zu schinden. Bald geht er jedoch dazu über, eigene Texte zu schreiben.

Dabei stellt er ziemlich schnell fest: Die Schriftsprache funktioniert für ihn nicht. Er muss so rappen, wie der Schnabel gewachsen ist: "Ich will nur ich selber sein", erklärt er. "Ich will was erzählen, und das kann ich nur in meiner Sprache." Dass er damit über die Jahre zu einer Art Botschafter für bairisches Kulturgut aufsteigt: netter Nebeneffekt.

Seine Musik betrachtet Michl, der sich den Bühnennamen Boarischa Bou - kurz: Bbou - zulegt, lange Zeit nur als Freizeitbeschäftigung. Zehn Jahre lang arbeitet er Vollzeit in einer Metallgießerei, seine Tracks und Alben stellt er in dieser Zeit bedenkenlos zum kostenlosen Download bereit.

Erst, als der Betrieb Ende 2015 Insolvenz anmeldet und Bbou infolgedessen seine Stelle verliert, macht er die Kunst zu seiner Hauptaufgabe. "Mal sehen, ob ich mich damit über Wasser halten kann", verkündet er unbekümmert.

Sich allzu viele Sorgen zu machen, entspricht ohnehin nicht seinem entspannten Naturell, auch wenn es in seinen Texten oft um Dinge geht, die ihn im Positiven wie im Negativen zum Nachdenken bringen. "Das Leben, die ganze Welt, ist eh so ernst", sagt er. "Da muss man sich nicht so ernst nehmen." Er versuche lieber, gute Laune zu verbreiten und den Menschen ein gutes Gefühl zu verschaffen.

Immer wieder kooperiert Bbou, die lokale Szene ist übersichtlich, mit seinen Oberpfälzer Kollegen Liquid und Maniac. Mit ersterem fabriziert er 2013 das Kollabo-Album "Bavarian Wasted Youth", zweiterer tritt als sein Produzent und Featurepartner in Erscheinung, unter anderem bei Bbous Album "Es Gibt Nix Bessas Wey Wos Guads" von 2014.

Selbiges erscheint, wie auch der Nachfolger "Idylle" von 2016, beim Münchener Weltmusik-Label Out Here Records. Den Kontakt hat ein Freund geknüpft, der schon länger fand, Bbous Ergüsse seien zu schade, um sie weiterhin gratis unter die Leute zu werfen.

Ob die Erträge reichen, um sich über Wasser zu halten, ist nicht überliefert. Bbou spielt jedenfalls Konzerte und Festivals. Zu Klima- und Artenschutzfragen positioniert er sich, naturverbundener Dude, der er ist, natürlich stets auf der Seite von Flora und Fauna.

Beides ist auch noch Thema, als er Anfang 2023 wieder ein Album ankündigt. "Grod Schey Is" erscheint, wie versprochen, im Sommer, und birgt entspannten Sound fürs Lagerfeuer, mit dem Bbou seine Selbstbeschreibung als "Hippierapper und Haschprediger aas da Oberpfalz" voll untermauert.

"Ich war am Anfang sehr derb", blickt Bbou auf seinen Werdegang zurück. "Das hat sich aber gelegt." Ein Blatt nimmt er deswegen noch lange nicht vor den Mund. Der besseren Verständlichkeit wegen von seiner Mundart abrücken, kommt ebenfalls nicht in die Tüte: "Man is' koa Bauer, nur weil ma im Dialekt redt", betont er. "Man kann do stolz drauf sein."

Alben

Bbou - Idylle: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2016 Idylle

Kritik von Dani Fromm

Zwei Mittelfinger für die Angepassten. (0 Kommentare)

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